Ein ganz kleines bisschen quält mich schon das schlechte Gewissen. Denn eigentlich hatte ich ja selbst beschlossen, dass es keine Fahrzeugrestaurationsprojekte mehr geben soll. Dennoch steht seit letzter Woche ein "neues, altes" Fahrzeug unter dem Carport vor unserer Haustür. Tatsächlich ist es 41 Jahre alt und einachsig. Wie... einachsig? Was soll das denn Seltsames sein? Na, ist doch ganz einfach: ein Anhänger! Genau genommen ist es ein Wohnwagen. |
||||||
Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an meine Reise zum Kampeerweekend im September 2023. Damals zog der kleine Wohnwagen KIP Kompakt KK300 vom holländischen K 70-Paar Barbara und Jaap van Riesen meine Aufmerksamkeit auf sich. Er ist gerade mal so groß, dass meine 2 Meter und 5 darin liegen können und im Weiteren ist er ein vollwertig ausgestatteter Wohnwagen. Das erstaunliche an ihm ist, dass er sehr leicht ist, er bringt nämlich maximal nur 750 Kilo auf die Waage. Außerdem steigt seine Front aerodynamisch günstig schräg an und ist letztendlich kaum 2 Meter hoch. Unter diesen Gegebenheiten dürfte sogar ein K 70 mit ihm zurecht kommen. |
||||||
|
||||||
Im letzten Sommerurlaub verbrachten wir ja ein paar Tage auf dem Campingplatz "Happy Holiday" in Ellenz-Poltersdorf an der Mosel. Dabei fiel uns auf, dass uns ein Wohnwagen durchaus nützlich sein könnte. Nicht, dass wir den Platz im REDSTAR nicht zu schätzen wüssten. Mit einem Wohnwagen hätten wir jedoch noch mehr Platz, könnten ihn immer vor Ort stehen lassen und mit unserem T3 Tagesausflüge unternehmen. Auch für den REDSTAR wäre ein kleiner Wohnwagen technisch kein Problem, schließlich ist er ja sogar mit SICILIANO über viele tausend Kilometer zurecht gekommen. |
||||||
Letztes Jahr an der Mosel |
||||||
Dennoch ist uns ein Huhn ins Netz gegangen! Nach einer Besichtigungstour durch Ostwestfalen, Ostfriesland und Hannover entschieden wir uns für einen KIP Kompakt KK400 aus dem Jahr 1983 aus Neustadt am Rübenberge. Dieses Modell ist tatsächlich wenige Zentimeter größer als der KK300, noch angemeldet, muss erst im Mai nächsten Jahres wieder zu Hauptuntersuchung und Gasprüfung, verfügt über eine kleine Photovoltaikanlage sowie einen Flatscreen-TV an einer Satelliten-Anlage. Auf den ersten Blick macht der Wagen einen altersentsprechenden aber dennoch ordentlichen Eindruck. Auch der Preis passt. |
||||||
|
||||||
Zuhause angekommen steht zunächst mal eine gründliche Reinigung der Außenhaut auf dem Programm. Offenbar war das Gefährt bisher nur unter freiem Himmel abgestellt. Ein moosiger oder algiger Belag lassen jedenfalls darauf schließen. Front- und Heckscheibe sind dicht, weisen aber altersentsprechende Beschädigungen und klägliche Reparaturversuche mit Silikon (o.ä.) auf. Alle anderen Fenster sind okay. Das Aufstelldach lässt sich problemlos öffnen - doch auch hier sind natürlich Spuren der vergangenen Jahrzehnte zu erkennen, das Fliegengaze ist auf beiden Seiten eingerissen. Alle Möbel sind mit einer Folie im Holzdesign beklebt. Auf der gläsernen Kühlschranktür kleben Bilder von Fußbällen. Die Polster der Sitzbänke laden nicht wirklich dazu ein, darauf zu nächtigen. Alle Gardinen und Vorhänge (wenn man sie überhaupt so nennen mag) werden augenblicklich des Wagens verwiesen, sie werden in Kürze durch Rollos ersetzt. Ob die Photovoltaikanlage wirklich funktioniert, wage ich nach der Sichtung der Batterien (normale Starterbatterien) zu bezweifeln. Der Laderegler blinkt zwar lustig und zeigt irgendwelche Zahlen und Symbole - aufschlussreiche Informationen bleiben aber aus. Eine dieser Anzeigen erhellende Bedienungsanleitung ist leider nicht zu finden. |
||||||
Als nächstes stelle ich fest, dass sich die Elektrik des Wohnwagens noch ein wenig gegen ihre Funktion sträubt. Dazu verbinde ich die mitgelieferten Bestandteile in Form einer Kabeltrommel und einer CEE-auf-Schuko-Kupplung mit der Außensteckdose. Doch weder der Kühlschrank noch mein mitgebrachtes Kofferradio, noch irgendeine Beleuchtung funktionieren. Im Kleiderschrank befindet sich ein Sicherungskasten, doch dort sind alle Schalter auf "on". Irgendwann wird mir klar, dass der 230 Volt-Betrieb erst möglich ist, wenn ich die 12 Volt-Verbindung zum Zugfahrzeug trenne. Ergebnis: der Kühlschrank läuft, das Licht lässt sich schalten und auch mein Radio gibt laut. |
||||||
Ein paar Tage später bleibt mein Blick beim Öffnen der Wohnwagentür direkt an den Fußball-Aufklebern auf der Kühlschranktür hängen. Beim genauen Inspizieren der Tür stelle ich fest, dass sich die Aufkleber im Inneren der doppelt verglasten Scheibe befinden. Außerdem wird klar, dass dieser Kühlschrank eine Party-Minibar und offenbar nicht thermostatgeregelt ist d.h. dauerhaft läuft. Im Wohnwagen einen 230 Volt-Kompressor-Kühlschrank ständig laufen zu lassen, lässt einen hohen Stromverbrauch erwarten. Deshalb zieht dieser Kühli leider aus. Bei seinem Ausbau entdecke ich auf beiden Seitenteilen des Gerätes eine schwarz-rot-goldene Beklebung - passend zur Fußball-Europameisterschaft biete ich nun also einen Minibar-Kühlschrank zum Verkauf an. Ein passender Absorber-Kühlschrank wird stattdessen Einzug halten. |
||||||
|
||||||
Apropos Dach: dort wird es zukünftig eine Dachhaube geben. Sie bringt ein wenig mehr Licht und regengeschützte Lüftung.
Im Außenbereich entferne ich zahlreiche nachträglich unprofessionell angebrachte Silikonabdichtungen. Die ungeeigneten Dichtmassen kleben teilweise wie Honig und binden daher Staub und Dreck - mal abgesehen davon, dass grobmotorisch breit aufgeschmierte Dichtmassen katastrophal aussehen. Ziel ist es jedenfalls, dem Wohnwagen "unten rum" ein neues Farbkleid zu geben, denn die ausgeblichenen, verwitterten roten Streifen lassen sich abrasiv sogar mit trockenem Tuch abtragen. Bis zur Linie unterhalb der Fenster soll das Fahrzeug daher rundum zukünftig blau-anthrazit werden. Das Vorbild - Wie es uns gefällt |
||||||
|
||||||
| ||||||
14. Juli: zwei Wochen später - work in progress - Bilder von der "Baustelle" | ||||||
21. Juli: FERTIG! Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist das Projekt "KIP KK 400" damit abgeschlossen! |
Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die hier erzählt wird.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Sonntag, 30. Juni 2024
Projekt "HUHN"
THEMATIK:
KIP-Wohnwagen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen