Mittwoch, 30. August 2023

Urlaub an der "Kleinen Maas"*

Als "Kleine Maas" wird der Fluss Mosel bezeichnet

HAPPY HOLIDAY

Da möchte man im Urlaub ein wenig Ruhe einkehren lassen und landet zwecks dessen über 400 Kilometer weiter südlich auf dem an sich beschaulichen Campingplatz "Happy Holiday" im lediglich knapp 850 Seelen zählenden rheinland-pfälzischen Örtchen Ellenz-Poltersdorf (ist dieser Name Programm?) unmittelbar an der Mosel, direkt gegenüber der Jahrhunderte alten Burgruine Metternich in den Weinbergen über Beilstein.

Die meisten der Menschen, die hier augenscheinlich nicht ihren ersten Sommer verbringen, sind belgischer Staatsangehörigkeit, auch einige Niederländer und ein paar Deutsche verbringen ihren Urlaub hier zumeist in Wohnmobilen oder Wohnwagen. Speziell die Wohnwagen (... eigentlich trennt sich hier bereits die Spreu vom Weizen: heute brettert man vorzugsweise mit reisebusgroßen Mobilehomes mit 120 km/h und mehr über Autobahnen - ein normaler Wohnwagen darf ja sonderzugelassen maximal nur mit 100 km/h unterwegs sein!) stehen etwa einen halben Kilometer direkt entlang des Flusses und gehören Dauercampern, die für ein ansehnliches Sümmchen ihr mobiles Bleibe das ganze Jahr hier abstellen dürfen. Im Winter müssen sie ihren Standplatz allerdings komplett räumen, weil sonst die Mosel bei Hochwasser ihr Tribut fordern könnte. So bekommen halt auch diese Anhänger regelmäßig Bewegung.


Gegenüber des Campingplatzes thront Burg Metternich

LÄRM

In den zehn Tagen unserer Anwesenheit bemerke ich, dass Belgier ihre Wohnwagen offenbar rationell teilen oder verleihen. Sollen sie machen - für mich wäre das nichts!

Was mich allerdings enorm an ihnen nervt ist, dass die Erfinder der Pommes und Pralinen ständig - zuweilen auch in Gruppen gröhlend NACHTS! - und ohne Unterlass in wirklich aufdringlicher Lautstärke palavern. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie Romanisches Lothringisch, Champenois, Limburgisch, Luxemburgisch, Ripuarisch, Picardisch oder Wallonisch sprechen. Ihre eigentlichen Amtssprachen Belgisches Niederländisch (Flämisch), Belgisches Französisch oder sogar (selten) Deutsch machen dieses Sprachwirrwar jedenfalls weder hörenswerter noch sonderlich angenehmer. Außerdem:

Das Grauen der modernen Menschheit: SELBSTWACHSENDES GRAS

Wo ich schon dabei bin: offensichtlich haben die westlichen Nachbarn einen ausgeprägten Hang zur ausgiebigen Rasenpflege. Es vergeht wirklich kein Tag, an dem nicht schon gleich morgens rücksichtslos mit dem eigenen Rasenmäher um den Wohnwagen oder das Wohnmobil herumgeknattert wird. Ganz ehrlich: mir persönlich würde ja etwas fehlen, wenn ich in den Urlaub nicht auch meinen Rasenmäher mitnehmen könnte. Und natürlich auch einen Rasentrimmer braucht man unbedingt, also am liebsten so einen Wildmäher mit Nylonschnüren unten drunter! SSSIIIRRRR SSSIIIIIRRR!!! SSSIIIIIIIIIIIIIIIIIRRRRRRR!!! Und wenn der Rasen um das eigene mobile Heim endlich zum englischen Rasen gestylt ist, dann röhren sie mit dem Rasenmäher MMMÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖHHHHHHH!!! freundlicherweise und unaufgefordert um den Camper des belgischen Nachbarn zur Linken und zur Rechten und gegenüber die drei nachbarlichen Areale müssen natürlich auch noch unbedingt unters Messer. Morgens, mittags, abends! Laut = fleißig! Auch im Urlaub! Was bitte stimmt mit diesen Menschen nicht?

Zum Wochenende kommen dann endlich auch die Nachbarn von zuhause zu ihrem Wohnwagen auf den Campingplatz. Und das Erste, was sie herausholen, ist tatsächlich der eigene Rasenmäher... und vollkommen egal, wie kurz der Rasen eh schon vom Nachbarn verschnitten wurde - wie unter Zwang beginnt das kollektive Rasenpflegeprogramm automatisch von vorn! MMMÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖHHHHHHH!!! Der unvergleichliche Dolby-Surround-Sound dieses Rasenmähergeschwaders erzeugt ordentliche Wellen auf meinem Frühstückskaffee und scheint ein belgisches Ritual zu sein! Wenn die Mäher endlich verstummt sind, werden erstmal ausgiebig vor dem Vorzelt in lautem Limburgisch (oder was weiß ich, was das für ein Slang ist) die aktuellsten Neuigkeiten aus dem fernen Koninkrijk kundgetan. Wie Gäste benehmen sich diese Leute aus der römischen Provinz "Gallia Belgica" jedenfalls nicht.

An sich ein beschauliches Plätzchen...
Also versuche ich mich notgedrungen irgendwie an diese Dauerbeschallung zu gewöhnen. Genau genommen wird der Wunsch nach erholsamer Ruhe ja obendrein durch Sportboote und Jetski auf der Mosel, unzählige Motorräder, Autos, LKW und Traktoren (oftmals offenbar mit angehängten Wohnwagen unterwegs zu irgendwelchen Treckertreffen) auf den Straßen beidseits der Mosel, und sehr lärmintensiven Arbeiten in den umliegenden Weinanbaugebieten ad absurdum geführt.

Fazit: tatsächlich ist es zuhause deutlich ruhiger!

Um den überflüssig lautstarken Aktivitäten der lieben Mitmenschen auf dem Campingplatzes zu entgehen, unternehmen wir Tagesausflüge.

Bei diesen Touren fällt mir immer wieder auf, in welch unglaublich schlechtem Zustand deutsche Straßen sind. Unsere Politiker geben ja unsere Steuergelder bevorzugt für andere Länder aus, statt den Bedarf im eigenen Land zu decken. Deutschland ist damit eindeutig auf dem Weg nach unten - ich fürchte, es wird böse enden! Aber das ist ja eigentlich ein ganz anderes Thema.

Grottenschlecht ist übrigens auch das Verkehrsverhalten der hiesigen Autofahrer, insbesondere der belgischen Verkehrsteilnehmer. Ihnen scheint ständig vordergründig bewusst zu sein, dass sie ja im Urlaub sind. So schlendern die Herrschaften stets deutlich zu langsam an der Spitze von schier endlosen Fahrzeugschlangen die Mosel entlang. Es wird oftmals sehr gefährlich abrupt und sinnlos gebremst oder einfach ohne Blinken abgebogen. Hm... meine Themenwahl wird irgendwie nicht besser. Sorry!


Lehmener Turm - Staufischer Wohnturm der Herren von Lehmen aus dem 13. Jahrhundert. Fünfgeschossiger, 16 m hoher Wohnturm, war Teil eines befestigten Hofes. Das Dorf Lehmen wurde im Jahre 1682 von der Pest heimgesucht und ausgelöscht.

Romanischer Kirchturm von Poltersdorf

Mosel bei Ediger-Eller


DIE SCHÖNSTE MOSELSCHLEIFE

Nur ein paar Kilometer die Mosel hinauf steht in 381 Metern Höhe das Bremmer Gipfelkreuz auf dem Bremmer Calmont. Der hat nix mit dem ehemaligen Fußballfunktionär Reiner Calmund zu tun, es ist vielmehr der mit bis zu 68 Grad Neigung steilste Weinberg der Welt. Allerdings haben wir einige Problem überhaupt dorthin zu finden. Hinweisschilder sind rar oder fehlen ganz. Google Maps weiß auch kaum Rat.

Also folge ich dem Gefühl, biege nach langem Suchen beim Wanderparkplatz Schafstall Richtung "Römische Tempelanlage" von der L106 in einen Weg, der eigentlich gesperrt ist - das Verbotsschild ist jedoch weggedreht - wer weiß... vielleicht soll es nicht mehr gelten. Letztendlich ist die Missachtung dieses Schildes tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg. Wir landen auf dem "Parkplatz Calmont Moselschleife".

Bremm

Die Moselschleife vom Bremmer Gipfelkreuz aus gesehen
Eine viertel Stunde müssen wir noch zu Fuß gehen, dann stehen wir vor einem tollen Panorama über der wohl schönsten Moselschleife. Ich beschließe, mir diesen Ort von noch weiter oben anzusehen und starte einen Flug mit meiner Drohne.

Von hier starte ich den kleinen Flug über die Moselschleife

Such den roten Bulli!


VON DER MOSEL QUER RÜBBER ZU VATTER RHEIN

An einem anderen Tag wollen wir uns mit Freund Peter und seiner Lebensgefährtin Marion in Kamp-Bornhofen im Rheintal treffen. Obwohl es eigentlich per Luftlinie nur 30 oder 40 Kilometer dorthin sind, sorgen die Straßen durchs Mosel- und später durchs Rheintal und per Hunsrückhöhenstraße zu über einer Stunde Fahrzeit.

Auch die Überquerung des Rheins mit der Fähre in Boppard sorgt nicht unbedingt für einen Geschwindigkeitsrekord. Schließlich liegt aber in der Ruhe die Kraft und wir erleben einen schönen Nachmittag.

Rheinfähre Boppard


ZYLINDERHAUS BERNKASTEL-KUES

Bei nächster Gelegenheit besuchen die Beiden uns an der Mosel.

Wir fahren gemeinsam nach Bernkastel-Kues zum Zylinderhaus. Dieses Automuseum hatten wir bereits anlässlich des K 70-Pfingsttreffens 2018 (Bericht in der "K 70-POST" ab Seite 19!) schon mal besucht. Es zeigt über 150 Fahrzeuge und mehr, darunter auch einen VW K 70. Als K 70-Enthusiasten müssen wir schließlich hin und wieder mal überprüfen, ob es dem ausgestellten Fahrzeug gut geht.

Im Anschluss speisen wir im Restaurant des Zylinderhauses. Eyecatcher dort ist eine kleine Modellbahn, die im Außenbereich die bestellten Getränke an die Tische an der Mauer der Terrasse liefert.

Bitter


Hier hab ich vor fünf Jahren schonmal gesessen!


Die Modellbahn versorgt die
Gäste auf der Terrasse des
Restaurants mit Getränken!

Zylinderhaus


Eine Rheinfahrt, die ist lustig, eine Rheinfahrt, die ist schön, ja, da kann man all die Burgen und noch viel andres sehn. Hollahi, hollaho, hollahia hia hia, hollaho.

Als nächste Aktivität steht wieder der Rhein auf dem Programm. Auf ihm fahren wir mit der "Loreley Elegance", einem typischen kleinen Ausflugsschiff, von Kamp-Bornhofen aus bis zum Loreleyfelsen und wieder zurück.

Auf dem Schiffsdeck sitzend lassen wir zunächst Burg Sterrenberg, Kamp Bornhofen in 216,8 m Höhe (jeweils über Normal Null) vorbeiziehen, dann folgen noch Burg Maus (197,3 m), Wellmich und Burg Katz (135 m), St. Goarshausen sowie Burg Rheinfels (165 m) in St. Goar. 

Loreley Elegance

Unser Auto vorm Haus in Kamp-Bornhofen

Burg Sterrenberg, oben auf dem Berg über Kamp-Bornhofen

Burg Maus über Wellmich

Burg Katz über St. Goarshausen

Burg Rheinfels über St. Goar

Loreley-Statue


BURGEN

Burgen gibt es in unserem Urlaub natürlich reichlich zu sehen. Über Cochem steht in 154 m Höhe die Reichsburg, unserem Campingplatz gegenüber thront in 150 m Höhe Burg Metternich, unterwegs von Koblenz nach Ellenz-Poltersdorf passieren wir unterhalb Burg Thurant (172 m).

Und an unserem letzten Tag in dieser Gegend besuchen wir die von der Rückseite des 500-DM-Scheins bekannte und wirklich hübsche Burg Eltz (129 m). Dort stört mich allerdings massiv der aufdringliche Massentourismus. Der Parkplatz kostet 4,- EUR, der von dort keine drei Minuten dauernde Bustransfer zur Burg kostet pro Strecke 2,- EUR/Person, der Eintritt in die Burg kostet 14,- EUR/Person, der Besuch der Toilette oder des Cafes ist ohne Eintritt nicht möglich, überall Verbote... Fotografierverbot, UAS-Verbot... selbst ein Foto der Burg ist aufgrund der vielen Touris kaum möglich. Deswegen treten wir schnell den Rückzug an.

Unser Fazit... wie eigentlich immer: wo Touris sind, sind wir NICHT!

Reichsburg in Cochem

... unterwegs gefunden: Burg Thurant oberhalb Alken

Burg Eltz

... durch den Wald...



... immer leicht bergab...

... aber die Burg steht trotzdem on top!

Burg Eltz

... die Burg ohne Touris abzulichten - ist nicht möglich

Die Älteren kennen ihn noch: den 500-DM-Schein.
Auf seiner Rückseite ist Burg Eltz abgebildet.




Auch hierdurch ist Burg Eltz bekannt geworden 😁 ->

Burg Eltz auf dem Titelblatt der K 70 POST 4/2018

ABSCHIED


Abschiedsstimmung an Mosel und Burg Metternich


HEIMWEG

Auf unserem Weg nach Hause kommen wir an Wershofen/Eifel vorbei. Dort machen wir einen kurzen Abstecher bei Wohllebens Waldakademie. Förster und Naturschützer Peter Wohlleben ist mir durch seine TV-Auftritte und Aktivitäten auf Facebook bekannt.

Peter Wohllebens Waldakademie in der Eifel

Anschauungsobjekt für alle Rasenmähsüchtigen auf dieser Welt 

Natur vor der Haustür! So kann ein Vorgarten aussehen! 

Alles andere als ein Schottergarten!
So langsam geht es wieder Richtung Norden! Auf den Bildern cruisen wir noch eben durch Köln!

Kölner Dom... kein Parkplatz für unser Auto? - dann eben nur diese
Fotos - und Tschüss!







Nachts gegen 23 Uhr treffen wir schließlich wieder zuhause ein.
Damit ist nun auch der Urlaub 2023 Geschichte.

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