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Samstag, 7. Mai 2011

VW K70 featuring CI WILK "Stern de Luxe"


Der Preisträger in der Kategorie Nachfolger unseres Touran ist... unser K70.
Prima Zugfahrzeug: der VW Touran 2.0 TDI
Zumindest, was das Ziehen unseres 6,66 Meter langen und bis zu 1,3 Tonnen schweren „Stern de Luxe“ von CI Wilk betrifft. Bis Oktober letzten Jahres diente ein VW Touran 2.0 TDI mit 140 PS als Zugpferd für unser mobiles Heim. Doch sein (Leasing)Vertrag lief aus – den mobilen Alltag ersetzt seitdem ein sparsamer Audi A2 1.4TDI. Der darf aber offiziell maximal 1000 Kilo am Haken ziehen.
Kein K70-Treffen ohne unseren Wohnwagen
Da wir unser Haus auf Rädern meistens eh nur in Verbindung mit dem Oldie benötigen, wird also die gelegentliche Aufgabe des Wohnwagenpullings zukünftig der Älteste im Stall übernehmen. Die beiden passen auch irgendwie zusammen, unser VW K70 aus dem Jahr 1973 und der elf Jahre jüngere Wohnwagen aus 1984. Trotzdem muss erstmal für jene Bedingungen gesorgt werden, die aus der Kombination der Beiden ein Gespann werden lassen.
Es muss irgendwo ein Haken am K70 sein
Weil er damals beobachtet hatte, wie ich mit meinem K70 auf einem Oldimermarkt vorgefahren war, hatte mir vor ein paar Jahren im Nachbarort ein Händler eine gebrauchte aber komplette und günstige Anhängerkupplung für einen K70 vor die Füße gelegt. Diese habe ich nun bereits vor ein paar Wochen an die Karosserie montiert – nur die elektrischen Verbindungen sind noch herzustellen.
Der Haken am K70
Im Gespräch mit Fachmann Arne:
er weiß Rat, wenn es um K70 und Ro80 geht

Meinem himmelblauen 90 PS-Fronttriebler soll nun außerdem durch eine frische Ventileinstellung und eine komplett neue Zündanlage ein für den künftigen Einsatz möglichst gemäßigter Treibstoffkonsum anerzogen werden. 

Dazu habe ich einen alten Bekannten der NSU Ro80- und VW K70-Szene gewinnen können. Der Mitbegründer des 1. Internationalen K70-Clubs, Arne Kunstmann aus Hamburg, hatte vor vielen Jahren an eigenen Fahrzeugen dieses Modells experimentiert und konnte daher von vielversprechenden Ergebnissen und wertvollen Erfahrungen mit einer Hochspannungskondensatorzündung (HKZ), die z.B. auch serienmäßig im NSU Ro80 eingesetzt wird, berichten.

Bei einer Hochspannungs-Kondensator-Zündung, auch Thyristor-Zündung oder CDI (Condensor-Discharge-Ignition), wird, im Gegensatz zur beim K70 sonst üblichen Spulenzündung, die Energie für den Zündfunken nicht in der Induktivität der Zündspule sondern in einem Kondensator zwischengespeichert. Im Augenblick der Zündung wird der aufgeladene Kondensator über den schaltenden Thyristor in Mikrosekunden über die Zündspule entladen. Dabei entsteht ein sehr kurzer, jedoch starker Zündfunke, der einen größeren Kontaktabstand der Zündkerze ermöglicht.
So sieht eine Hochspannungskondensatorzündung aus
Dadurch zündet das Kraftstoffgemisch besser, die Abgaswerte werden erheblich besser und der Spritverbrauch sinkt. Die Zündung ist zudem wesentlich unempfindlicher gegenüber Nebenschlüssen wie z.B. eine leicht verölte oder verrußte Kerze. Ich verspreche mir außerdem noch die Möglichkeit eines Kraftstoffwechsels: jetzt tanken wir jedes Mal das hochoktanige sündhaft teure Super-Plus, was sowohl der 90- als auch der 100-PS-K70 offiziell unbedingt braucht. In Zukunft hoffe ich aber an der Super-Zapfsäule den Tank füllen zu können, meinetwegen sogar E10, das der fast 40 Jahre alte VW angeblich schadlos vertragen soll.
Die alten Zündkerzen müssen raus, die Abstände der neuen Zündelektroden werden vergrößert
Seit Jahren Ro80-Besitzer und -Pilot Arne teilte mir jedenfalls frühzeitig mit, welche Bauteile speziell für den geplanten Umbau am K70 nötig sind. Da es um einen Eingriff in den durchaus gefährlichen Hochspannungsbereich des Fahrzeugs geht, wollen wir Fehlerquellen durch bereits vorhandenen Bestandteile vermeiden. Ich besorge also vorsichtshalber einen komplett überarbeiteten Ducellier-Zündverteiler für den K70. Diese Anlage französischen Ursprungs wurde damals in einigen 100 PS-Versionen verbaut, außerdem traut Meister Arne ihr eine hochwertigere Feineinstellung zu. Auch neue Zündkabel, ein neuer Verteilerfinger sowie der Unterbrecherkontakt sowie eine neue Verteilerkappe und frische NGK-Zündkerzen sollen eine erfolgreiche Aufrüstung gewährleisten.
Leah beweist: K70-Ventile einstellen ist ein Kinderspiel
Eine Woche nach Ostern fährt Arne am Ort des Geschehens vor. Noch am Freitagabend beweist er uns wirklich eindrucksvoll, wie kinderleicht sich bei einem K70 die Ventile einstellen lassen: meine 12-jährige Stieftochter Leah erledigt diesen Service unter seiner Anleitung und ist hinterher mächtig stolz. Kurz bevor es anfängt zu dämmern, wird auch die neue Zündanlage installiert. Doch ein Starten des K70-Triebwerks ist nicht möglich, offensichtlich streikt der Ducellier-Verteilerfinger.
Abgeblasen: 
der Ducellier-Verteiler kommt 
nicht in meinen K70

Der Samstagvormittag beginnt folglich mit der Jagd nach einem neuen Verteilerfinger. Doch beim im benachbarten Vechta beheimateten Franzosen, einem entsprechend seinem Namen überaus großartig sortierter und einzigartiger Spezialist im Bereich französischer Automobile, bei dem ich am ehesten das gesuchte Ducellier-Teil vermutet hätte, rüttele ich leider an verschlossenen Türen – es ist halt Wochenende. Der nur eben um die Ecke befindliche Feld- Wald- und Wiesen-Autoteilevertrieb findet den Finger im Katalog, muss ihn aber bestellen, will es aber spätestens am nächsten Montagnachmittag vorrätig haben. Dieses Ergebnis ist nicht zufriedenstellend.
Der Zündverteiler muss exakt 
eingestellt werden
Auf dem Weg zurück beschließen wir den Ducellier zurückzugeben und stattdessen den bisher genutzten Bosch-Verteiler weitestgehend zu modifizieren. Dieser Plan erfordert demzufolge einen neuen Verteilerfinger, Unterbrecherkontakt, Verteilerdeckel, die wir günstig bei einem Autoteilevertrieb in Diepholz erstehen. Wieder am K70 wird der Bosch-Verteiler mit den neuen Teilen ausgestattet, eingebaut und eingestellt. Anschließend tauschen wir die alte Zündspule mit einer auf die neue Zündanlage Abgestimmten, die Spezialist Arne mitgebracht hatte, aus.
Die HKZ findet ihren neuen Platz 
im K70 (hier am oberen Bildrand links neben 
dem Federbeindom)
Endlich kommt auch die HKZ zum Einsatz. Diese Aluminiumbox in der Größe einer Zigarrenkiste wird von Arne unter Hinzuziehung eines speziellen Ro80-Heftes mit den einzelnen Kabeln der neuen Zündspule verbunden und findet schließlich ihren Platz vorn links hinter dem Federbeindom. Leah isoliert Kabel ab, befestigt mit einer (damals teuren) Spezial-K70-Zange Elektrosteckschuhe an den Kabelenden. Zum Schluß werden diese in ein Stück schwarzen Gummischlauch geschrumpft. Arne wirft letzte prüfende Blicke über das Werk und lässt mich den Motor starten.
Schrauben drehn, Muddern drehn - mit ölverschmierten Flossen inner Werkstatt stehn
Werkzeug aus einer anderen Zeit: 
mit einer Zündzeitpunktpistole wird 
per Stroboskopblitz die Zündung 
präzise eingestellt

Der Motor springt tatsächlich an, dreht aber im Leerlauf viel zu hoch. Nach mehreren Feinjustierungen der Zündung, zu der auch eine typische Stroboskop-Pistole verwendet wird, läuft das Triebwerk scheinbar einwandfrei. Die folgende Probefahrt ergibt jedoch kleine Schwächen: beim Beschleunigen klingelt der Motor etwas und im Schiebebetrieb ruckelt er. Das seien typische Merkmale einer zu mageren Gemischeinstellung, referiert Meister Arne. Sie entstünden durch die nun wesentlich effektivere Zündung mit der HKZ, werden aber fix durch eine neue Einstellung am Vergaser durch Arne beseitigt, was die letzte Probefahrt dann auch eindeutig beweist.
Arne holt Strom nach hinten

Kabelgalerie im Kofferraum meines K70,
die Leitung nach unten führt zur AHK
Schließlich bekommt die Anhängerkupplung ihren originalen 7-poligen elektrischen Anschluss (neulich wurde ich übrigens von einem KFZ-Meister darauf aufmerksam gemacht, dass alle Autokonzerne neuerdings statt dem 13-poligen System ISO 11446 (seit den späten 1980er Jahren) wieder die alten 7-poligen Stecker und Dosen nach ISO 1724 verbauen, weil diese einfach stabiler und nicht so anfällig sind.

Den Belegungsplan bekommen wir jedenfalls aus dem Internet. Ich lege mir zusätzlich noch eine Dauerplusleitung für den Wohnwagen an die Steckdose. Leah glänzt wieder mit ihren Abisolier- und Steckschuh-Klemmtechniken. Über eine ordentliche Ausführung der durchgeführten Arbeiten unterrichtet uns schließlich der Test am Wohnwagen – die Beleuchtung funktioniert einwandfrei.
Erste Ausfahrt zu Zweit

Ich war gespannt auf das Gespann -
und ward nicht entäuschet!

Ganzer Zug - RÜHRT EUCH!

Damit kann unser K70 nun den Wohnwagen ziehen. 

Laut Arne soll er aufgrund seines langen Radstandes ein für diesen Zweck hervorragendes Fahrzeug sein. Auch ich kann mich an wohnwagenziehende K70 in den 1980ern erinnern. 

Ich bin Arne sehr dankbar für seine wertvolle Hilfe und gespannt auf Erfahrungen mit dem VW K70 als Zugfahrzeug auf großer Fahrt. 

Wird sein Benzindurst die Reisen mit einem bitteren Beigeschmack würzen? Werden seine 90 PS mit dem Gewicht und dem sicherlich gigantischen cW-Wert unseres Wohnwagens zurecht kommen? 

Die erste große Tour wird Pfingsten sein, denn das jährliche K70-Treffen steht dann an. 

Mit uns, dem K70 und dem Wilk „Stern de Luxe“.

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