Samstag, 15. Juli 2023

Ölfilterflansch - Limited Edition

HÄTTE ICH DAS GEWUSST...

Vor Jahren warteten unzählige ausgemusterte VW T3 bei den Altautoverwertern dieser Nation auf ihr nahes Ende. Wer heute einen T3 fährt, braucht leider bei den Schrotties nicht mehr nach Ersatzteilen zu suchen - da gibt es schlicht nichts mehr!

Foto: Internet

WILLST DU GELTEN, MACH DICH SELTEN

In Zeiten des aktuell siebten Bulli-Jahrgangs (also das Modell seit 2021) sind Transporter der dritten Generation (von 1979 bis 1992) nicht mal mehr in irgendwelchen entlegenen Ecken zu finden.

Damals wie heute gibt es natürlich gebrauchte Autoteile, für die sich niemand mehr interessiert und andere, die es nirgendwo mehr gibt. Genau die scheinen dann allerdings unter besonderen Umständen in Gold aufgewogen zu werden und erzielen plötzlich atemberaubende Preise. Das ist natürlich schlecht, wenn man genau solch ein Teil benötigt, weil das betagte vierrädrige Schätzchen sonst nicht mehr betriebsbereit ist.

Genau so ist es mir mit unserem REDSTAR ergangen - obwohl... er lief ja Dank der Hilfe unseres lieben Freundes Manfred Heil bzw. seiner Werkstattcrew zwar eingeschränkt, aber er brachte uns sogar klaglos kreuz und quer durch Österreich, über die Großglockner Hochalpenstraße, zum Pfingsttreffen des K 70 Clubs und auch wieder zurück nach Hause. Lediglich den Öldruckschalter hatte die Werkstatt überbrückt, weil der eingebaute Warnsummer uns über die vielen Kilometer vermutlich sonst jeglichen Nerv getötet hätte. Seine Funktion übernahm derweil die vor drei Jahren nachgerüstete Öldruckanzeige - man musste halt nur regelmäßig Blickkontakt zu ihr halten.

Um das Fahrzeug nun also wieder in einen einwandfreien Zustand zu versetzen, ist die Beschaffung eines fitten Ölfilterflansches dringend notwendig. Dem alten Teil hatte ja mutmaßlich der Messingadapter des Öldruck- und Öltemperaturschalters infolge Motorvibrationen das Feingewinde herausgerissen

Manfred's Werkstattcrew fahndete bereits am nächsten Tag nach einem Ölfilterflansch - stieß aber schnell an Grenzen, denn nicht mal bei VW Classic-Parts ist ein solches Teil erhältlich.

Bei eBay war lediglich ein einziges Angebot zum stolzen Preis von 1085,- EURO zu finden. So bemühte ich mich bereits von unterwegs telefonisch um Ersatz - und war glücklicherweise erfolgreich bei meinem Bulli-Spezialisten Jürgen von Jülke Classic Garage.

MAN KANN GLÜCK NICHT KAUFEN - DAFÜR ABER EINEN ÖLFILTERFLANSCH.
DAS IST JA FAST DAS GLEICHE. 😂

Nach Reiseende erstehe ich den Ölfilterflansch für sage und schreibe 50,- EURO. Ich reinige ihn sorgsam, besorge mir eine Dichtung und warte dann auf den passenden Zeitpunkt für den Ausbau des defekten Teils.

Aber dann geht das Theater erst richtig los. Nachdem ich den alten Ölfilterflansch von seinen Anschlüssen (Vorlaufleitung zum Turbo, Wärmetauscher für den Ölkühler, elektrische Anschlüsse für Öldruck und -temperatur) befreit habe, gilt es nun, den Flansch vom Motorblock zu lösen. Die lange 8er-Inbus-Schraube oberhalb des Ölfilters lässt sich problemlos herausdrehen.

Doch das Aufdrehen der beiden anderen Schrauben unter dem Ölfilter ist dagegen katastrophal... irgendwer muss sie wohl beim Einbau total "vergriesgnaddelt" haben. Jedenfalls sind sie letztendlich mit keinem regulären Werkzeug der Welt lösbar - auch nicht mit einem modernen Schraubenlöseset. Außerdem sind die beiden Inbus-Schrauben regelrecht "festgeballert" und obendrein kommt man schlecht an sie heran (... ich jedenfalls nicht mit meinen großen Händen!).


Die "vergriesgnaddelte" Schraube (links) nach meinem ersten missglückten Schweiß- und Flexangriff

Also entschließe ich mich äußerst widerwillig, Sechskant-Schrauben auf die Köpfe der beiden Inbus-Schrauben zu schweißen. Zum Schweißen ist da unten allerdings eigentlich viel zu wenig Platz, man kommt sehr schlecht an die Schrauben dran, man kann dort außerdem schlecht sehen... aber was soll ich machen? Bei der (in Fahrtrichtung) vorderen Schraube funktioniert mein Plan zunächst bestens! Nach kürzester Zeit ist sie nämlich draußen.

Aber die andere Schraube bereitet mir massivere Probleme! Wegen der oberhalb dieser Stelle verlaufenden Dieselleitungen ist der Zugang mit der Schweißpistole erschwert. Außerdem führen hier Öl- und Kühlwasserschläuche kreuz und quer durch den Motorraum, es ist alles viel zu eng. Es ist mir mehrfach nicht möglich, exakte Schweißpunkte zu setzen - entweder sitzen sie zu hoch oder zu tief. Als ich dann die Konstruktion langsam mit einem Schraubenschlüssel oder sogar der Knarre lösen will, reißen oder brechen die geschweißten Stellen einfach ab - es ist zum Verrücktwerden!😭 Ich probiere stundenlang aus, überlege mir unterschiedliche Techniken. Aber nichts will gelingen - nichts bringt mich wirklich weiter.😤 Durch die vielen Schweißversuche ist die zu lösende Inbus-Schraube inzwischen mit einer dicken Schlackeschicht bedeckt. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als in der Enge dieser Stelle jetzt auch noch zu flexen! 😡


Aufgeschweißte Sechskantschrauben haben's gebracht

Schließlich gelingt es mir aber wider Erwarten doch, die geplante Fläche mit einer Schraube zu verschweißen und so die Inbus-Schraube herauszuzaubern!😏

Welch unglaublich erhebendes Gefühl, wenn sich ein für unlösbar gehaltenes Problem im aller letzten Moment doch durch eigene Hartnäckigkeit und Ausdauer eliminieren lässt.

Augenblicklich fällt mir dazu ein passendes Zitat von Colonel John „Hannibal“ Smith, dem Anführer des „A-Teams“ ein: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!"👍. Aber was für ein unglaublicher Aufriss wegen zwei "vergriesgnaddelten" und viel zu festgezogenen Schrauben!


Saubere Grundlage für den neuen Ölfilterflansch

ZWEI WOCHEN SPÄTER:

lange musste ich auf den im Internet bestellten Y-Adapter und noch länger auf das ebenfalls dort bestellte Schraubensicherungsmittel Loctite warten. Allerdings habe ich erst nach dem Bestellvorgang bemerkt, dass beide Produkte erst aus China heranreisen ⺐⻁⻙⻒⻫.🙈- Also - Notiz an mich: nächstes Mal besser aufpassen oder (noch besser): nächstes Mal regional 🏡kaufen... also beim Teilehändler vor Ort oder um die Ecke.


Oben der neue, unten der alte Adapter





ADAPTERERSATZ

GROSS UND SCHWER MUSS NICHT UNBEDINGT VORTEILHAFT SEIN!

Vermutlich hatten die 157 Gramm Mehrgewicht im Zusammenspiel mit Motorvibrationen zu unserem Öldisaster auf der A 7 bei Schweinfurt geführt.

Als ich den kleinen (fast winzigen) Adapter per Post erhielt, war ich zunächst ziemlich irritiert... doch die Gewindegrößen passen - von daher:

Herzlich Willkommen am Motor unseres REDSTAR!
 

Mit 178g ist der fette Brocken... äh... alte Adapter ziemlich schwer für den Einsatz am Motor

21g sind 157g weniger - somit ist der zierliche Y-Adapter spürbar leichter

FREITAGABEND NACH DER ARBEIT... 

... und pünktlich zum Einstieg ins Wochenende ist innerhalb von nicht mal zwei Stunden alles nach Plan wieder fein säuberlich eingebaut.
  

Vorm Einbau fein gesäubert: neuer Ölfilterflansch

Die noch nicht angeschlossene Leitung oberhalb des Ölfilterflansches ist der Öl-Vorlauf für den Turbo 
Der Öl-Vorlauf ist nun angeschlossen (hinten), an der Front ist der Ölkühleradapter (als Wärmetauscher) mit den beiden noch offenen Anschlüssen zum Ölkühler (senkrecht nach oben) angebracht

Alles ist wieder angebaut und angeschlossen, natürlich ist auch der Ölfilter wieder an seinem Platz. Auch Öldruck-, Öltemperaturgeber sowie Öldruckschalter haben passende Plätze gefunden, sind dort mit Loctite gesichert und schließlich elektrisch verbunden 

Zum Schluß folgt noch ein Probelauf - und dann sollte das leidige Thema "Ölfilterflansch" endlich Geschichte sein.

Noch einen Tag später:

die Probefahrt hat keine Überraschungen ergeben - nirgendwo tritt irgendeine Flüssigkeit, weder Öl noch Kühlwasser, aus. Speziell der neue Ölfilterflansch und seine Adapter mit den drei Gebern (Öltemperatur, -druck und der Öldruckschalter) hält auch bei höheren Temperaturen (dünneres Öl) und höherem Druck dicht. Die Anzeigen funktionieren alle ordnungsgemäß -

... was will man mehr? 


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