Freitag, 1. Oktober 2010

El Gigantes kantiger K 70 Kult

Ist der K 70 gesund, freut sich der Mensch
Meine ersten Erfahrungen am Steuer eines Automobils machte ich auf Feldwegen im Moor am Volant des VW K 70 meines Vaters (siehe “Irgendwann fängt alles einmal an”). Auch die ausgedehnten Deutschland-, Österreich- und Italientouren gemeinsam mit meinen Eltern, der Großmutter und den beiden Schwestern führten schließlich dazu, dass ich mich mit diesem Auto infizierte und identifizierte. Irgendwann kam jedoch, wie es im Leben eines Autos immer kommen kann: der betagte Familienwagen wurde zugunsten eines neueren, anderen Fahrzeugs ausgemustert und verkauft.

Mittwoch, 29. September 2010

Hurra, wir verblöden!

Wasserlache – der lachende Fahrer fährt durch die Pfütze
Es gibt Berufe, in denen erhält man Einblicke in den menschlichen Kopf. Nein, ich meine weder Röntgenassistenten noch Chirurgen. Ich spreche davon, dass man bei der Ausübung seines Berufes zwangsläufig mitbekommt, wie ein Anderer tickt – oder eben nicht.

Auch mein Beruf, der des Fahrlehrers, gehört zweifelsohne dazu. Dazu ein paar Beispiele.

Beim Üben der Prüfungsbögen fiel einem Gymnasiasten ein Wort auf, mit dem er so rein gar nichts anfangen konnte. Peinlicherweise fragte er laut im Unterricht, was denn „Wasserlachen“ sei. Wer hätte es gewusst?

Verkehrsspitzenallee
In ähnlicher Situation fiel einem anderen Fahrschüler beim besten Willen keine sinngebende Bedeutung für „Alleen“ ein. Selbst die knappe Erklärung „Baumreihen“ der Mitschüler bereitete Schwierigkeiten. 

Als ich im Unterricht mal das durchaus gängige Wort „Verkehrsspitzen“ benutzte und zufällig in die Runde der Lernbegierigen schaute, blickte ich prompt in fragende Gesichter, musste allerdings auch nicht lange warten: „Was sind denn Verkehrsspitzen?“ Unweigerlich sprach ich aus, was mir spontan auf der Zunge lag: „Hast du dieses Wort noch nie in den Nachrichten im Fernsehen oder Radio gehört?“
Im gleichen Moment wusste ich, welch sinnlose Frage ich da einem modernen, jungen und aufgeschlossenen Menschen gestellt hatte – und auch seine Antwort hätte ich mir eigentlich schon denken können: „Ich gucke keine Nachrichten!“ Erstaunt fragte ich also weiter: „Ja, was guckst du denn?“ Und auch die Antwort darauf hätte ich ahnen können: „Tja, MTV und Viva! Normal, oder?"

Volle Pulle für Scheibenwaschwasser
Selbst im praktischen Unterricht, also am und im Auto, ist man vor fehlendem Allgemeinwissen nicht sicherer. Da wollte mir ein junger Mann nach dem Einschalten der Scheinwerfer im tiefen Brustton der vollen Überzeugung einreden, er hätte das (aufmerksam lesen!) Abendlicht eingeschaltet. Trotz mehrmaligen Nachfragens meinerseits bestand er auf diese Bezeichnung und konnte meine Fassung des Wortes „Abblendlicht“ kaum fassen.

Als ein Prüfer schließlich mal wissen wollte, was denn passiert, wenn man zuviel Flüssigkeit in den Behälter der Scheibenwaschanlage füllt, brachen einer Führerscheinanwärterin zunächst der kalte Schweiß und dann die Tränen aus. Erschüttert von der brachialen Wirkung seiner eigenen Autorität beantwortete der Prüfer die Frage schließlich selbst: „Dann läuft er über".

Hat seine Fahrschüler gern
An dieser Stelle fragt man sich doch zwangsläufig: Wie sieht es aus mit unserer so häufig gelobten Intelligenz? Sind die Menschen nun bereits doch schon an die Grenzen ihrer geistigen Leistungsfähigkeit gestoßen? Sollten wir, um mal beim Autofahren zu bleiben, dem ewigen Trend folgen und unsere Fahrzeuge tatsächlicher noch stärker, noch schneller, noch leistungsfähiger machen? Verblöden viele junge Menschen vor der Glotze, ohne jemals zwischen Baumreihen in Pfützen gespielt zu haben und ohne jemals wirklich erfahren zu haben, dass ein Gefäß überläuft, wenn man es mehr als voll macht. Ist es eigentlich einem Fahrlehrer gestattet, solche Fragen zu stellen?

Fahrlehrers Steckenpferd: Einparken
Der Gerechtigkeit halber muss ich übrigens auch von reichlich jungen Menschen berichten, die ihr Herz und auch das Hirn am rechten Fleck tragen.

Da gab es zum Beispiel mal ein unscheinbares kleines Mädchen, das sich im Laufe ihrer Ausbildung zur Autofahrerin zu einer wahren Koryphäe entwickelte. Als ich ihr dann kurz vor der Prüfung die Technik unter der Motorhaube erklären wollte, verordnete sie mir quasi eine minutenlange Redepause. SIE erklärte MIR! Und zwar so perfekt, dass ich nicht eine Kleinigkeit anfügen musste.
Oder der junge Mann mit kurdischem Emigrationshintergrund: fachlich versiert erklärte er dem Prüfer in perfektem Deutsch, was dieser wissen wollte.

In der Prüfung brillierte er förmlich und eckte nur an, weil er zum guten Schluss allzu lässig beim Rückwärtseinparken den rechten Arm um die Beifahrerkopfstütze legte und EINHÄNDIG im "Tellerwäschermodus" aber in einem Zug und atemberaubender Geschwindigkeit das Fahrzeug perfekt in die Parklücke dirigierte. Prüfer: “Respekt, aber hättest du DAS am Anfang der Prüfung gemacht, wären wir gar nicht so weit gekommen!”

Glück ist Geschick, Tirili! (Zitat Otto Walkes)

Irgendwann fängt alles einmal an

 Ein Rückblick


Der Beginn meiner Mobilität
In manchen Dingen war ich ein sogenannter Spätzünder. Mit neunzehn Jahren kreuzte ich jedenfalls noch Tag für Tag mit meinem Fahrrad durch die norddeutsche Tiefebene und verlor kaum Gedanken an einen motorisierten fahrbaren Untersatz. Ich hatte ja nicht mal einen Führerschein.