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Dienstag, 27. Mai 2025

Und am Ende GLÜCK im PECH

Schon im Dezember des letzten Jahres gründete Eckhard Tielkemeier die WhatsApp-Gruppe "NSU Treffen Warmsen 2025" in der er an den sogenannten "Warmsen Lido" (in Anlehnung an das jährliche NSU-Treffen am "Union Lido" in Cavallino unweit Venedig) einlud. Auch wir gehören zu den geladenen Gästen, denn Eckhard wünscht sich ein paar vernünftige VW K 70 unter den teilnehmenden Fahrzeugen.

Recht transparent werden die Gäste in dieser Gruppe über den jeweiligen organisatorischen Stand der Veranstaltung informiert. Schließlich werden fast 60 Personen mit knapp 30 Fahrzeugen erwartet.

Für mich soll dieser Termin der Start in die Saison 2025 sein. Deswegen beginnen bereits Monate vorher die Vorbereitungen. In Verbindung mit weiteren Events möchte ich dieses Jahr mit meinem silbernen K 70 SICILIANO aktiv an einigen Veranstaltungen teilnehmen. Insbesondere die Rückkehr seines originalen 90 PS-Triebwerks in den Motorraum steht speziell dafür auf der Agenda. Denn bereits zum zweiten Event, dem Pfingsttreffen des 1. internationalen K 70 Clubs, soll der Wagen mit diesem Motor (90 PS sind vermutlich geeigneter als 75 PS) unseren KIP-Wohnwagen ins ferne Dreyeckland, dem Grenzbereich zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz ziehen.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist dabei natürlich die Vorbereitung, Reparatur und Tausch der Triebwerke - alle damit verbundenen Pflichten und Nebenbaustellen stellen einen enormen Organisations-, Arbeits-, Kraft- und Zeitaufwand dar. Auch geraten andere eigene Projekte dafür auf der Prioritätenliste in den Hintergrund. Am Ende sollten sich diese Anstrengung jedoch rechnen... hofft man immer! Meistens gehen diese Berechnungen auch auf!


... so ein Spruch ausgerechnet von mir, als militantem Nichtraucher! 😂

Knapp zwei Wochen, nachdem der mühsam >>revidierte 90 PS-Motor<< wieder an seinem angestammten Platz in Motorraum von SICILIANO Platz genommen hat, gibt es jedoch noch die eine oder andere Kleinigkeit, die es im Zuge dieser Aktion zu bewältigen gilt. So stört das ungleichmäßige Beschleunigungsvermögen des Motors oder die verzögerte Rückkehr der Drehzahl in den Leerlauf beim Gaswegnehmen. Dabei stellt sich beispielsweise heraus, dass der Benzinfilter erneut verunreinigt ist (Rückstände aus Zeiten des einstmals maroden Tanks) oder ebensolche Rückstände auch im Vergaser zu Fehlfunktionen oder Ausfall führen können. Das Finden und Erkennen dieser Störungen entspricht ziemlich genau der feinsinnigen aber langatmigen Arbeit eines Detektivs. In Konsequenz dieser Erkenntnis habe ich dann auch x-mal die mechanische Benzinpumpe zerlegt sowie wieder zusammengesetzt oder den kompletten Vergaser demontiert, gereinigt und wieder eingebaut, inklusive Dichtungen getauscht etc.

Wenige Tage später läuft alles wie gewünscht, doch bei der Probefahrt bläut der Motor (d.h. in manchen Situationen verbrennt er offensichtlich Öl). Beim "Einfahren" eines Motors soll das jedoch normal sein. Doch das Bläuen wird mehr. Auch läuft der Motor manchmal nicht mehr rund, verschluckt sich, läuft nur noch "auf drei Pötten", beim Treten auf die Kupplung an einer Kreuzung stirbt der Motor einfach ab.

Und die Abgasemissionen werden massiver. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das normal sein soll. Expertenmeinung: zum Treffen soll ich aber getrost fahren. Ich bin skeptisch.

Am Freitag geht es auf nach Warmsen.

Der K 70 läuft richtig übel, ohne ständig den Fuß auf dem Gaspedal zu lassen, stirbt der Motor ab. Aber wir fahren dennoch. Auf freier Strecke beruhigt sich die Lage ein wenig. Der Motor sorgt souverän für die zulässigen 80 km/h, er läuft sogar rund, den Auspuff verlassen keine auffälligen Abgasfahnen. Doch kaum muss ich das Gespann an einer Kreuzung stoppen, stirbt der Motor augenblicklich ab. Zum Laufen bekomme ich ihn nur nach heftigem Orgeln wieder - und aus dem Auspuff treten wahre Gewitterwolken aus.

Als ich in die Einfahrt des Campingplatzes "Moorcamp" in Warmsen einbiege, geht der Motor aus und lässt sich auch durch heftigstes Orgeln nicht wieder erwecken - schließlich gibt die Batterie auf. Ich trenne den K 70 vom Wohnwagen und schiebe die beiden Bestandteile unseres Gespanns nacheinander höchst persönlich auf einen freien Platz. Recht schnell interessieren sich Leute vom Campingplatz um uns Gestrandete. Auf dem Platz stehen überall alte Autos - der ganze Platz ist ein Oldtimertreffen. Schnell steht ein NSU Ro 80 neben unserer Kühlerhaube. Mit seiner Hilfe überbrücken wir den K 70 und hüllen den Platz mit unseren Abgaswolken ein. Ein paar fachlich Versierte vermuten, dass die zur Schau gestellten Gase eher aus Wasser bestehen als aus Ölnebel. Einer hält sogar seine Hand vor den Auspuff und diagnostiziert: "Das ist Wasserdampf!" Zum Gegenbeweis öffne ich den Kühlwasserausgleichsbehälter und präsentiere, dass dort kein Wasser fehlt. Die Runde ist ratlos.

In diesem Moment platzt mir die Hutschnur! Nach Monaten der Geduld und Hingabe fühle ich mich nun öffentlich durch SICILIANO gedemütigt. Welch peinlicher Auftritt bei einem Oldtimertreffen! Es reicht! Ich entscheide kurzerhand den K 70 zurück nach Hause zu bringen und von dort mit unserem REDSTAR erneut anzureisen - es sind ja nur 40 Kilometer. Keine drei Minuten später ist der Wohnwagen auf dem Campingplatz abgehängt und wir sind auf dem Heimweg.

"Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder - keine Frage!"

Keine zwanzig Kilometer später bleibt SICILIANO einfach unwiderruflich auf offener Strecke stehen. Nichts geht mehr! Aus die Maus!

Zum Glück wohnt Tochter Sandra mit ihrer Familie im Nachbarort - keine fünf Minuten später steht ihr VW Caddy neben der Motorhaube vom K 70, in dessen Tank ich noch eben aus dem Kanister ein paar Liter Benzin gefüllt habe - man weiß ja nie! Nach dem Überbrücken springt SICILIANO zwar wieder an, der Wagen lässt sich aber unter Last nicht mehr bewegen und der Motor stirbt mehrfach beim Anfahren einfach wieder ab. Sandra nimmt uns schließlich in Schlepptau und bringt uns so wieder nach Hause.


Von Sandra's Caddy abgeschleppt!

Dort angekommen verbanne ich den alten VW sofort in die Werkstatt, nachdem ich unseren REDSTAR herausgefahren habe. Soll SICILIANO doch erstmal dort über seine Sünden nachdenken.

Mir ist in diesem Moment jedoch nicht bewusst, dass ausgerechnet MICH die Geschehnisse dieses Morgens gedanklich noch lange bewegen.

Eine Stunde später befinden wir uns dank REDSTAR wieder in Warmsen an unserem Wohnwagen. Die Ausfahrt der Treffenteilnehmer haben wir natürlich verpasst - stattdessen können wir nun ganz in Ruhe unseren Wohnwagen positionieren, das Vordach befestigen, Stühle und Tisch aufbauen und uns selbst langsam akklimatisieren.


Das "Moorcamp", ein idyllischer Platz

Wald, Moor, Wasser, Seerosen

Ein paar Stunden später kehren auch nach ihrer Ausfahrt die alten NSU-Fahrzeuge auf den Campingplatz zurück. Ein paar der Teilnehmer kommen zu uns, um ganz besorgt zu schauen, wie es uns mittlerweile ergangen ist und um darüber zu sinnieren, was mit SICILIANO geschehen ist.

Es wird wieder die Meinung geäußert, dass der Auspuffqualm eher Wasserdampf als Ölqualm gewesen sein wird. Organisator Eckhard und auch andere Teilnehmer fragen, ob vielleicht Diesel in den Tank gelangt sein könnte. Man hätte sich über den Geruch gewundert und wäre dann auf mögliches Dieselabgas gekommen. Ich schließe das jedoch zunächst kategorisch aus und wir gehen zum Tagesgeschehen des Treffens über.


Alles, was NSU so produziert hat

Erster in Serie produzierter PKW mit Wankelmotor:
NSU Spider

NSU Ro 80

Sport Prinz

NSU TT und 1200 

Auch der K 70 gehört natürlich zum Geschwistertreffen

Mario & Wilfried: K 70 - Fahrer im Gespräch


Trotzdem beginnen Zweifel an mir zu nagen.

Ich hatte nach der Rückkehr vom Werkstattbesuch (Motortausch) im Westerwald ein paar Liter Sprit aus einem Kanister in SICILIANO's Tank gefüllt. Ich war mir dabei GANZ SICHER, dass genau dieser Kanister, vor dem Befüllen mit Benzin, LEER war - ich habe sogar daran geschnüffelt.

Nach den Mutmaßungen einiger Treffenteilnehmer bin ich jetzt aber unsicher geworden und frage mich: "... war der Kanister tatsächlich leer? Oder waren da vielleicht doch noch Restbestände Diesel drin? Oder habe ich mich gar im Kanister vergriffen?"

Vor ein paar Tagen wunderte ich mich beim Auseinandernehmen des Vergasers darüber, dass am Grunde seiner Schwimmerkammer zwar Sprit, allerdings in leicht gelblicher Farbe zu erkennen war (s. Foto links). Eigentlich ist Benzin doch klar, oder? Ich habe die Verfärbung des Sprits aber auf die bisher üblichen Probleme aus den >>Zeiten des alten Tanks<< geschoben. Mit dieser neuen Erkenntnis erklären sich für mich jedoch auch einige andere, wenn auch winzige Details.


Warum ist die Flüssigkeit am Grunde der Schwimmerkammer des Vergasers gelb?

In meiner Werkstatt: ist bei einer "unordentlichen Ecke" in unbeschrifteten Kanistern der Ursprung des Desasters gefunden?

Nachdem ich diese Gedanken mutig, offen und ehrlich in der Runde der Teilnehmer getragen habe, ergießt sich neben Spott auch reichlich Verständnis. "Das kann doch jedem mal passieren!"


Olivia genießt mit einer Tasse Cappuccino die Ruhe auf der Bank am See

Treffen sich auf dem Treffen zwei Clubzeitungsmacher:
Andreas Griwatz macht "Die Prinzen Post",
ich die "K 70 POST"

Hier sind alle cool drauf!

Bei dem Treffen muss ich mich nun aber mal besonders entschuldigen: statt hier über die alten NSU zu erzählen, hat SICILIANO die ganze Aufmerksamkeit komplett an sich gerissen. Das tut mir nachträglich wirklich leid. Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit für den Beweis, dass dieses Auto doch ein "vernünftiger" K 70 ist - so, wie es sich Eckhard Tielkemeyer anfangs gewünscht hatte.

Aufklärungsvideo


Endlich und zum Glück - zurücklehnen und wieder tief durchatmen!



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