Donnerstag, 7. September 2023

Die 14. food rallye neuwied - Odore di benzina

Die "food rallye neuwied" ist eine Oldtimer Veranstaltung der IG Young-Oldtimer-Neuwied e.V., auf die ich mich nun schon zum vierten Mal sehr freue.

Im nahen Bendorf haben wir für zwei Nächte eine Ferienwohnung gebucht. Dorthin geht die Reise also am Freitag zunächst. Unser Fahrzeug ist in diesem Jahr erstmals "SICILIANO", der silberne VW K 70 von 1972, den ich vor zwei Jahren vom Ätna geholt und anschließend restauriert habe. Offiziell ist dies sein erster großer Auftritt.


Foto: Eckhard Daniels
"SICILIANO" ist zum ersten Mal dabei

Die Fahrt ans rechte Rheinufer, etwa zehn Kilometer nordwestlich von Koblenz, verläuft eigentlich ohne besondere Zwischenfälle. Die mit primitiven Hausmitteln vorher noch schnell provisorisch geflickte Gangschaltung hakelt manchmal extrem. Ihre beiden Kunststoffführungen sind aus Altersgründen total zerbröselt und von mir durch einigermaßen passend geschnittenes PVC-Rohr ersetzt. Speziell der dritte Gang lässt sich jedoch nur unter Druck einlegen.

Der gelegentliche Schluckauf, den der Motor beim Beschleunigen manchmal hat, wundert mich, denn eigentlich läuft die Maschine gut. Die Schwächen an langen Steigungen schiebe ich darauf, dass halt nur ein 75 PS-Motor sein Werk unter der Motorhaube verrichtet und eben nicht die gewohnten 90 PS anliegen.

Dass kurz vorm Ziel die Tankanzeige offenbar plötzlich versagt, könnte ebenfalls dem Alter des Fahrzeugs geschuldet sein - ich habe zuhause Ersatz (sowohl für die Anzeige, als auch für den Geber) liegen.


"SICILIANO" muss leider weitab von unserer Ferienwohnung parken

Als wir an der Ferienwohnung ankommen, ist dort, obwohl in der Anzeige des Anbieters beschrieben, direkt vor dem Haus im öffentlichen Bereich kein adäquater Parkplatz zu finden. Nach dem Entladen unserer Sachen in die Ferienwohnung entschließe ich mich, den Wagen vorsichtshalber zu tanken, damit wir wegen der defekten Tankanzeige morgen nicht irgendwo liegenbleiben.

Als ich an einer Tankstelle den K 70-Tankdeckel öffnen will, stelle ich erstaunt fest, dass ihn von innen wohl jemand festhält. Mit ein wenig Kraftaufwand gelingt es trotzdem, den Deckel zu öffnen. Dabei ist deutlich vernehmbar ein lautes Ansauggeräusch zu hören "FFFUMPPP!" - wie bei einem Benzinfass, bei dem sich beim Öffnen ein großer Unterdruck entlässt. Da ist wohl die Tankentlüftung dicht! Aber immerhin - tanken kann ich ja jetzt.

Beim Eingeben der Tankdaten (immer per Smartphone in eine Excel-Datei per Cloud) stelle ich erfreut fest, dass "SICILIANO" auf den knapp über 400 Kilometern lediglich 7,9 Liter verbraucht hat.

Samstagmorgen finde ich unter dem Auto auf der Straße eine Benzinpfütze etwa in der Größe eines DIN-A4 Blattes. "SICILIANO" markiert sein Revier. In der Kürze der Zeit kann ich mich leider nicht um das Leck kümmern. Wir müssen schnell zum wenige Kilometer entfernten "food hotel" nach Neuwied. Dort lege ich mich seitlich neben den Wagen und ziehe die Schlauchschellen des Gummischlauches zwischen Tankeinfüllstutzen und Tank etwas fester. Dabei überdrehe ich blöderweise eine Schraube. An der Stelle tropft es also weiter.


Mit diesem Armbändchen sind wir essenstechnisch
den ganzen Tag gut versorgt

Frühstück

Recht spät nehme ich im Nennbüro die üblichen Gegenstände der Anmeldung (Bordbuch etc.) entgegen. Nach dem Frühstück geht es gleich zum Fahrerbriefing. Besprechung der Strecke, es gilt die StVO etc. Anschließend klebe ich die Startnummern (5) auf, bereite "SICILIANO" auf die Tour vor. Das Leck ist nicht dicht zu bekommen. Pünktlich um 5 nach 10 hebt sich für uns die Startflagge und es geht los. Ruck Zuck steht jedenfalls fest, dass wir uns für heute an das Odeur frischen SUPER Benzins gewöhnen werden müssen.


Fahrerbriefing - Peter erklärt Regeln und Strecke

Die Masse hört andächtig zu

Erklärung: DAS ist ein "stiller Wächter"

"SICILIANO" erhält seine Beklebung

Startplatz 4 steht in den Startlöchern

Um Punkt 5 nach 10 hebt sich auch für uns die schwarzweiße Startflagge
Schon vor der Präsentation der Fahrzeuge steht die erste Sonderprüfung an. An den Häusern einer Straße in Bendorf sind drei kleine Plakate mit alten Logos von Autoherstellern/marken angebracht. Wir sollen die Namen der Hersteller aufschreiben. Fazit: wir entdecken leider nur zwei Plakate, unter anderem erkenne ich den Löwen von Peugeot, im zweiten Logo meine ich Lancia zu erkennen... letztendlich ist es aber das Emblem von Autobianchi.

Auf dem Kirchplatz von Bendorf wird nun den vielen Zuschauern jedes einzelne Auto vorgestellt. Der Moderator erzählt Vieles über "SICILIANO". Es ist alles richtig - die Informationen stammen alle von mir!😀

Fahrzeugpräsentation auf dem Bendorfer Kirchplatz
Recht bald danach: die zweite Sonderprüfung. Wir werden auf den Hof eines Oldtimerschraubers unmittelbar am Rhein gelotst. Hier stehen lauter DDR-Fahrzeuge herum. Ganz am Ende ist ein Pickup (oder kleiner LKW) zu sehen. Wir sollen erraten, um welches Fahrzeug es sich handelt. Sechs Antwortmöglichkeiten stehen auf dem Zettel. Mit alten DDR-Fahrzeugen hab ich es ja gar nicht so... und entscheide mich für Robur (hinterher stellt sich heraus, dass es ein Framo ist!)

In Bad Hönningen dürfen wir entgegen der Fahrtrichtung durch eine Einbahnstraße fahren. Dort wartet eine Delegation auf uns. Die dortige Weinkönigin überreicht uns eine Tüte mit zwei Flaschen Wein - eine sehr nette Geste, Dankeschön! Ein paar Kurven weiter sitzt die Bevölkerung auf einer Mauer und applaudiert lautstark. Wir fühlen uns geehrt!

Foto: Eckhard Daniels
Die Weinkönigin (rechts) überreicht uns Wein

Weiter geht's in den Westerwald. Über, für die food rallye typische, extrem kurvige Straßen kommen wir nach Neustadt/Wied. Hier findet die halbstündige Mittagspause auf dem großen Parkplatz vor NORMA und REWE statt. Es gibt Leberkäsebrötchen und "Kalter Kaffee" von Brohler (Slogan: "Trink Brohler, fühl dich wohler!"). Sowohl NORMA als auch REWE und Brohler gehören zu den Sponsoren dieser food rallye.


... während der food rallye 2023 unterwegs in Rossbach

Mit Sondergenehmigung dürfen wir da durch!

Mittagspause in Neustadt/Wied
Während dieses Aufenthaltes versuche ich natürlich wieder, das Benzinleck an "SICILIANO" abzudichten... leider jedoch wieder ohne Erfolg.

Foto: Alexander Stenzel
Ich nutze die Pause, um vielleicht des flüchtigen Benzins...

Foto: Alexander Stenzel
... Herr zu werden
Entlang der Wied kreuzen wir nun noch ein wenig durch den Westerwald. Über extrem schlechte Straßen in Flammersfeld erreichen wir über Orfgen unsere Kaffeepause in Döttesfeld. Nach extrem leckerem Kirschkuchen und Kaffee setzen wir unsere Fahrt fort über die Wiedstraße vorbei an Heckerfeld.

Passend zu uralten Autos: "Asbach" 😀

Frage der Bordkarte: "wozu diente einst der alte LKW?"

"SICILIANO" parkt im Schatten...

... und wir lassen uns Kirschkuchen und Kaffee schmecken
Durch einen kleinen Navigationsfehler stehen wir plötzlich vor dem Firmengelände von Morlock Motors in Peterslahr, bekannt durch die DMAX-Doku-Soap "Steel Buddies - Stahlharte Geschäfte" - die S-Klasse von Michael Manousakis ist sogar hier vom Tor aus zu sehen.

"Morlock Motors"... oder auch "Steel Buddies"

DMAX hat diesen Ort prominent gemacht
Durch einsamste Gegenden und über verwegendste Straßen folgen wir nun wieder den Wegweisern Richtung Neuwied. Unterwegs machen wir noch einen kleinen Abstecher über Hadert nach Rengsdorf und gegen 17:00 Uhr treffen wir wieder am "food hotel" ein.

Foto: Eckhard Daniels

Foto: Hans-Werner Rodenberg

So langsam trudeln alle wieder am "food hotel" ein

Wir haben die Benzindämpfe überstanden
Dort folgt dann das große gemeinsame Speisen bei bestem Wetter unter offenem Himmel. Und natürlich die Siegerehrung. Zum Treppchen hat es bei uns zwar nicht gereicht - aber immerhin sind wir in der Gesamtwertung auf Platz 51 von 100. Dabeisein ist eben alles!

All diese nette Menschen haben aktiv zum Gelingen der food rallye 2023 beigetragen 

Pokale, Pokale...

Siegerehrung

Am Sonntag fahren Peter und ich dann nach Hillscheid zum K 70-Kompetenzzentrum. Dort setzen wir "SICILIANO's" Benzingepiesel ein Ende. Zugleich stellen wir fest, dass es die Tankentlüftungsleitung vermutlich infolge des starken Unterdrucks zerlegt hat. Der altersschwach poröse textilummantelte Gummischlauch muss wohl förmlich implodiert sein. Außerdem baue ich den Tankgeber aus. Er ist vollkommen verbogen. Offensichtlich war der Unterdruck im Tank derart groß, dass sich der komplette Tank extrem nach innen verformt und dadurch auch den Tankgeber in Mitleidenschaft gezogen hat.


Eines ist somit jedenfalls absolut klar: die Benzinpumpe scheint vollkommen in Ordnung zu sein!😀

Peter beschäftigt sich derweil mit dem Vergaser. Dessen Treibstoffpegel ist in den Schwimmerkammern ungleichmäßig. Deshalb tauscht er den Schwimmer aus. Nach anschließenden Probefahrten und kleinen Einstellungen ist auch meine Notlösung mit der alten Bremsfeder zur Rückholung des Gashebels und dadurch zügigen Drehzahlrückkehr ins Standgas überflüssig. Die Schwäche am Berg und das Ansprechverhalten beim Gasgeben sind damit beseitigt. Der Motor fühlt sich nun wesentlich agiler an.

Als wir auf dem Weg nach Hause an der Autobahnauffahrt Neuwied auf die A3 Richtung Köln beschleunigen, läuft der Motor wirklich auffallend gut. Als wir jedoch wenige Kilometer weiter etwa auf Höhe der Autobahnraststätte Egpert eine längere Steigung emporfahren, sind plötzlich extreme Motorvibrationen zu spüren. Das gesamte Fahrzeug vibriert. Lediglich bei Geschwindigkeiten über 100 km/h lässt diese Laufunruhe etwas nach. Der Motor scheint nur "auf drei Pötten" zu laufen. Weil ich vermute, dass diese Vibrationen durch ein defektes Zündkabel entstehen, versuche ich bei Köln Zündkabel auszutauschen (ich habe immer Ersatz dabei). Diese Maßnahme ist jedoch nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Letztendlich verlassen uns die Vibrationen bis zum Ende dieser Fahrt nicht.

Zu guter Letzt geht uns dann knapp 50 Kilometer vor dem Ziel noch der Sprit aus. Das nächtlich Benzingepiesel, der defekte Tankgeber und der Motorlauf "auf drei Pötten" sorgten anscheinend für einen außer Kontrolle geratenen Benzinkonsum. Glücklicherweise können wir an der Autobahnabfahrt Bramsche noch mit ein wenig Schwung von der Autobahn herunterrollen und landen so auf einem Park & Ride-Parkplatz. Dort steht zufälligerweise ein Mann und wartet im Auto auf seinen Sohn. Ich frage ihn, ob er einen Kanister dabei hat. Er verspricht mir, mit seinem Kanister netterweise Sprit von der nächsten Tankstelle zu besorgen.

So kommen wir am Ende doch noch gut zu Hause an.

Demnächst muss ich mich also unbedingt um ein paar Baustellen an und unter "SICILIANO" kümmern...
to be continued.


... und dann ist plötzlich der Sprit alle 😟

Wir belegen Platz 51

german MOTORKult TV: das Video zum Event

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