Erstens kommt es anders - und zweitens als man denkt!
Der Ätna ist innerhalb der letzten zwei Jahre x-mal ausgebrochen. Beruhigend war immer, dass Lava und Asche seiner Eruptionen zumeist in östlicher Richtung heruntergingen - nur vor wenigen Tagen ergoss sich der glühende Strom auch mal in (gefährlicher) südwestlicher Richtung, allerdings ca. 16 Kilometer entfernt und ca. 2.700 Meter oberhalb des Standortes unseres im Sommerurlaub 2019 erstandenen VW K 70. Die Lava erkaltete frühzeitig - es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr. |
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Die quälend langsam dahinschleichende Coronazeit ließ mich die Abholung des alten Autos aus Adrano am Südwesthang Europas' aktivsten Vulkans akribisch vorbereiten. Dementsprechend freue ich mich wie ein Kind, als es schließlich los geht... ... und dann stirbt klammheimlich knapp 30 Kilometer vorm Ziel der Keilriemen an seinem Arbeitsplatz, im Maschinenraum des REDSTAR.Ausgerechnet auf unserem letzten Kilometer der sizilianischen A19 (Palermo Richtung Catania), eine dreiviertel Stunde vor dem Eintreffen im Ziel um 15:00 Uhr, beginnt das Spektakel mit dem plötzlichen Aufleuchten der roten Generatorkontrollleuchte. Mir schießt spontan der Gedanke "gerissener Keilriemen" durch den Kopf. Im nächsten Moment erkenne ich, dass die Kühlwassertemperaturanzeige bis zum oberen Anschlag im heißen Bereich steht und auch die Kontrollleuchte für fehlendes Kühlwasser durch eindringliches, hektisches Blinken warnt. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt. Ein augenblickliches, kurzfristiges Überhitzen des Motors könnte enorme Schäden verursachen. Wenn deswegen jetzt die Zylinderkopfdichtung durchbrennt, wäre das gleichbedeutend mit dem Ende der Fahrt, mit dem Ende unseres Urlaubs. |
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Ich verringere sofort die Geschwindigkeit, wechsle auf die leider sehr schmale Standspur und schalte den Warnblinker ein. Da es bergab geht, lasse ich das Gespann mit ausgekuppeltem Motor weiterrollen. Zeitweise schalte ich den Motor sogar ab - der Fahrwind bringt wenigstens noch etwas Kühlung, die Kühlwassertemperaturanzeige bestätigt diese Annahme. Einen halben Kilometer weiter verlassen wir die Autobahn an der Abfahrt Catenanuova. Als wir auf die SS192 biegen wollen, vernehme ich blubbernde Geräusche und Zischen aus dem Motorraum. Sofort stelle ich alles auf Aus! Wir stehen hier zwar total ungünstig... aber jeder weitere Meter aus eigener Kraft birgt enorme Gefahren. Als ich die Motorklappe öffne entweicht dem Motorraum eine große Hitze. Der Rest des noch im Behälter befindlichen Kühlwassers kocht. Das ganze Kühlsystem steht unter Dampf im Hochdruck. Sehr behutsam öffne ich den Deckel des Kühlwasserbehälters und lasse den Dampf erstmal entweichen.
Die Ursache des Übels klemmt im Übrigen in der Nähe der Lichtmaschine im Motorraum: der zerfaserte, gerissene Keilriemen. Der Keilriemen ist sowohl für die Lichtmaschine (deshalb die rote Generatorwarnleuchte), als auch für den dringend nötigen kühlenden Wasserkreislauf (beim T3 vom hinten eingebauten Motor nach ganz vorn zum Kühler) zuständig. Nun ist guter Rat teuer. Ein zufällig vorbeikommender Mitarbeiter der Autobahnbetreibergesellschaft ANAS hält und ist sofort sehr hilfsbereit! Zusammen mit einem weiteren Hilfsbereiten ziehen sie uns erstmal aus dem Kreuzungsbereich in eine weniger behindernde Position. Ich telefoniere mit dem ADAC in München - die Hilfsmaßnahmen rollen an. In 60 bis 90 Minuten sollen Spezialisten vor Ort sein. |
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Flucht zwecklos - der Doblo blockiert uns |
Der Mechanikerboss ist zufrieden - wir dürfen reisen! |
Es wird Nacht am Ätna |
Nachts vor der Villa Fisichella in Adrano |
Warten auf Massimiliano
Der REDSTAR zieht den K 70 auf die Straße |
Massimiliano post mit mir ein letztes Mal vor Papa's K 70 |
Diese Langnese-Fahne übergaben wir an Massimiliano - für seine Sammlung, mit der er irgendwann mal ins Guinessbuch der Rekorde möchte. Unser besonderer Dank geht an Landgasthaus Halfbrodt, Drebber. |
Die Eis-Karten stellte uns freundlicherweise Gasthaus Recker, Wetschen, zur Verfügung - auch dafür vielen Dank! |
Massimiliano's Familienmuseum |
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Zum Schluss erhalte ich noch die zum K 70 gehörigen originalen italienischen Fahrzeugpapiere, wir unterzeichnen gegenseitig von mir in italienischer und deutscher Ausfertigung erstellte Kaufverträge, eine handvoll weitere unterschiedlichste VW-Schlüssel (von denen dann jedoch letztendlich keiner wirklich passt). Und gegen 22:30 Uhr düsen wir wieder durch die engen Straßen Adranos den Hang des Ätna hinunter Richtung Menfi durch die Nacht. Ursprünglich geplant war nach der Abfahrt eigentlich noch ein kleines Drohnenvideo. Einen Nachtflug kann ich mir jedoch wohl sparen.
Autobahnraststätte Sacchitello in der Nähe von Enna |
Es ist inzwischen weit nach Mitternacht |
Angekommen in Menfi... es ist 3:00 Uhr |
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Der K 70 wartet unter einer Kunststoffplane auf die Rückkehr nach Deutschland Weiterer Artikel dazu in der >>Kreiszeitung Diepholz<<. Hier geht's weiter zu >>Teil 3<< |
3 Kommentare:
Besten Dank
Fantastisch! Was für ein Abenteuer bisher. Ich hoffe, die Katastrophe mit dem Keilriemen hat nicht allzugroße finanzielle Löcher geschlagen. Ich denk mal, so wie ich dich kenne, hast du jetzt 2 Ersatzriemen im Auto.
In der Tat - es war ein aufregendes Abenteuer! Definitiv NICHT langweilig!
Die Erneuerung der Keilriemen hielt sich preislich in absolut fairem Rahmen, das Abschleppen hat der ADAC im vollen Umfang übernommen (dafür bin ich schließlich seit 1984 Mitglied!).
Bei den Ersatzriemen muss ich Dich allerdings NOCH enttäuschen. Da der Austausch der beiden Keilriemen in freier Wildbahn relativ aufwändig ist, werde ich zukünftig vor einer "großen Fahrt" besonders auf den tadellosen Zustand dieser wichtigen Verschleißteile achten.
Aber ja - man weiß ja nie, ob es zufälligerweise ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt in der nahen Umgebung Keilriemen zu kaufen gibt - ich werde zukünftig zwei Exemplare an Bord haben!
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