Sonntag, 2. April 2023

Neunter STATUSREPORT zum silbernen VW K 70 von Sizilien


Aber sicher! Alles muss raus! Nahezu der Tagesverbrauch meines Elektriksamstags!🙈

Eigentlich müsste er so langsam mal fertig werden - mein sizilianischer K 70 ist natürlich gemeint. Und ich wähle ganz bewusst das Wort "eigentlich". Denn in Wahrheit zieht sich das Finale in die Länge. Wie das immer so ist: eigentlich ist irgendwie immer mit Verzögerungen zu rechnen. Und natürlich besonders, wenn es schnell gehen soll. Genau diese Tatsache macht das Leben offenbar spannend.🙅

Was ist es nun also, das sich dem großen Finale so aufdringlich in den Weg stellt?

DER GEIST DER ELEKTRIK SPUKT IN MEINEM ALTEN VW K 70

Zweifellos war es Alessandro Giuseppe Antonio Anastasio Volta, der als italienischer Physiker die Volta'sche Säule, heute bekannt als elektrische Batterie, erfand und als einer der Begründer der Elektrizitätslehre gilt. Allerdings lebte er vor etwa 250 Jahren - daher vermute ich, dass höchstens noch sein Geist ausgerechnet in meinem vor nahezu 51 Jahren produzierten, dann 23 Jahre auf Sizilien gefahrenen, danach für 24 Jahre abgestellten und von mir seit eineinhalb Jahren in Restauration befindlichen VW K 70 sein Unwesen treiben kann.

Als ich im Oktober 2021 das Auto in meine Werkstatt schob, war vom Geiste Volta's rein gar nichts mehr zu spüren. Denn der noch an Bord befindliche Akku war quasi ausgetrocknet, bestimmte lebenswichtige Stromwege waren entweder auf seltsame Weise offenbar "verloren gegangen" oder deren Anschlüsse irgendwie schlicht weggegammelt. Dieser Zustand verwundert mich nach 50 Jahren, insbesondere nach offensichtlichen Eingriffen sizilianischer KFZ-Elektrik-Spezialisten, jedoch nicht sonderlich.




Doch kurz vor Restaurationsschluß muss nun endlich wieder Strom durch die kupfernen Adern des Autos fließen. Aber genau DAS bereitet mir Kopfschmerzen! Dabei bringt mich Signore Volta mit einem knallharten Praktikum der Elektrizitätslehre an den Rand des Wahnsinns. Nachträglich stellt sich allerdings heraus, dass ich höchstselbst an meinem beinahen Scheitern Schuld trage.

Wie konnte es dazu kommen?

Über zwei Stunden dauert das Spektakel. Unzählige zunächst leise und dann langsam immer lauter werdende Flüche erfüllen die Werkstatt. Dieser Ort kennt mein unanständiges Fluchen bereits durch meine wochenlangen Versuchen, die Bremsanlage in den Griff zu bekommen.


Dieses Mal stehe ich jedoch am geöffneten Kofferraumdeckel des Sizilianers. Genauer gesagt pendele ich x-mal zwischen der Kennzeichenbeleuchtung an der Heckklappe, dem Lichtschalter und dem Sicherungskasten im Armaturenbrett.

Mein Ziel ist es nämlich, die beiden Lämpchen der Kennzeichenbeleuchtung zur Zusammenarbeit zu überzeugen. Wobei - die Damen reden natürlich leider nicht. Sonst hätten sie mich wahrscheinlich während meiner zweistündigen Versuche längst auf meinen dämlichen Fehler aufmerksam gemacht.

Warum also sind in dieser Zeit mehr als ein Dutzend Sicherungen des Modells Torpedo mit gut sichtbarem Blitz und verdächtigem 🗲"ZIP!"🗲durchgegangen?

Lediglich acht Sicherungen müssen "ruhig" bleiben


Früher Tod von Sicherungen

Bevor mir der Fehler "wie Schuppen von den Augen fällt" verfluche ich, dass die beiden Kennzeichenbeleuchtungen so unglaublich fummelig in die beiden dafür vorgesehenen Öffnungen an der Heckklappe passen. Das Problem scheinen mir die beiden Kabel bzw. die Anschlüsse zu sein. Weil ich da den Fehler vermute, baue ich die Lampenträger gefühlt zwanzig Mal aus, isoliere mehrfach großflächig Kabel und Stecker, später sogar den ganzen Lampenträger, baue sie wieder ein... um dann schließlich beim Licht einschalten wieder den blöden bläulichen Blitz an der Sicherung wahrzunehmen. Mehrfach bitte ich schließlich VOR dem Einschalten das Schicksal um Gnade... leider jedoch immer wieder vergebens.

Verzweifelt zähle ich die erst am Tag zuvor käuflich erstandenen Sicherungen, die ihr Leben aber bereits nach so kurzer Zeit schon wieder ausgehaucht haben. Außerdem ärgere ich mich über die durch das ständige Aus- und Eingebaue arg in Mitleidenschaft gezogenen seltenen Plexiglasabdeckungen der Kennzeichenbeleuchtung (gibt's da eigentlich irgendwo ein Gleichteil?) - sie sind halt sehr alt und daher inzwischen porös wie Knäckebrot. Mit einem heißen Lötkolben kann ich die abgebrochenen Ecken wieder anpappen, schönes Aussehen ist jedoch definitiv etwas anderes und stabiler sind die Abdeckungen durch meine Notreparatur natürlich auch nicht gerade geworden.

Ich zweifele an mir, kann die Welt der KFZ-Elektrik nicht mehr verstehen. Wo ist bei der Kennzeichenbeleuchtung der Fehler? Warum fliegen immer wieder die Sicherungen raus?

Während des Mittagessens schmiede ich einen eiskalten Schlachtplan. Doch bevor ich zu seiner Ausführung schreite, fällt mein Blick wieder in den Kofferraum. Mich beruhigt, dass wenigstens die Kofferraumbeleuchtung funktioniert.😦 In jenem Augenblick wird genau diese Lampe zum Licht am Ende meines düsteren Tunnels! Sie beleuchtet nämlich die Steckverbindung der Kabel zur Heckklappe. Ach, ja!🙈


Licht am Ende des Tunnels? 

Es ist schon etwas her, dass ich die Heckklappe im Zuge ihrer Überarbeitung ausgebaut hatte.

Erst jetzt komme ich auf die Idee, mal nachzusehen, ob ich beim Einbau vielleicht die Kabel vertauscht habe. Also die stromführende Ader mit der Masse der Heckklappe verbunden habe und die Fahrzeugmasse mit dem stromführenden Kabel der Heckklappe. Das würde auch erklären, warum vorher die lose herunterhängenden Kennzeichenbeleuchtungen einwandfrei funktionierten und im eingebauten Zustand einen "Kurzen"🗲 verursachten.

Eigentlich ist es jetzt vollkommen überflüssig, noch das Ergebnis meiner Vermutung zu kommentieren. Einen Moment lang kommt es mir tatsächlich so vor, als ob in meiner Werkstatt in irgendeiner Ecke jemand fies lacht😂, so ähnlich  wie am Ende von Michael Jackson's 🎶"Thriller"🎶. Danke, Signore Volta! Nun hab ich's verstanden!

Vielleicht finde ich jetzt auch bald heraus, warum der Sizilianer beim Zündschlüsseldrehen immernoch keinen Mucks tut... obwohl ich das Zündanlassschloß schon durch ein anderes (allerdings altes) Teil ersetzt habe... na, wir werden sehen!


Inzwischen funktioniert vorn alles wieder...

... auch hinten ist wieder alles paletti


Mal wieder ein kleiner Nachtrag... 

Nachdem ich mich am letzten Wochenende ausgiebig mit der Elektrik auseinandergesetzt habe... und dachte, dass endlich alles funktioniert, kam es dann doch wieder ganz anders. Beim letzten Handgriff des Samstages stellte ich nämlich fest, dass mit dem Fernlicht "etwas nicht stimmt".

Seltsam: wenn ich das Licht per Lichtschalter einschalte, ist direkt das Fernlicht an. Wenn ich den Blinkerschalter, der ja bekanntlich normalerweise für das Einschalten des Fernlichts nach vorn gedrückt werden muss, nach vorn drücke, erlischt das Fernlicht und es ist nur noch das Abblendlicht an. Also funktioniert das Fernlicht so, als ob ich das Abblendlicht angeschaltet habe. Die Lichthupe funktioniert hingegen gar nicht.

Sind bei diesem Auto vielleicht irgendwo Kabel vertauscht worden? Nachdem ich nun an so vielen Stellen unfachmännische Basteleien gefunden habe, schließe ich natürlich nichts mehr aus... aber wo genau beginne ich nach dem Fehler zu suchen?

Mit einem Schaltplan bewaffnet sitze ich im K 70 und merke, wie mir grad die Motivation flöten geht.

Nachdem ich mit Telefonjoker Markus Retz beraten habe, mache ich mich am Sonntagnachmittag auf die Suche. Ich gehe der Vermutung nach, dass an der Sicherungsleiste Kabel vertauscht sind. Leider liegt die Rückseite der Sicherungsleiste auch im ausgebauten Zustand an recht unkomfortabler Stelle und im Dunklen.

Ich glaube, ich hatte fast alle Kabel mehrfach gelöst und auch wieder verbunden... es liegt durchaus im Rahmen der Möglichkeiten, dass ich dabei neue Zuordnungen geschaffen habe. Zunächst scheint es aber nicht für das gewünschte Ergebnis zu reichen. Der Sonntag endet daher also leider nicht mit einem ersehnten Erfolg.

Zwei Tage später - Dienstag, 4. April 2023... habe ich etwas früher als gewöhnlich Feierabend und entschließe, vor der Garage bei schönstem Sonnenschein am K 70 weiterzumachen. Doch ich komme irgendwie wieder nicht richtig voran. Daher entscheide ich, den ganzen Kram einfach wieder zusammenzubauen und bei der anstehenden Hauptuntersuchung so zu tun, als sei alles in bester Ordnung.

Nachdem ich das Auto wieder rückwärts in die Garage geschoben, das Rolltor verschlossen und etwas frustriert nochmal hinterm Lenkrad platzgenommen habe, stelle ich beim bloßen Spielen am Fernlichthebel fest, dass die Lichthupe einwandfrei funktioniert. 




Zündung an, Licht an, Fernlicht an... ES FUNKTIONIERT ALLES VORSCHRIFTSMÄSSIG! Es sollte mich niemand fragen, woran es nun gelegen hat. Wichtig ist, dass ENDLICH alles funktioniert.

Wir haben soeben einen wichtigen Schritt nach vorn geschafft. Jetzt warte ich nur noch auf einen neuen Zündanlassschalter - sein Einbau wird (hoffentlich) nur wenige Minuten dauern. Und dann... geht's an das Gutachten! Ein Ende ist in Sicht!    


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