<<Kapitel 24<<
Die SOUNDBOX ist ja bereits seit einiger Zeit im verdienten Ruhestand, praktisch deaktiviert. Es kommt mir immer noch schwer über die Lippen - aber sie ist nun definitiv Geschichte. |
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Lieber Leser, bitte verschone mich mit Deiner individuellen Traumdeutung – meistens geschieht so etwas ja mit einem gewissen „hab ich ja schon immer gesagt“-Effekt. Mit solchem Geunke (von unken!) bringt mich niemand weiter!
In meinem Traum habe ich meine SOUNDBOX auf einer großen (und vor allem hohen) Bühne aufgebaut. Von hier oben sieht man in einen großen (und ebenfalls recht hohen) Saal mit Platz für schätzungsweise zweihundert Personen. Gefühlt sind später auch etwa so viele Gäste anwesend. Der Gastgeber ist der Bruder meines alten DJ – und Bürogemeinschafts - Freundes Heiner (siehe Kapitel 21: „Reisen in die Welt des Schlagers“) … aber warum gerade er? Keine Ahnung! Der Grund dieser ominösen Feier ist mir ebenfalls schleierhaft – das ist für meinen Traum wahrscheinlich auch nicht so wichtig.
Wie unglaublich verwirrend doch so ein Traum gestrickt sein kann!
Weiter im Text: bei meiner Traumfeier werden die eintreffenden Gäste per Mikrofon von einem Conferencier begrüßt. Auch dieser ist mir natürlich aus der Bürogemeinschafts-Zeit mit Heiner wieder sehr gut bekannt.
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Der unglaublich redegewandte Stefan Wolter ist Musiker, Moderator, Sprecher, Warm-Upper, Musik- und Werbeproduzent, Label-Inhaber und Veranstalter. Mit seiner tiefen Stimme (übrigens bekannt aus der Schoko-Kuss-Werbung: „Hmmm, sind die dick, man!“) hatte er mir sogar mal ein paar kurze und sehr witzige SOUNDBOX-Jingles aufgenommen. Er kann jedenfalls mit seiner Art innerhalb kürzester Zeit das Publikum in eine wahrhaft euphorische Stimmung bringen. |
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Nach dem Festbankett kündigt mich Stefan also in seiner unnachahmlichen Art an: „Für Euch am Mikrofon der SOUNDBOX - der wahrscheinlich längste DJ der Welt, Andreas Kernke!“
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Nun sollte eigentlich mein Intro folgen – doch aus meiner Anlage kommt einfach kein Ton. Ich drücke Knöpfchen, schiebe Regler, wackele an Steckern… nichts! Warum, zum Teufel, geht hier nichts?
Plötzlich läuft die Musik doch! Aber mich irritiert total, dass nicht die gewohnte Version von Koto’s „Dragon’s Legend“ als Intro läuft, sondern irgendeine unprofessionell nachgespielte Variante. Deshalb gelingt es mir nicht, meinen Opening-Text ordnungsgemäß vorzutragen – was mich wiederum außerordentlich nervös macht.
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Außerdem finde ich keine vernünftige Anschluss-Scheibe. Wonach sollen die Gäste nach meinem missglückten Intro also zum Tanzen gebracht werden? Je mehr ich in meinen Plattenkisten suche, desto weniger weiß ich, was ich eigentlich gleich auflegen soll. Obendrein ist da überhaupt keine Ordnung mehr in der Sammlung – es ist ein heilloses Durcheinander.
Die Opening-Musik läuft aus… was nun? Es entsteht eine peinliche Pause. Die ersten Gäste stehen schon unten vor der Bühne und wollen irgendwie gestikulierend behilflich sein. Trotz aller Bemühungen gelingt es mir nicht, ruhig und gelassen zu bleiben. Oh man, unprofessioneller geht es nicht! Die Gäste sehen in mir Panik hochsteigen. Ich spüre die Ungeduld von Seiten des Publikums. Erste Zurufe: „Was ist denn nun, wann geht’s weiter?“
Immer panischer krame ich durch die Plattenkisten, finde aber immer weniger, was ich eigentlich suche. Plötzlich fällt mir „YMCA“ von den Village People in die Hände. Ich starte die Single schnell auf einem der Plattenteller mit dem Ergebnis, dass die Menge johlend auf die Tanzfläche strömt und tanzt.
Die Anlage kratzt, ein Kanal fällt aus… stümperhaft wackele ich wieder an Steckern, drücke wieder gelb illuminierte Schalter… „YMCA“ läuft aus, es entsteht wieder eine erdrückende Pause. Von der Bühne aus kann ich erkennen, wie DJ-Kollege Heiner entnervt mit dem Kopf schüttelt. Was für eine Schmach! Wie peinlich!
Inzwischen durchwühlen auch einige Gäste meine Plattenkisten. Ich finde einfach nichts mehr. Auf der Bühne herrscht das reine Chaos! Heiner steht vor der Bühne: „Was ist denn los – Du kriegst ja nichts auf die Reihe!“ Ich werde rot – meine Güte, ist mir das hier alles peinlich. Und das vor so hoch geschätzten Kollegen.
Die wenden sich mittlerweile enttäuscht von mir ab – wollen Ersatz beschaffen, organisieren offensichtlich eine andere Anlage, einen anderen DJ. Dieses Vorhaben lässt mich vollends verzweifeln.
Glücklicherweise schrecke ich an dieser Stelle aus meinem Traum auf und wische mir erstmal eine Träne aus dem Augenwinkel und kalten Schweiß von der Stirn. Mein Herz rast noch immer! Was für einen absurden Quatsch man sich doch manchmal zusammenträumt.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich ja schon seit Jahren nicht mehr mit Schallplatten und Plattenspieler aufgetreten bin. Auch die im Traum erlebte PA-Anlage ist längst Schnee von gestern. Und eine derartige Situation liegt zwar natürlich durchaus im Bereich des Möglichen, ist mir aber nicht ein einziges Mal in 25 Jahren SOUNDBOX passiert. Was für einen Quatsch hat sich das nächtliche Gehirn dabei also bloß gedacht? Das ist ja wirklich nicht mehr feierlich!
Ich halte es für wenig ratsam, mir über die ganzen konjunktiven „Wenns“ und „Abers“, „könnte“ und „wäre“ meines cerebralen Hirngespinnstes tiefschürfende Gedanken zu machen. Das wäre wohl außerdem ein dem Anlass unverhältnismäßig angepasstes Verhalten.
Und bei Heiner, der in diesem bescheuerten Traum ein bisschen den unfreiwillig Bösen spielte, entschuldige ich mich an dieser Stelle vorsichtshalber schon mal.
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ENDE!
Moin ElGigante, alles prima....
AntwortenLöschenSooooo Böse ist das nicht.... und das Szenario ist ja nun wirklich nicht abwägig.
Hatte ich im Sommer erst, als meine gesamte PA abgeraucht ist...
Und die gesamte Geschichte war und ist mehr als lesenswert!
Danke für die kurzweiligen Momente und der Rückschritt in die Vergangenheit....
"Fleisch ist mein Gemüse".... mehr sage ich nicht dazu.
Liebe Grüße
HEINER Olberfding
DJ Ohrwurm