<<Kapitel 20<<
Vor einigen Jahren absolvierte ich im Zuge einer Ausbildung zum Internetentwickler ein Praktikum bei Heiner, damals seines Zeichens DJ-Kollege und selbstständiger Dienstleister für diverse Plattenfirmen. Er ist der momentan dienstälteste DJ auf einem der ältesten Jahrmärkte Deutschlands. Generell ist Heiner als DJ bereits zwölf Jahre länger (als ich) als einer der beliebtesten DJs in der Region unterwegs und daher eine Institution, ein Original.
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Früher hat er bei einer namhaften Plattenfirma in Frankfurt gelernt, später bei einer anderen namhaften gearbeitet, ist sogar als Produzent mit einer „Goldenen Schallplatte Kuschelrock 1“ ausgezeichnet worden: Später war er dann unter anderem im Internet für eine der größten deutschen Schlagerplattformen verantwortlich und ist auch heute noch Teil- und Mitinhaber eines kleinen, aber feinen CD-Labels.
Als ich Heiner erstmals traf, unterhielt er in der Kelleretage seines privaten Bungalows eine Bürogemeinschaft. Zu meiner Überraschung begegnete ich dort niemandem Geringeren als HH. Die Beiden leiteten dort eine Institution, deren Konzept sie zusammen erfunden und entwickelt hatten. Es handelte sich dabei um eine Art Künstleragentur. In ihrem Konzept waren einerseits Künstler (natürlich DJs aber auch Sänger, Musiker, Bands, Alleinunterhalter, Moderatoren, Zauberer, etc.) und andererseits auch Gastwirte, Hoteliers, Veranstalter, etc. vernetzt. Da sich die Suche nach einem guten DJ für die potentiellen Kunden immer häufiger recht mühsam gestaltete, stellte die Agentur mit dieser Party-Hotline eine wertvolle Hilfe. Dafür wurde für weitläufig flächendeckende Werbung gesorgt. Außerdem sollte der Pool der vernetzten Partner für ein buntes Angebot ständig erweitert und aktualisiert werden. Jedes Mitglied dieser Gemeinschaft konnte sich auf der agentureigenen Internetplattform vermarkten. Von der Agentur wurden zudem beispielsweise Partyprojekte, Mottopartys und viele andere Veranstaltungskonzepte erarbeitet und durchgeführt. Allen Beteiligten wurden Schulungen zur Steigerung der eigenen Produktivität und Qualität angeboten. So gab es z.B. GEMA-Seminare, bei denen durch einen Referenten über das Thema Vervielfältigungs-, Aufführungs-, und Urheberrecht unterrichtet wurde – mit für Musiktreibende allesamt sehr interessanten Inhalten. Auch über einen fach- und sachgerechter Umgang mit dem Mikrofon wurde durch einen Profi unterrichtet. |
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Künstlern, die bisher noch nicht mit einer Homepage im weltweiten Internet vertreten waren, wurde im Rahmen der Agentur die Möglichkeit geboten, sich eine eigene Präsentation erstellen zu lassen. Diese Arbeit war während des Praktikums dann natürlich meine Aufgabe. Und genau aus diesem Aufgabengebiet wurde später meine eigene Firma. In jener Zeit programmierte ich Seiten, unter anderem für Schlagersänger, Discjockeys und Bands. Aber auch eine junge Film-Crew, mehrere Schriftsteller, ein Campingplatz und ein Schäfermeister, ließen sich von mir Internetseiten erstellen. | ||
In Heiner’s Büros drehte sich ständig alles um jegliches Musik-Business. Stellvertretend für ihn nahm ich manchmal auch Telefonate an. So sprach ich mit mehr oder weniger berühmten Sängern, Radio- und Fernsehlegenden, Moderatoren, Produzenten, Musikern etc.
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Anlässlich der Preisverleihung „Neuer Deutscher Schlager Hitgold", lernte ich bei einer Gala in der Stadthalle Gronau dann auch gleich eine bunte Auswahl dieser Promis persönlich kennen. Partymusiker Mickie Krause (Zehn nackte Frisösen) lümmelte lässig auf meiner Schulter, mit ZDF-Hitparade-Moderator Uwe Hübner saß ich an der Bar, Schlager-Urgestein Christian Anders (Es geht ein Zug nach Nirgendwo) legte mir freundschaftlich seinen Arm um die Schulter, der vor mir stehende George Le Bonsai (Ich lieb Verona Feldbusch) sah von unten (1,49m Größe!) zu mir herauf, Sandy Wagner (Hier spricht die Polizei) stellte sich zum Foto extra auf einen Stuhl, und Matthias Carras (Ich bin Dein Co-Pilot) präsentierte mir stolz seine soeben erhaltene Auszeichnung, den 1. Platz des "Neuen Deutschen Schlagers - NDS". | ||
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Einige andere Schlagersänger erlebte ich durch Heiner auch bei regelmäßig stattfindenden Schlagertreffen in einer großen Discothek im Ruhrgebiet. Dort versuchten wir auch Ronny Becker und Ela (ehemals "Valerie's Garten") bekannter zu machen.
Während solcher Veranstaltungen war jedoch zu spüren, dass diese Musikbranche ein Haifischbecken sein muss. Da es den Protagonisten und ihrem Umfeld sowohl um Ruhm als auch um Ehre aber noch viel mehr um Profit gehen dürfte, tritt unter der - für einen Laien sichtbaren harmonischen Oberfläche - eine brodelnde Hölle zutage. Wenn man genauer hinschaut, erkennt man oftmals, dass es backstage eigentlich nur ums blanke Überleben geht. Und das ist keinesfalls abhängig vom jeweiligen Musikstil – und es betrifft alle Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Kunst in der Öffentlichkeit zu verdienen versuchen. Sie alle haben ständig Angst, vergessen zu werden. Und Vergessen heißt in diesem Fall, ihrer Lebensgrundlage beraubt.
Heiner und ich sind damals ein Stück unseres Weges in der besagten Bürogemeinschaft gemeinsamen gegangen. Leider beendete ein persönlicher Schicksalschlag Heiners diesen Weg. Damals hat er – bis auf seine DJ-Tätigkeit und das kleine CD-Label – quasi der Musikbranche abgeschworen. Heute arbeitet er in der Firma seines Bruders, die innerhalb von fünfundzwanzig Jahren zu Europas größtem Oldtimer-Ersatzteilhändler für französische Marken aufgestiegen ist. Das jedoch nur am Rande.
Wir beide denken gern an diese zumeist lustige und aufregende Zeit zurück. Sie hat mich und auch die SOUNDBOX beeinflusst. Ich lernte unglaublich viele interessante Menschen kennen und konnte neue Sichtweisen aufnehmen. Der Umgang mit vielen Discjockey-Kollegen, Sängern und Künstlern verschaffte mir neue Perspektiven. Und ich lernte wertvolle Arbeitsweisen kennen, was schließlich auch wieder der SOUNDBOX zugute kam. Und einige der damals begonnenen Internetprojekte pflege ich noch heute.
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>>Kapitel 22>>
Hallo Andreas,
AntwortenLöschenDanke für diesen tollen Rückblick.
Es hat mir mehr als ein Lächeln gezaubert....
Tolle Erinnerung, tolle Geschichte und tolle Verbindung zwischen uns.
Danke
Heiner Olberding