Selten polarisierte mein Leben so
wie jetzt gerade. Schwarz und Weiß liegen zeitweise förmlich übereinander,
eine Gesichtshälfte weint, während die andere lacht. Innerlich bin ich
aufgewühlt und doch tiefentspannt zugleich. Doch was genau hat zu diesem
außergewöhnlichem Zustand geführt?
Schon häufiger habe ich mich hier zu meiner Vergangenheit geäußert. Zuletzt
im Beitrag >>HIER<<.
Weite Teile meines Lebens standen unter dem wie auch immer gearteten
Einfluss meines Vaters. Was sich zunächst ganz normal anhört. Im gleichen
Atemzug mit Dominanz, Macht, Ehrgeiz und Härte genannt, machte mir der
väterliche Einfluss jedoch das bisherige Leben mehr als schwer. Eine so
lange Zeit unter den erlebten und erlittenen Einwirkungen, immerhin
inzwischen über 55 Jahre, hinterlässt zwangsläufig unauslöschliche Spuren
auf der Seele.
Seit dem 10. Januar dürften meine beiden Schwestern (die ähnlich unter
solchen Umständen litten) und ich endlich in seelisch ruhigeres Fahrwasser
gelangen. Denn unser Vater ist nach düstersten und unruhigsten, wirren
Zeiten auf einer Palliativstation in Delmenhorst verstorben.
Bei aller Härte, die uns durch ihn stets getroffen hat - natürlich ist der
Tod des Vaters eine traurige Angelegenheit. Uns ist es gelungen, ihn mit
gebührender Würde auf seinen letzten Weg zu verabschieden.
Dennoch liegen für uns in seinen letzten Atemzügen Töne einer neuen Freiheit
in der Luft. Eine gewonnene Freiheit, für die wir bis ins hinterste
Kämmerchen selbst verantwortlich sind und niemandem mehr Rechenschaft
ablegen müssen. Eine gewonnene Freiheit, bei der wir aufgezwungene und
ausgetretene Pfade endlich verlassen können.
Freigesetzt wurde auch ein von ihm stets behüteter, mit allen Kräften
verteidigter, immer auf Vermehrung getrimmter Schatz - eine beachtliche
Summe über einige Konten verstreuten Geldes. Finanzielle Mittel, die er wofür
gehortet hat? Ehrlich gesagt wäre es uns lieber gewesen, wenn unsere Eltern
ihr ganzes Geld verlebt hätten. Stattdessen haben sie ihr ganzes Leben lang
überwiegend geknausert und gegeizt. So war am Ende des Lebens noch sehr viel
Geld über.
Okay, natürlich freuen wir Erben uns über einen warmen Geldregen - wer würde
das nicht? Wir werden unseren Kindern irgendwann sicherlich nicht so viel
hinterlassen können. Wir sind aber auch eine andere Generation, in einer
anderen Zeit aufgewachsen, von anderen Eindrücken geprägt. Aus
unterschiedlichsten Gründen haben sich bei uns jedenfalls nie nennenswerte
Mengen Geld angehäuft - wir leben mehr von der Hand in den Mund. Wir haben
auch eine ganz andere Sicht auf unser Leben. Schon zu Lebzeiten unserer
Eltern gab es deshalb endlose Diskussionen. Jetzt, nach ihrem Tod, werde ich
mich für diesen Unterschied weder rechtfertigen noch entschuldigen. Nun
können wir endlich den Beweis antreten, dass auch unsere Lebensauffassung zu
einem glücklichen Ziel führt - vielleicht sogar zu einem glücklicheren.
Mein Blick geht nun nach vorn, nicht mehr zurück! |
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Ein kleiner Baustein meines vollkommenen Glücks trägt vier
Ringe und ein Stoffverdeck. Bisher war ein Audi Cabriolet jedoch außerhalb
unserer finanziellen Reichweite. Solange musste ich also mit einem
1:24-Modell in meiner Glasvitrine im Wohnzimmer Vorlieb nehmen. Und nur,
damit wir uns gleich recht verstehen: ich meine kein nagelneues A3-, A4-
oder A5-Cabrio. Diese Audi-Cabrios gefallen mir gar nicht so sehr.
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Mich hat vielmehr schon vor über fünfundzwanzig Jahren das Audi 80-Cabrio fasziniert. Jedem BMW- oder Mercedes-Cabrio würde ich diesen Audi vorziehen. Jegliche andere Cabrios können meiner Meinung nach dem hübschen Ingolstädter nicht mal annähernd das Wasser reichen. Und glaubt man den Fachleuten, so hat das erste Audi Cabriolet das Zeug für einen echten Klassiker. Sie prognostizieren, dass dieses Modell in originalem Zustand mal sehr begehrt sein wird.
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Nach ein paar Recherchen im Internet, vielen Empfehlungen
durch meine technischen Berater Peter Rodenberg und Markus Retz sowie
reichlich Unterstützung nach Jens Tanz' Hilfeaufruf auf seiner
Facebook-Seite, habe ich mir schließlich ein Cabrio in Bad Oeynhausen
angesehen, probegefahren und gekauft. Der kristallsilberne Wagen ist von
Juni 1992, war bisher zunächst kurz über eine Firma angemeldet und ist
danach in Privatbesitz des Firmenchefs, einen Doktor, übergegangen.
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Auf dem Tacho stehen nachvollziehbare 114.571 Kilometer und das Serviceheft ist lückenlos geführt. Das Fahrzeug macht insgesamt einen gepflegten Eindruck. An der Karosserie fallen nur ein paar zu vernachlässigende Mini-Beulchen am hinteren rechten Seitenteil und Radlauf auf. Auch stimmen die Fluchten des vorderen linken Kotflügel nicht exakt mit der Kante der Motorhaube und der hintere Stoßfänger muss mal nachjustiert werden. Am Übergang des silbernen Oberteils zum schwarzen Kunststoffunterteil beider Stoßfänger sind minimale Spuren einer Nachlackierung zu erkennen. Der Wagen steht auf Reifen der Dimension 205/60 R15 V an Aluminium-Gussrädern der Größe 7J x 15 im 10-Speichen-Design.
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Auch das Interieur des Fahrzeugs
gefällt mir. Den schwarzen Ledersitzen in Sportausstattung sieht man ihr
Alter kaum an. Das einwandfreie Armaturenbrett schmückt Nußbaum-Wurzelholz
und das Sportlenkrad in Leder ist airbagfrei. Die Mittelkonsole beherbergt
Zusatzinstrumente für Volt, Öldruck und Öltemperatur.
Ich sollte den 2,3 Liter-Einspritzer möglichst kalt starten - so wären eventuell
defekte Hydrostößel zu hören. Der kalte 5-Zylinder läuft jedoch gleich
angenehm weich, es klappert nichts! Er nimmt das Gas direkt an und säuselt
angenehm bei kurzen Gasstößen. Der Automatikhebel lässt sich butterweich
durch die Schaltgasse schieben.
Bleibt nur noch das Stoffverdeck... wie öffnet man das eigentlich? Vorn über
dem Innenspiegel muss der Verdeckverschluß gedreht werden. Schon löst sich
der vordere Verdeckrand vom Windschutzscheibenrahmen und man kann ihn nach
oben und hinten schieben. Nun muss sich der Deckel vor dem Kofferraumdeckel
heben, dazu drückt man auf einen gummierten Knopf im Fahrertürrahmen... doch
es passiert nichts. Auch ein herbeigerufener Mechaniker kann nicht helfen -
das Verdeck bleibt zu.
Nachdem das Fahrzeug mit roten Nummern versehen ist, drehen wir eine Runde.
Der Motor läuft wie eine Nähmaschine, die Automatik schaltet sanft aber auch
einen Kickdown kann sie. Die Straßenlage ist als ruhig und souverän zu
bezeichnen. Lenkeinschläge pariert der 1,3-Tonner direkt, während eine
Vollbremsung ihn stur in der Spur verharren lässt. Auch die Handbremse macht
keinerlei Probleme. Nach einem kurzen Fotoshooting kehren wir zum Händler
zurück.
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Dort bittet mich der Verkäufer zur
Verhandlung. Wir flachsen ein wenig herum. Locker machen vor dem Kampf! Dann
kommen wir zur Sache. Ich frage ihn direkt, was er mir zum offenbar schlecht
eingepassten linken Kotflügel zu erzählen hat. Er hält etwas überrascht die
Luft an, schluckt kurz und stößt dann leicht heiser hervor, dass an dem
Auto etwas lackiert worden sei. Den Blick suchend in den vor ihm liegenden
Papieren fragt er, welchen Preis ich denn zu zahlen bereit wäre. Im Internet
las ich von 7.895,- EUR. Ich zähle ihm nochmal auf, was mir negativ
aufgefallen ist: Kotflügel vorn Spaltmaß, kleine Beulchen hinten, Stoßfänger
nachlackiert, hinterer Stoßfänger Spaltmaß, Verdeck defekt... und ende mit
5.000,- EUR für das Fahrzeug so, wie es ist (Verdeckbetätigung repariere ich
selbst). Pause. Nein, das ginge nicht, das wäre zu wenig. Was ich von
7.300,- halten würde. Nix, das ist mir zuviel - ich biete 6.000,- EUR. Das
müsse er erst mit seinem Chef abklären... und läuft weg. Drei Minuten
später: nein, der Chef will 6.900,-. Ich biete als letzten Schritt 6.500,-
EUR. Der Verkäufer rennt wieder zum Chef. Als er wieder kommt, stehe ich
bereits abreisefertig vor seinem Büro. Er schaut mich an und erklärt, dass
sein Chef die 6.500,- EUR nur dann akzeptiert, wenn sie die gesetzliche
Gewährleistung ausschließen dürften. Rechtlich dürfen sie das natürlich
eigentlich nicht... aber na ja! Ich werde eh nicht zu möglichen Reparaturen
und Beanstandungen ins 120 Kilometer entlegene Bad Oeynhausen reisen.
Außerdem ist das Fahrzeug grundsätzlich äußerst zuverlässig und obendrein
schraube ich selbst.
Eine viertel Stunde später habe ich den Kaufvertrag unterschrieben und das
Fahrzeug mit 50,- EUR angezahlt - mehr hatte ich nicht dabei, denn
eigentlich rechnete ich noch nicht mit einem Kauf. Mit dem Verkäufer habe ich ein endgültiges Zahlungsziel von drei Wochen
vereinbart.
Yippeaaahhhhh! Ich hab mein Traum-Cabrio gekauft! Diese Story wird garantiert weitergeführt! |
Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Sonntag, 12. Februar 2017
Große Freiheit, endlich!
THEMATIK:
Audi Cabriolet,
La Vita
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Gratulation!Ein Freund mit steiler Karriere hatte sich den Wagen bei seiner Neuerscheinung geleistet. Voller Begeisterung bin ich mitgefahren... nach längerer Zeit und sparen wurde es dann bei mir ein R19 Cabrio. Die Preise für den Audi waren damals unerreichbar...
AntwortenLöschenHi Christoph,
Löschenaber 25 Jahre später ist der Preis für ein Audi Cabriolet erträglich, oder? Und wo bekommt man heute noch ein R19-Cabrio von damals? Siehste - DAS ist der Unterschied! Nach so einem Camembert kräht heute kein Hahn mehr - der Audi geht noch immer!
Was ist mit deinem RENAULT passiert?
Gruß
Andreas
Hi El...
AntwortenLöschenWie du sicher noch weisst, habe ich eine ähnlich dominante Vaterschaft hinter mir, und auch wenn es mir etwas peinlich ist, das zuzugeben - der Tod meines Vaters war für mich (und meine Mutter) eine Erlösung.
Nachdem er mir mein Leben mit seiner Dominanz und neigung zum Leben um zu arbeiten zur Hölle machte, atmete ich mit seinem Tod auf, und fing auch erst dann wieder an, richtig zu leben.
Seitdem habe ich mich halbwegs wieder berappelt, auch wenn psychisch stark lädiert, und finanziell arg eingeschränkt hat mich das einiges gelehrt.
Ich arbeite heute um zu leben, nicht umgekehrt. Ich habe das Glück eine Arbeit gefunden zu haben, wo ich im Sommer schon recht viel arbeite, aber weitestgehend stressfrei, und dabei dermaßen viele Überstunden ansammle, dass ich bis zum Sommer nicht mehr arbeiten muss.
Damit komme ich sehr gut klar, und werde so lange es geht so weiterleben.
Bevor ich mich in diesem Land nochmal mit Arbeit kaputtmache, gehe ich lieber auf Hartz4, oder verziehe mich gen osten.
Gratuliere zu deinem Traum, und wünsche dir ganz viel Spaß damit! Maik
Hi Maik,
Löschenja - ich kenne Deine Situation. Dich hat die Beziehung zu Deinem Vater noch mehr gebeutelt als mich. Dein Vater hat Dich beinahe vernichtet - das hat meiner nicht geschafft (und wohl auch nicht gewollt)... von daher gibt es einige Unterschiede. Das Ergebnis ist jedoch ähnlich: wir hatten es beide sehr schwer.
Glück für mich, dass ich jobmäßig etwas weiter oben einsteigen konnte - meine Einstellung zur Arbeit ist jedoch identisch zu Deiner: auch ich arbeite um zu leben, nicht anders herum. Außerdem habe ich das große Glück, mein Leben mit einer tollen Partnerin teilen zu dürfen - geteiltes Leid ist halt auch immer halbes Leid. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Situationen im Leben jedes Menschen gibt, in denen er allein zu zerbrechen droht. Dieses gegenseitige Stützen und Aufbauen ist ungemein hilfreich. Und natürlich beruht es auf Gegenseitigkeit. Außerdem ist das gemeinsame Genießen von guten Zeiten wichtig - da wird der Akku wieder aufgeladen.
Danke für Deine guten Wünsche - ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder!
Gruß
Andreas