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Sonntag, 24. Juli 2016

In den Mais statt RETURN HOME


Die neue Drohne ist ziemlich genau eine Woche in Betrieb... da ist sie auch bereits schon wieder verschwunden. Diesmal nicht wie ihre Vorgängerin im Fluß versenkt, sondern in einem ca. 13 Hektar (= 130.000 m²!!!) großen Maisfeld verschollen. Das mag zwar vielleicht zunächst mal beruhigen. Doch eine Suchaktion nach der 28x32x3.6cm großen (oder besser kleinen) rot-schwarzen Drohne in solch einem riesigen Maisfeld gestaltet sich als nahezu aussichtslos.

Der Skycontroller, die Steuerung der Drohne. Da - im gelben Kreis - befindet sich die "KOMM SOFORT ZURÜCK"-Taste.
Dabei fängt alles damit an, dass ich das spezielle Fluggerät einen eigentlich harmlosen (vorprogrammierten) und per Satellitennavigation (GPS) gestützten Flugplan abfliegen lassen möchte.

Doch bereits auf der Hälfte der Strecke sorgt eine überraschende Windböe dafür, dass die Drohne vom vorgegebenen Kurs erheblich abweicht. Die GPS-Navigation greift daher sofort ein und versucht den kleinen Ausreißer in hektischen Manövern zurück in die vorgegebene Flugroute zu schicken. Das scheint aufgrund des anhaltenden Windes jedoch nicht zu gelingen, was mich dann schnell dazu bewegt, die Auto Return-Home-Funktion an meiner Steuerung zu nutzen. Dadurch kehrt die Drohne normalerweise augenblicklich zu ihrem Startpunkt zurück... wenn da nicht der blöde Wind wäre!
Das war der Plan: Startpunkt ist unten rechts bei 10 Meter Flughöhe, dann rüber auf 50 Meter, anschließend nach links unten und wieder zurück zum Startpunkt. Die Pfeile an den Eckpositionen zeigen die jeweilige "Blickrichtung" der Drohne. Flughöhe, -richtung, -geschwindigkeit und Blickrichtung werden also vor dem Flug von mir bestimmt.

Abbildung rechts: DAS hat der blöde Wind aus meinem Plan gemacht!

Dieser Aufzeichnung wird man allerdings erst habhaft,
wenn man die Drohne gefunden hat!

Der treibt nämlich meine sich heftig dagegen wehrende Drohne vor sich her - leider irgendwann auch ausserhalb meines Blickfelds, verdeckt durch einen großen Baum. Auf dem Monitor (auf dem ich u.a. genau sehen kann, was die Kamera der Drohne während des Fluges aufzeichnet) sehe ich schließlich die Spitzen vieler Maispflanzen, dann nur noch ein Wirrwarr grüner Blätter. Die Übertragung reißt nach akustischem Alarm ab, ohne dass ich auch nur eine Ahnung habe, wo genau ich nun mit der Suche beginnen soll. Lediglich mein Monitor zeigt noch kurz eine Position der vermissten Drohne im Maisfeld an. Doch dieser Angabe mag ich nicht wirklich trauen. Immerhin, der noch recht frische Akku der Drohne liefert dieses Signal noch geschätzte 20 Minuten - dann verlöscht auch dieses Zeichen.

Letzte Meldung auf dem Monitor! Da ungefähr soll sie sein... kann man sich darauf verlassen? Wie genau ist das GPS?

Mittlerweile hetze ich natürlich mit der Steuerung (dem Skycontroller) inklusive dem Tablet (als Monitor) durch das Maisfeld... doch was zunächst so einfach erscheint, gestaltet sich als absolutes Desaster. Denn das Feld ist unglaublich weitläufig und noch viel unübersichtlicher. Die Suche in so einem Maisfeld benötigt viel Zeit und muss absolut systematisch angegangen werden. Nach zwei Stunden wird es langsam dunkel. Feierabend!

Ein Anblick, der ziemlich schnell ziemlich frustriert machen kann! Stundenlang nur Mais, Mais, Mais.

Erstes Suchgebiet! Den Absturzangaben auf dem Monitor habe ich nicht getraut! Wie soll die Drohne soweit abgetrieben worden sein?











Abbildung rechts: Lukas besitzt ein GPS-Programm, das seine Suchbemühungen aufgezeichnet hat


Am nächsten Morgen frage ich meinen Sohn Lukas, ob er mir bei der Suche helfen mag. Abends treffen wir uns am Maisfeld, er ist bereits seit Stunden am Suchen. Er hat sogar schon eine recht große Fläche zum Teil auf Knien rutschend ohne Erfolg durchkämmt. Wir markieren weitere Flächen und durchsuchen sie zu zweit. Stunde für Stunde! Mehrere Tage, immer wieder nach Feierabend. Ohne Erfolg! Wir stellen beide fest, wie unglaublich deprimierend und dämlich das ist. Deshalb verlässt uns auch abwechselnd die Lust. Doch Lukas besteht darauf, dass die Drohne irgendwie zu finden sein muss - sie MUSS doch da irgendwo im Mais liegen! Ich würde die Suchaktion am liebsten abbrechen - da kommt mir die Idee, mal beim Hersteller der Drohne anzufragen. Vielleicht gibt es ja irgendeinen Trick, um herauszufinden, wo genau das Gerät nun abgestürzt ist. Schließlich fliegt es ja mit dem Global Positioning System, vielleicht gibt es da ja einen Weg...


Ein neuer Plan, ein neues Suchgebiet: über 5.000 









Abbildung rechts: Auch Lukas hat einen Plan mit noch größerem Suchgebiet (die grünen Flächen).
Die GPS-Angaben zur Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen 

... und genau den gibt es auch! Das muss man eben nur wissen! Der Mitarbeiter an der Support-Hotline macht mich auf die letzten gesendeten GPS-Koordinaten der Drohne, die das Steuerungsprogramm abspeichert, aufmerksam. Mit diesen Angaben ist eine genaue Positionsbestimmung möglich (vorausgesetzt die Drohne hat beim Absturz keinen Schaden am GPS-Modul erlitten).

Endlich ein entscheidender Lichtblick?
Aber: wenn man direkt vor dem riesigen Feld steht: so weit soll die Drohne vom Kurs abgekommen sein? Unfassbar!

Mit diesen neuen Erkenntnissen fahre ich gleich zum inzwischen altvertrauten Maisfeld. Eine GPS-App für mein Smartphone hilft mir bei den Koordinaten... mal wieder suche ich hektisch im drei Meter hohen Mais und finde... NICHTS! Abends treffe ich mich wieder mit Lukas im Maislabyrinth. Wir ermitteln den genauen Punkt, der uns durch die Aufzeichnungen im Steuerungsprogramm gegeben wurde. Dabei stellen wir fest, dass wir mit unseren primitiven Mitteln eine Genauigkeit von ca. 2 Metern erreichen können. Doch im näheren Umkreis finden wir mal wieder NICHTS. Also markieren wir mit einem Band einen Bereich von zwanzig Metern um den Punkt, suchen ihn ab... und finden NICHTS!

Ich verliere schon wieder die Motivation, will die Mission abbrechen! Nur Lukas ist es zu verdanken, dass ich am übernächsten Tag wieder allein durch den Mais schleiche (er hat leider keine Zeit). Nach einer Umkreissuche in 25 Metern: wieder kein Erfolg!

Die GPS-Koordinaten (hier: Drohne) scheinen zu ungenau - auch hier muss wieder System in die Suche

Einen Tag später nehme ich mir ein weiteres Karree im Maisfeld vor. Kurz vor Beendigung dieser Suche finde ich die Drohne dann tatsächlich wohlbehalten an eine Maiswurzel gelehnt, kaum 25 Meter von den gespeicherten GPS-Koordinaten entfernt. Eine gewisse Ungenauigkeit muss man also auch dem satellitenunterstützten GPS zugestehen. Aber endlich, nach 10 Tagen, hat das nervige Suchen im Mais ein Ende.

Was ist das?

Ich fass' es nicht!

ENDLICH GEFUNDEN!

Unversehrt nach 10 Tagen!

Hurra! Ich hab sie wieder!

Kann mir mal jemand erklären, welchen Auftrag die Drohne in der letzten Phase ihres Absturzes hatte... ?


... oder war sie da schon am Boden und nur das GPS-Signal hopste noch ein wenig herum? Ich meine, so Satelliten scheinen ja auch nicht ganz stabil im All am Himmelszelt zu stehen, oder?

Neuerdings träume ich schon von Mais! Mais will ich die nächste Zeit erstmal nicht mehr sehen! 
"Soll auf die Pizza auch Mais?""NEEEEIN - AAAAAaaaarghhh!!!"

3 Kommentare:

  1. Popcorn ? ;-) Ich habe einen Fotografen mit Profidrohne kennengelernt. Es gibt ein eisernes Gesetzt bei ihm: Kein Wind, aber auch wirklich gar kein Wind weil auch die Aufnahmen ziemlich unbrauchbar werden. Das waren Testflüge um Urlaub bei denen ich ab und zu ein bisschen zugesehen habe: https://www.youtube.com/watch?v=5GUQTd1cS4Y

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  2. Moin Christoph,

    zum unmittelbaren Zeitpunkt des Starts dieser Runde gab es auch so gut wie keinen Wind. Deshalb erschreckte mich die Reaktion der Drohne ziemlich, als sie da so abdriftete. Das war wirklich eine sehr überraschende Windböe.

    Die von mir verwendete Drohne ist übrigens mit allen möglichen Sensoren ausgerüstet (3- Achsen-Magnetometer, 3-Achsen-Gyroskop, 3-Achsen-Beschleunigungsmesser, Kamera zur vertikalen Stabilisierung, Ultraschall-Sensor und Barometer). Zum einen quasi körperlich, um die Drohne selbst stabil in der Luft zu halten. Und zum anderen digital (digitale 3-Achsen-Video-Stabilisierung), um das aufzuzeichnende Video nicht zu verwackeln. Ich kann Dank dieser kleinen Helferlein die Drohne überkopf halten - aber das Bild steht trotzdem richtig herum. Ergebnis: die Drohne liefert extrem ruhige Bilder: https://www.youtube.com/watch?v=goKiWGxQA7k



    Um Fauxpas - wie den hier beschriebenen - zukünftig zu vermeiden, muss ich mir auch unbedingt ein paar eiserne Gesetze zulegen:
    das wichtigste Gesetz muss unbedingt sein, dass ich der mir an die Hand gegebenen Technik nicht allzu blind vertraue. Das beinhaltet dann, dass sich die Drohne nicht zu weit von mir entfernen darf, erst recht nicht GPS-gesteuert. Dann werde ich zukünftig Felder mit jeglichem Getreide (und besonders Mais) meiden. Auch über Wasser zu fliegen birgt Gefahren (das machte auch in der Vergangenheit immer ein komisches Gefühl in der Magengegend). Auch werde ich das Fluggerät zukünftig definitiv nur noch in meinem Blickfeld fliegen (ohne Häuser oder Bäume zwischen mir und der Drohne). Dass ich bei ganz offensichtlichem Wind nicht fliege, ist bereits Gesetz - für unklare Fälle habe ich mir ein Anemometer besorgt - gut, dieser Windmesser erfasst nur Luftströmungen in Bodennähe bis ca. 2m. Aber er kann nicht vor plötzlichen Windböen in bspw. 50m Höhe warnen.

    Gewisse Gefahren lauern überall und immer - wenn ich DIE auch noch ausschließen möchte, sollte ich die Drohne im Koffer unterm Bett lassen.

    Der dänische Drohnenfilm ist übrigens ganz nach meinem Geschmack!
    Danke!

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  3. Schnitzeljagd mal anders... Oder wie es heute heisst : geo-caching.
    Ich freu mich für dich, dass du dein teures Spielzeug zurück hast.

    Gruss, Maik

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