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Freitag, 3. Oktober 2025

Handmade Teleportation von Fotos

Ich bin zum Glück sehr selten krank. Und ich bin auch sehr ungern krank. Und wenn, dann vielleicht mal ein oder zwei Tage.

Dieses Mal bin ich aber fast eine ganze Woche krankgeschrieben. Grund ist eine fiese Mittelohrentzündung. Auf dem rechten Ohr bin ich fast taub. Nach einer Antibiotikum-Medikation empfiehlt mein Doktor nun ein abschwellendes Nasenspray und regelmäßige Infrarot-Bestrahlungen.


Ich sehe rot... hoffentlich HÖRE ich auch bald wieder rot... und blau... und grün..., gelb... und alles andere auch


Allerdings bin ich kein Mensch, der sich in solch einer Situation jammernd und wimmernd zu Hause vergräbt und nichts mit sich anzufangen weiß. Da es mir ärztlicherseits nicht ausdrücklich verboten ist, benutze ich also mein Gehirn. Nachdenken beeinträchtigt den Heilungsprozess des Ohres sicherlich nicht.

Schon bald finden meine Gedanken ein Betätigungsfeld, auf dem mein Einsatz eh bald ansteht. Neben der ständig aktuellen Redaktionsarbeit am vierteljährlich erscheinenden Clubmagazin "K 70 POST", steht antizyklisch und in weiteren Intervallen die Erstellung eines Clubkalenders auf dem Plan.

Ich habe noch überhaupt keine Idee, mit welchem Thema ich den Kalender des Jahres 2027 füllen werde. Doch wie so oft, kommt Inspektor Zufall zur Hilfe. Bei Facebook finde ich nämlich das Foto eines NSU Ro80 vor einem alpinen Hintergrund. Nichts gegen den Ro80, aber der Hintergrund dieses Fotos ist einfach unglaublich beeindruckend!


... beim Betrachten dieses Fotos beginnt mein Kopf zu arbeiten

Mir fällt sofort auf, dass statt des Ro80 dort perfekt ein K 70 stehen könnte. Also ran an die Arbeit!

Zunächst mal benötige ich ein Bild von einem K 70. Spezielle Voraussetzung für ein brauchbares Bild ist, dass für diesen Einsatz das Sonnenlicht sehr tief von rechts auf das Auto fallen muss. Meine Suche endet daher schließlich erfolgreich bei einem Foto, das ich Anfang April bei uns im Moor aufgenommen habe.

Anhand der folgenden zehn Bilder erkläre ich nun, wie ich die einzelnen Bestandteile zueinander beame, obwohl das - im Sinne der Übertragung von Materie, wie aus der Science-Fiction bekannt - nach den Gesetzen der Physik natürlich unmöglich ist - virtuell ist es computerunterstützt allerdings realisierbar.

Teleportation per Photoshop - vom Moor in die Alpen

Das bedeutet viel Arbeit... aber das Leben ist schön, von einfach war niemals die Rede! 


1.) Das von mir auserwählte Foto, mein SICILIANO mit
unserem KIP-Wohnwagen auf einer Straße im
Drebberschen Moor, entspricht den Vorgaben: das Sonnenlicht kommt recht tief von rechts und die Ausrichtung des Fahrzeugs könnte auch ins Zielfoto passen


2.) Der Wohnwagen muss jedoch entfernt werden: dafür bietet Photoshop die Möglichkeit des "Polygon-Lasso-Werkzeugs" (zu sehen im Bild unter der Fahrertür). Dieses Tool ist mit der Maus zu bedienen. So kann ich etwas (wie mit einer Schere) "ausschneiden" Eine gestrichelte blinkende Linie (links vom Tool) zeigt die Schnittlinie


3.) Hier habe ich den Wohnwagen rundherum ausgeschnitten, jetzt kann ich ihn durch Druck auf die "Entfernen"-Taste...

4.) ... verschwinden lassen. Das grau-weiße Muster im Hintergrund verdeutlicht, dass sich auf der Ebene unter unserem Foto kein "Content", also kein sichtbarer Inhalt mehr befindet. Man muss sich das sichtbare Bild auf einer eigenen Ebene befindlich vorstellen. Ich kann nun weitere Ebenen darüber oder darunter anlegen




5.) Genau das Gleiche muss jetzt auch mit dem K 70 geschehen. Alles um ihn herum muss unglaublich  zeitaufwändig und extremst penibel  möglichst pixelgenau weggeschnitten (freigestellt) werden. Das ginge auch mit einem sogenannten "Zauberstab"-Tool - das ist jedoch bei Weitem nicht so präzise (KI halt!) - daher bevorzuge ich dafür die Handarbeit

6.) Jetzt geht es an die Vorbereitung des Hintergrundfotos. Der Ro80 muss nicht ganz verschwinden, denn der K 70 deckt ihn auf einer Ebene darüber ab. Lediglich das, was später durch die K 70-Fenster zu sehen sein wird, muss dem üblichen Hintergrund entsprechen. Deshalb fehlt z.B. das Dach und das Frontblech des Ro80


7.) Jetzt wird der zuvor freigestellte K 70 auf einer eigenen Ebene über das Hintergrundfoto gelegt und größenmäßig angepasst. Auch am Schattenwurf muss gearbeitet werden. In diesem Bearbeitungszustand fallen zudem die noch unbearbeiteten Fensterscheiben auf. Das könnte man so lassen, es stört jedoch die perfekte Illusion


8.) Deshalb schneide ich möglichst dicht mit dem "Polygon-Lasso-Werkzeug" am Fensterrahmen entlang das ursprüngliche Fensterglas heraus. Hier exemplarisch zum Vergleich die modifizierte Sicht durch das vordere Fenster sowie der Blick zum unbearbeiteten Hintergrund durch das hintere Fenster   

9.) Durch einen kleinen Trick mit einer weiteren eingefügten Ebene über dem Fahrzeug töne ich die Fensterscheiben minimal grau. So wird die Illusion vorhandener Fenster perfekt

10.) Fertig! Das Ergebnis kann sich doch sehen lassen, oder? Ehrlich gesagt finde ich das Sonnenlicht auf dem Silber des K 70 sogar brillanter als auf dem Weiß des Ro80. Die Teleportation vom Moor in die Alpen war somit erfolgreich!


Zündung einer Idee

Die Arbeit an diesem Foto und vor allem das eindrucksvolle Resultat inspirieren mich augenblicklich, weitere Kollagen zu dem geplanten Kalender zusammenzutragen. Damit ist die Idee für den Clubkalender 2027 geboren. Auch das Grundkonzept ist schnell gefunden. Ich möchte faszinierende Fotos von prominenten Orten mit einem K 70 veredeln - womit der nächste Schritt - die Suche nach eindrucksvollen Fotos - vorbestimmt ist.

Zwölf Locations brauche ich für den Kalender noch. Für die Titelseite plane ich - obwohl ich nicht mal weiß, wo genau das Foto entstanden ist - den bereits fertiggestellten "Alpenblick" ein. Mit der Zeit gesellen sich zudem Bilder aus Köln, Frankfurt, München, Berlin, Hamburg, sogar Kapstadt, New York, Moskau, Paris, Ägypten, Rom und San Francisco dazu.

Alle Fotos müssen speziell für die Darstellung mit K 70 aufwändig angepasst und bearbeitet werden. Meistens passt das Bildformat nicht zur Querdarstellung im Kalender, diese Fotos muss ich mit einiger Trickserei und dem sogenannten "Kopierstempel" künstlich breiter machen.

Bei fast allen Bildern müssen Objekte freigestellt werden, die meisten Fotos erhalten einen neuen, anderen Himmel. Bei einigen Fotos muss ich sogar künstlich Plateaus erschaffen, damit der K 70 überhaupt plausibel ins Bild integriert werden kann. Plausibilität ist mir bei diesen Bildern sowieso extrem wichtig. Denn dem in die Fotos implementierten K 70 soll möglichst nicht auf den ersten Blick anzusehen sein, dass er real niemals an dieser Stelle stand, oftmals dort nicht mal hätten stehen können/dürfen.

Für das ins Bild zu transformierende Foto des K 70 gelten ähnliche Vorgaben. Soll das Fahrzeug von vorn, hinten oder von der Seite zu sehen sein? Ganz wichtig: aus welcher Richtung kommt das Licht? Ist die Aufnahmeposition eher ganz tief (knapp über der Straße) oder eher von oben. Ein Drehen oder Neigen eines fotografierten Fahrzeugs ist grundsätzlich nicht möglich. Auch ein Spiegeln macht wenig Sinn - plötzlich ist der Wagen ein Rechtslenker.

Die Suche nach passenden K 70 Fotos auf meinen Festplatten stelle ich jedoch sehr bald ein. Oftmals sind die (auch meistens aus dem Internet heruntergeladenen) Fotos ihrem Einsatz in meinen Kollagen qualitativ einfach nicht gewachsen. Weil viele von den benötigten Bilddateien mit hochwertigen digitalen Spiegelreflex-Kameras gefertigt wurden, verwende ich für diesen Kalender ausschließlich Fotos vom eigenen K 70. Diese naturgemäß reichlich vorhandenen Fotos bieten einerseits einen vernünftigen Bearbeitungsstandard und andererseits am Ende ein vorzeigbares Resultat.

Bis zur Fertigstellung des Clubkalenders 2027 - gestern Abend - zähle ich besser nicht, wie lange ich effektiv daran gearbeitet habe - oftmals bis weit nach Mitternacht. Nebenbei immer wieder vom roten Licht der Infrarot-Lampe bestrahlt. Somit profitierte einerseits meine Gesundheit und andererseits der K 70 Club von meiner Auszeit.

Das Ergebnis präsentiere ich dann im nächsten Jahr.

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