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Montag, 20. Oktober 2025

„Bezahlbarer Führerschein“

Weil der durchschnittliche Preis für den Pkw-Führerschein der Klasse B derzeit bei rund 3.400,- Euro liegt, sollen im nächsten Frühjahr durch eine Kombination aus Digitalisierung, Bürokratierückbau und mehr Transparenz die Kosten deutlich gesenkt werden. Dabei bleibt die Verkehrssicherheit oberstes Gebot.

Nun hat sich also jemand der höchsten deutschen Instanz zum Thema Führerscheinkosten geäußert. Die Rede ist natürlich von Patrick Schnieder, seit Mai diesen Jahres Bundesminister für Verkehr.

Die von ihm verfassten Reformvorschläge für "moderne, sichere und kostengünstigere Fahrausbildung" umfassen:

1. Theoretische Fahrausbildung:

In der theoretischen Fahrausbildung wird das notwendige Wissen vermittelt, um am Straßenverkehr sicher teilnehmen zu können. Die Anforderungen an die Verkehrsteilnehmenden sind hoch; deshalb muss auch das zu vermittelnde Wissen gleich bleiben. Hinsichtlich der Lernmethoden soll aber deutlich mehr Flexibilität geschaffen werden. Jede Fahrschule soll über die Lernmethoden frei entscheiden können.

Digitalisierung: Die Pflicht zum Präsenzunterricht soll abgeschafft werden. Es soll möglich sein, sich das Wissen vollständig über einen digitalen Weg (z. B. per App) anzueignen.

Bürokratierückbau: Es soll keine Vorgaben zu Schulungsräumen geben oder wie und in welcher Reihenfolge das Wissen zu vermitteln ist. Fahrschulen müssen auch keine Schulungsräume mehr bereithalten. Damit entfallen Kontrollpflichten der Länder, weil sie z. B. die Einhaltung der Vorgaben für Schulungsräume nicht mehr kontrollieren müssen.

Prüfungsfragen: Der Fragenkatalog für die theoretische Fahrprüfung ist im Laufe der Jahre immer länger geworden und enthält derzeit 1.169 Fragen. Er soll um ein Drittel reduziert werden. Das Thema Verkehrssicherheit muss beim Fragenkatalog im Mittelpunkt stehen.

2. Praktische Fahrausbildung:

Simulatoren: Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, verstärkt Simulatoren zu nutzen. Zum Beispiel soll die Kompetenz zur Führung eines Schaltwagens vollständig in einem Simulator erworben werden können. Damit entfällt für die Fahrschulen die Notwendigkeit, spezielle Schaltwagen für Fahrschulen vorzuhalten. Die Prüfung kann dann in einem Automatik-Fahrzeug absolviert werden.

Weniger verpflichtende Sonderfahrten: Die verpflichtenden besonderen Ausbildungsfahrten (Nachtfahrten, Autobahnfahrten, Überlandfahrten) sollen reduziert werden. Es soll zudem die Möglichkeit geschaffen werden, diese Fahrten teilweise in einem Simulator zu absolvieren.

Fahrprüfung: Die Fahrzeit in der praktischen Prüfung soll auf die europarechtlichen Mindestvorgaben (25 Minuten) zurückgeführt werden.

Bürokratierückbau: Die Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten für die Fahrschulen sollen deutlich reduziert und die Fahrschulüberwachung effizienter organisiert werden. Die Fortbildungsangebote für Fahrlehrer sollen ebenfalls digitalisiert und einfacher gestaltet werden.

Experimentierklausel: Fahrerfahrung ist ein wesentlicher Faktor für den Erwerb der praktische Fahrkompetenz. Deshalb soll diskutiert werden, inwieweit ggf. nahestehende Personen in die Fahrausbildung einbezogen werden können (Laienausbildung).


Die deutschen Fahrlehrerverbände haben Bedenken:

Simulator als Ersatz: Einige Verbände sehen im Simulator keine vollständige Alternative, sondern nur eine Ergänzung zum realen Fahren. Die reale Fahrpraxis kann nicht durch Simulatoren ersetzt werden.

Kostenstruktur: Die Kosten der Ausbildung hängen nicht nur von der theoretischen und praktischen Ausbildung ab, sondern auch von anderen Faktoren wie Kraftstoffkosten und Personalkosten. Diese Faktoren werden bei den vorgeschlagenen Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigt.

Realistische Kostenreduktion: Es wird diskutiert, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich zu einer nennenswerten Kostenreduktion führen oder nur eine symbolische Wirkung haben.



Meine Meinung:

Selten äußere auch ich mich zu politischen Themen. Ich befürchte nämlich oftmals, dass mir zu tieferen Diskussionen der nötige Hintergrund fehlt.

In diesem speziellen Fall stehe ich jedoch als Fahrlehrer an vorderster Front des Geschehens und sehe die Eckpunkte der Reformvorschläge des Ministers eher kritisch.

Meines Erachtens wird anhand der Ausführungen des Bundesministers für Verkehr auch sehr schnell deutlich, dass er als Rechtsanwalt wahrscheinlich Ahnung hat, das deutsche Fahrschulwesen, insbesondere die Grundlagen von Pädagogik und Psychologie sowie Methodik und Didaktik, ihm aber wohl weitestgehend fremd sind.

Das wird zum Beispiel am Vorschlag, den Präsenzunterricht abzuschaffen, deutlich. Die Fahrschüler sollen sich das Fachwissen über einen digitalen Weg selbst aneignen. Diese Idee ist eigentlich nur mit "rührend, aber sinnlos" zu bezeichnen. Aus Erfahrung wird jeder Fahrlehrer zustimmen, dass ein "Selbst-Aneignen" nicht stattfinden wird. Die Fahrschüler werden es zwar toll finden, nicht mehr in den Theoriestunden sitzen zu müssen - lernen werden sie jedoch nichts. Ich mutmaße, dass die Durchfallquote bei der theoretischen Prüfung sprunghaft ansteigen wird.

Den Fragenkatalog der theoretischen Prüfung um ein Drittel zu kürzen wäre allerdings ein positiver Schritt. Auch die praktische Prüfung auf 25 Minuten zu kürzen halte ich für durchaus sinnvoll. Der momentane Preis von knapp 130,-€ müsste beim TÜV dann allerdings auch sinken.

Den praktischen Unterricht, also das direkte Fahren im Fahrzeug, durch Simulatoren zu ersetzen (z.B. zur Erlangung der Schaltkompetenz) und so auch die Nacht-, Autobahn- und Überlandfahrten zu reduzieren, halte ich angesichts meines Erlebens von Fahrschülern in diesen besonderen Verkehrssituationen, für höchst fahrlässig und extrem gefährlich! Und: ja, ja... die Verkehrssicherheit bleibt oberstes Gebot... wer's glaubt! 

Die in der Experimentierklausel vorgeschlagene Laienausbildung bedeutet ja defacto, dass beispielsweise die Eltern oder Großeltern in der Fahrausbildung eingesetzt werden sollen. Bei solchen Vorschlägen setzt Schnappatmung ein! *Ironie ein*: das werden ja professionell ausgebildete Fahranfänger - Deutschlands Straßen werden dadurch bestimmt sicherer! *Ironie aus!* Und auch hier natürlich Ministers Traum:... die Verkehrssicherheit bleibt oberstes Gebot!

Den ebenfalls angekündigten Bürokratierückbau zu erwähnen, halte ich für typische Phrasendrescherei... es ist wie immer: erst wird laut gerufen, was am Ende dann allerdings ohne Reaktion verhallt!

Wo sind Politiker, die Ahnung von dem haben, was sie reden?



Und auch diese Fakten sollte man in der Diskussion der Führerscheinkosten nicht außer Acht lassen:

1 Kommentar:

  1. Anonym8.11.25

    Als BKF mache ich mir zunehmend Sorgen um die Verkehrssicherheit auf unseren Straßen. Fast täglich beobachte ich riskantes Verhalten – bei allen Verkehrsteilnehmern – das schnell zu schweren Unfällen führen kann. Jetzt plant das Verkehrsministerium eine umfassende Reform der Fahrschulausbildung. Aus meiner Sicht setzt diese Reform viel zu sehr auf Digitalisierung und auf Ausbildungsbegleiter ohne professionelle Qualifikation. Das bedeutet: Weniger erfahrene Fahrlehrer, mehr isoliertes Lernmaterial – und am Ende weniger Kompetenz am Steuer. Wer darauf setzt, dass Fahrschüler rein digital oder mit unerfahrenen Begleitern lernen, nimmt steigende Unfallzahlen in Kauf und schwächt langfristig die Fahrsicherheit. Ich bin für Fortschritt und bezahlbare Ausbildung, aber nicht um den Preis der Verkehrssicherheit – echte Qualifikation muss auch künftig oberste Priorität haben!

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