Eigentlich stöbere ich nur in den Online-Angeboten von eBay-Kleinanzeigen. Durch Zufall fallen mir diverse K 70-Teile auf. Angeboten wird u.a. ein komplettes äußeres Schwellerblech, ein Satz Stahlfelgen, ein Satz Fuchsfelgen, allerdings vom Ro 80... obwohl... für 200,- Euro?... das interessiert mich. Vom Verkäufer erbitte ich ein paar Fotos von den Felgen.
Wenig später erhalte ich von Wim, einem Belgier, die gewünschten Bilder der Alufelgen. Beim Betrachten wird mir klar, dass ich für 200,- Euro wohl kaum neuwertige Ware erwarten kann. Ein halbes Jahrhundert hat natürlich auch an diesen Felgen deutliche Spuren hinterlassen. Denn speziell eine Felge hat es wohl beim Anfahren an einen Bordstein besonders hart getroffen. Ihr Felgenrand ist rundum mit üblen Schrammen übersäht, selbst weiter zur Mitte hin hat der Bordstein tiefe Eindrücke hinterlassen. Ich empfinde diesen Zustand als ziemlich grenzwertig.
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Deshalb versuche ich noch am Preis zu drehen, nörgele zudem noch ein bisschen über die fehlenden Narbendeckel. Der Verkäufer schreibt mir, dass er am Preis leider nichts mehr ändern kann, aber einen Satz Narbendeckel dazu gibt. Außerdem schickt er mir ein Bild von Alufelgen an seinem eigenen Ro 80 (s. nächstes Foto) und erklärt, dass diese vor ihrer Restauration ähnlich schlimm aussahen. Er verspricht, dass sich die für mich interessanten Felgen mit entsprechender Arbeit wieder vernünftig herrichten lassen, dass sie also definitiv nicht tot seien.
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... bis meine Felgen auch so aussehen, gibt es wohl noch Einiges zu tun |
Na gut! So soll es denn sein - ich nehme sie. Nach einigem Hin und Her vereinbaren wir die Abholung bei Bezahlung vor Ort. Ich muss dazu nach Herentals in Belgien. Wim erzählt, dass er noch sehr viele weitere K 70-Teile loswerden will - ein ganzes Lager mit mehreren Motoren, Getrieben und einem umfassenden Teilekonvolut. Möglicherweise ist dieser Fundus ein Fall für den 1. internationalen K 70 Club - ich gebe Wim die eMailadresse des Teilewarts Mario Thimm. Von früher kennt Wim noch den ehemaligen Vorsitzenden des Clubvorstands, Ingo Menker.
Tage später lese ich in der Whatsapp-Gruppe des Clubs, dass sich eine Delegation zur Abholung der belgischen Sammlung aufmachen will. Ich schreibe in die Runde, dass auch ich zufälligerweise vor Ort sein werde. Daraufhin wird die Abholung auf den Termin meiner Felgenabholung gelegt - ich werde auch für das Laden der Motoren und Getriebe in Kruibeke, wenige Kilometer außerhalb Antwerpens eingeplant.
Der dritte Vorsitzende des Clubs, Alexis Emmerich, meldet sich bei mir. Wir vereinbaren, dass ich ihn am Tag der Abholung auf dem Weg nach Belgien in Münster abhole und mitnehme. Paralell dazu fährt Andreas Faulhaber mit seinem Bulli und einem Anhänger aus Vechelde bei Peine. Ingo Menker kommt nicht nach Kruibeke, will aber in Herentals dabei sein.
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Das Räumungskommando in Kruibeke |
Bis Kruibeke, kurz hinter Antwerpen, lege ich an jenem Sonntag 420 Kilometer zurück. Als Alexis und ich dort in einem Hinterhof ankommen, ist Andreas gerademal ein paar Minuten vor Ort. Gemeinsam sichten wir alles das, was aufgeladen werden muss.
Dabei begutachten wir mehrere Motoren und Achsantrieb/Getriebekombinationen. Grundsätzlich ist die Getriebeübersetzung aller K 70 identisch. Lediglich der Achsantrieb - das Differential - kann sich durch seine Übersetzung unterscheiden. Explizit suchen wir daher nach dem Getriebecode "KC". Dieser bedeutet eine geringere Motordrehzahl bei gleicher Geschwindigkeit. Werksseitig wurde diese Kombination nur in späte K 70LS eingebaut. Doch der Getriebecode scheint nicht immer an der gleichen Stelle unter der Verbindung zwischen Getriebe und Differenzial eingestanzt zu sein. Auch mehrere Telefonate mit kompetenten Clubmitgliedern bringen keine Klärung - daher nehmen wir schließlich alle Motoren und Getriebe mit.
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Das Motorenkonvolut (hinten) und Differenzial/Getriebe- Kombinationen (vorne).
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Nicht alle Getriebe sind mit Kennziffern versehen - wir müssen im alten Ölgammel herumkratzen, um überhaupt etwas von möglichen Kennzeichnungen zu entdecken.
Weil wir uns nicht sicher sind, nehmen wir am Ende alles mit. Besser haben als brauchen! |
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In einer Halle lagern auch noch diverse K 70-Teile - auch sie werden auf den Anhänger geladen. Außerdem werden wir gebeten, zehn Ro 80-Getriebe/-Achsantrieb-Kombinationen nach Herentals mitzunehmen. Auch sie landen auf dem Anhänger. Den ebenfalls gewünschten Transport eines Radios (in der Größe eines Kühlschranks) und zweier ca. 2 m2 großer Ofenplatten müssen wir aus Gewichtsgründen leider ablehnen - was dem anwesenden belgischen Eigner des Geländes und der Halle überhaupt nicht gefällt. Als Andreas eine alte Holzkiste (ca. 50x20x20cm) von einem Brennholzstapel nimmt und zur besseren Ladungssicherung mittels Verzurrgurt zwischen den Getrieben positioniert, will der trotzige Hausherr allen Ernstes 2,- Euro für die alte Holzbox haben. Er könne es nicht verstehen, dass Radio und Ofenplatten keinen Platz mehr haben, so eine olle Holzkiste aber schon.
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Diverse K 70-Kleinteile müssen auch mit... |
... und zehn Differenzial-/Getriebe vom Ro 80 sollen von uns nach Herentals transportiert werden. |
Wenn`s schwer wird, muss mehr Druck auf die Reifen
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Die alte Holzkiste bleibt folglich in Kruibeke. Wir merken uns kopfschüttelnd dieses Bild eines eigenartigen Belgiers und treten unvermittelt und abschiedslos unsere Reise ins etwa 56 Kilometer östlicher gelegene Herentals an. Dort empfängt uns Ingo Menker sowie auch Wim (mein ursprünglicher Kontakt zu den Fuchsfelgen) und einige weitere Belgier, die offenbar Ro 80-Teile in einem Showraum sortieren. Nebenan steht im Eingangsbereich einer Halle (die u.a. auch mit alten Fahrzeugen und einer Yacht gefüllt ist) der uns interessierende K 70-Fundus. Durch diesen arbeiten wir uns in den nächsten Stunden durch. Die Teile werden strikt nach wertvoll und wertlos sortiert. Die Kriterien für diese Unterscheidungen stammen aus einem Telefonat mit unserem Winsener Teilewart Mario Thimm. Im Ausschuss, der in vielen Fällen direkt entsorgt wird, finden die Anwesenden auch noch das eine oder andere Ersatzteil für den eigenen Gebrauch. Beim vorherigen Ausladen der Ro 80-Getriebe vom Anhänger erfahren wir sehr erstaunt, dass den durch uns erfolgten Transport aus Kruibeke hier niemand verfügt hatte. Eine Tatsache, die das nörgelige Verhalten des Kruibekers noch etwas seltsamer erscheinen lässt.
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In Herentals begrüßt uns ein K 70 vor der Halle |
Erstes Etappenziel erreicht:
Ziel meiner Reise war es ja ursprünglich, vier Alufelgen vom NSU Ro 80 abzuholen. Diese Aufgabe ist hiermit erfüllt. Nun folgt Teil zwei. |
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K 70-Gerödel... |
... alles muß raus! |
Andreas Faulhaber bei der Bergung eines belgischen K 70-Hecks... |
... Alexis bringt eine belgische K 70-Front |
So einiges wird auch einfach nur aussortiert und an Ort und Stelle direkt entsorgt |
Andreas` T3 wird auch mit Teilen ausgestopft |
Platz gibt es genug |
Am Ende ist auch der Anhänger voll |
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Als es zu dämmern beginnt, ist der Anhänger und Andreas' Bulli voll. Andreas wird heute bei Wim übernachten, wir machen uns hingegen direkt auf die 364 Kilometer lange Rückreise. Kurz vor Mitternacht gilt diese Mission auch für mich als erfolgreich beendet.
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Die Bergungs-Crew nach getaner Arbeit (v.l.): Ingo Menker, Alexis Emmerich, Andreas Kernke, Andreas Faulhaber |
Was aus den vergammelten Fuchsfelgen geworden ist: >>
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