Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод

Montag, 24. Januar 2022

Zweiter STATUSREPORT zum silbernen VW K 70 von Sizilien

 Zum >> Ersten << Statusreport 

Bis vor einer Woche stand der Sizilianer noch unter dem großen Dach zwischen Haus und Garage. Dort steht er zwar trocken - aber nicht warm. Wir haben jetzt jedoch Winter! Zum Schrauben ist es deshalb in der Werkstatt deutlich angenehmer.

Doch die Werkstatt ist voll. Darin überwintern nämlich das Audi Cabrio, Roland, der marathonmetallicfarbene K 70 - er steht auf der Grube - und der REDSTAR ruht natürlich dahinter in seinem Quartier. Logischerweise erwarte ich für diese Luxusprobleme kein Mitleid - in dem Raum daneben stehen nämlich noch mein Audi A2, das Polo Coupé und mein Anhänger. Olivia`s Alltagsauto und mein Fahrschulwagen parken ja schließlich auch noch unter unseren Dächern.

Wenigstens der gelbe K 70 LS ist outgesourced im VW K 70 - Kompetenzzentrum im Westerwald - wo wir hoffentlich bald den Motor in den Griff bekommen. Gut, dass er im Westerwald steht, denn er hätte momentan auf unserem Grund und Boden einfach keinen Platz mehr.

Das begründet letztendlich auch den Gedanken, eines der Fahrzeuge abzugeben. Dafür langfristig vorgesehen sind sogar zwei Fahrzeuge: das tornadorote VW Polo Fox Coupé wartet noch auf einen guten Preis und der marathonmetallicfarbene K 70 geht, wenn der Sizilianer fertig ist, an meinen Sohn Lukas.


Bis dahin wird jedoch noch einiges an Zeit verstreichen. Aktuell steht halt das Aufarbeiten des Sizilianers auf dem Programm. Allerdings verlangsamt gerade die Winterzeit die Aktivitäten an ihm, aber auch der ganz normale Alltag mit Job und allen anderen möglichen und erforderlichen Notwendigkeiten sorgt für nur bescheidene Erfolge.

Durch bestimmte Erfordernisse wurde nun ein Fahrzeug-Tetris fällig: REDSTAR raus, Roland raus, Sizilianer rein (auf die Grube), REDSTAR rein, Roland unter das Dach zwischen Haus und Garage. Nun kann ich also auch Arbeiten unter dem Auto verrichten.

Doch der Reihe nach: vor Wochen hatte ich mit meinem USB-Endoskop durch die Öffnung des ausgebauten Tankgebers Blicke in den geöffneten Kraftstofftank werfen können. Dabei entdeckte ich dort eine klare rötliche Suppe, die - wie zu erwarten - auffällig nach Benzin roch und glücklicherweise keine festen Bestandteile (Dreck, Schwebstoffe) beherbergte. Der Sprit steht etwa fünf bis sechs Zentimeter hoch im Tank. Sowohl unterhalb als auch oberhalb des Flüssigkeitspegels konnte ich zwar punktuelle dunklere Verfärbungen erkennen - Rost scheint das jedoch nicht zu sein! Die Oberfläche dieser Flecken ist glatt, mechanisch lösen ließen sich diese Stellen nicht. Auch der Tankgeber machte einen einwandfreien Eindruck - so baute ich ihn schließlich wieder ein.


Tankausblick per USB-Endoskop - Der Blick unter die Stelle, in die der Tankgeber eingebaut wird

Nicht alles ist deutbar




Rot wie Wein

Das dürfte entweder die Tankentlüftung oder der
Auslass sein

Klare Flüssigkeit ohne Schwebstoffe

Ein größeres Problem begleitet diesen K 70 ja schon, seit wir uns das erste Mal getroffen haben. Ich habe seinen Motor nocht nie laufen hören.

Das dürfte momentan auch aus unterschiedlichen Gründen schwierig werden. Um diesem K 70 den Betrieb mit Gas zu ermöglichen, dürfte der Vorbesitzer - Dottore Fisichella - einiges an finanziellem Aufwand betrieben haben. Er hat nämlich seinen K 70 mit werksseitig per Choke kaltstartendem Vergaser auf einen Vergaser mit Startautomatik umrüsten lassen. Ich vermute, dass das Betreiben des Fahrzeugs mit LPG diesen Umbau erforderlich machte.

Dieser Umbau schloss allerdings auch das Auswechseln des Kühlwasserpumpengehäuses ein. Dort gibt es nämlich zusätzliche Kühlwasseranschlüsse für die Startautomatik am Vergaser.
Kleiner Technik-Exkurs: über dieses Kühlwasser erfährt der Vergaser, wann der Motor warm ist. Bei noch kaltem Motor wird über eine Bimetallfeder die Luftklappe geschlossen und die Luftzufuhr gedrosselt - dem kalten Motor wird somit ein kraftstoffreiches (fettes) Gemisch zugeführt. Wenn warmes Kühlwasser in die Startautomatik gelangt, öffnet sie die Luftklappe wieder und das Gemisch enthält mehr Luft (mageres Gemisch = sparsamer Verbrauch).


Blick durch den Vergaser von der Motorseite aus

Die Ansaugbrücke (man sieht oben drauf das Bohrloch)

















Hier ist deutlich der lose Bowdenzug des
Chokes zu erkennen



Diesen Vorgang erledigt man ohne Startautomatik per Choke von Hand - inklusive einem gewissen Gefühl für die Motortemperatur.

Kühlwasserpumpengehäuse mit Anschlüssen für Startautomatik - darüber verfügt der Sizilianer werksseitig nicht! Vergaser mit Startautomatik - auch darüber verfügt der Sizilianer werksseitig nicht!

Immerhin - der Bowdenzug für den Choke liegt großzügigerweise noch im Motorraum (siehe Foto oben).

Da ich beschlossen habe, alles wieder in den originalen Zustand zu versetzen, benötige ich also einen Vergaser mit Choke für einen 90 PS-K 70, natürlich auch den passenden Luftfilterkasten und das besagte Kühlwasserpumpengehäuse... das ich glücklicherweise von dem, in meiner Werkstatt lagernden 75-PS-Motor, demontieren kann. Ebenso die Ansaugbrücke (in die originale sizilianische haben sie leider für irgendeinen Anschluß der Gasanlage ein Loch gebohrt).

Doch die Beschaffung und der Zusammen- und Anbau dieser Bauteile bedeutet noch lange kein Ende und Erfolg im Motorraum. Neulich habe ich vorsichtig versucht, den Motor mit einem großen Ringschlüssel an der Riemenscheibe der Kurbelwelle weiterzudrehen. Normalerweise ist das problemlos möglich - der Motor des Sizilianers lässt sich jedoch nur ein bisschen drehen und stockt dann abrupt. Was genau zu dieser Blockade führt ist allerdings aktuell noch nicht herausfindbar. Der Fachmann (Markus Retz) vermutet, dass möglicherweise die Steuerkette durch einen defekten Kettenspanner blockiert ist - ich muss also zur Fehlersuche den Kettenkasten an der Stirnseite des Motors öffnen und hoffe, dort das genannte Problem zu finden und es beseitigen zu können.

Zum Blick auf Kipphebel und Nockenwelle habe ich auch die Ventildeckel entfernt. Weil sie - wie eigentlich alles im Motorraum - sehr gammelig aussehen, habe ich sie ausgiebig gereinigt und poliert. Nun freue ich mich darauf, sie als auffällige, fast chromglänzende, Eyecatcher wieder einbauen zu können.



Die auf Hochglanz polierten Ventildeckel verraten die
verwandtschaftliche
 NSU-Herkunft des K 70 

Weiterhin muss noch der komplette Kühlwasserkreislauf überprüft werden - es gibt z.B. einen geplatzten (oder aufgegammelten) Kühlwasserschlauch zu sehen.



Auch hier (Mitte) ist deutlich der geplatzte Kühlwasserschlauch zu erkennen

Aus der Fahrgastzelle habe ich sämtliche Teppiche entfernt. Ziel war die Begutachtung des Fahrzeugbodens. Ich habe erstaunlich wenig Rost gefunden. Mich ärgerten allerdings die kleinen, seitlich von außen in den rechten Fahrzeugschweller brutal und ohne jegliche Rostschutz- und/oder Abdichtungsmaßnahmen ins Blech gedrehten Schrauben zur Befestigung der Schellen zum Halten der nachgerüsteten Gasleitung. Bevor ich Gasleitung und Schellen samt Schrauben demontierte, drangen die Schrauben innen einige Millimeter ungeschützt in den Teppichboden. Das gesamte Innenblech des Bodens ist nun gereinigt und mit OWATROL geschützt.

Witzig bei der Gelegenheit: die offenbar nachgerüsteten manuellen Dreipunktgurte und die dazugehörigen Gurtpeitschen und -schlösser ließen sich ganz leicht und ohne jegliches Werkzeug mit bloßen Händen ausbauen.


Schweller und Bodenblech
Fahrerseite 

Schweller und Bodenblech
Beifahrerseite

Das Braune auf den Fotos ist selten
Rost - meistens abgefärbtes
Bitumen von Dämmmatten

Hinterer Fußraum rechts: hier war
es tatsächlich etwas rostig... aber nur oberflächlich

Beifahrerfußraum: nahezu rostfrei

Absolut kein Grund zur Beunruhigung


Da das Auto durch sein Stehen auf der Grube ja nun auch endlich von unten zu begutachten und zu bearbeiten ist, konnte ich einen umfassenden Eindruck vom Zustand des Unterbodens gewinnen. Die Karosserie dieses fast fünfzig Jahre alten VW K 70 ist von erstaunlich und außergewöhnlich guter Substanz. Bis auf eine einzige punktuelle Durchrostung, unwesentlich größer als eine Briefmarke, in der rechten Endspitze im Radhaus hinter dem Hinterrad gibt es am gesamten Unterboden lediglich stellenweise höchstens oberflächlichen Flugrost. Diese Spuren der Zeit werden also sicherlich beherrschbar sein.

Die Löcher direkt hinter der rechten Federbeinaufnahme vom Radhaus in den Kofferraum stammen von der Gasleitung, die nach vorn bzw. vom Einfüllventil am Fahrzeugheck zum Gastank im Kofferraum führte. Die Gasanlage hat hässliche Narben an diesem K 70 hinterlassen, die sich nur mühsam retuschieren lassen. Glücklicherweise trägt er sie an verdeckten Stellen.


Die fiesen Löcher waren einst die Durchführungen der Gasleitungen
in den Kofferraum

Rechter hinterer Radkasten:
nahezu kein Rost
 

Der linke Schweller:
oberflächlicher Rost

Die empfindlichen Längsträger
machen auch nach 50 Jahren noch
einen stabilen Eindruck...

... auch hier nur oberflächlicher Rost

Die Fortsetzung des linken Längsträgers nach vorn oben
zum Federbeindom

Die einzige Durchrostung, kaum
größer als eine Briefmarke

Die gleiche Stelle im Kofferraum

Im rechten Radkasten ist die
Endspitze nicht durchgerostet

Die Fortsetzung des rechten Längsträgers nach vorn oben zum Federbeindom - meistens hat die Hitze des vorbeigeführten Auspuffs den Federbeindom durchrosten lassen... hier aber wieder nur oberflächlicher Rost

Auffällig beim Blick unter dieses Auto sind besonders die Federbeine. Es sind offensichtlich italienische Bauteile. Die Aufkleber auf den Gasdruck-Stoßdämpfern geben darüber Auskunft, dass sie von der Firma "Platania" aus Catania stammen und im Juni 1996 eingebaut (oder produziert?) wurden.

Verwunderlich ist dabei, dass diese doch sehr speziellen Stoßdämpfer offenbar noch 1996 (über zwanzig Jahre nach Produktionsende des K 70) im freien italienischen Handel erhältlich waren.

Erstaunlich auch, dass dieser K 70 genau ein Jahr, nachdem er rundum neue Federbeine und Stoßdämpfer erhalten hatte, für immer vom italienischen Verkehr abgemeldet (Demolizione) wurde.

Und als letzte Überraschung weisen die hinteren Federbeine eine noch nie gesehene Überraschung auf - sie sind nämlich mit einer Feder in der Feder ausgestattet. Diese zusätzliche Feder verhindert das K 70-typische Durchhängen des Hinterwagens. Vielleicht sind diese Federbeine verbaut worden, weil die Gasanlage doch ein ziemliches zusätzliches Gewicht auf die Hinterachse brachte und somit das Durchhängen verhindert wurde. So hat die Gasanlage am Ende - nachdem sie aus dem Fahrzeug wieder ausgebaut wurde - doch noch etwas Gutes.


Faktisch sind die Stoßdämpfer zwar 26 Jahre alt,
aber nur ein Jahr gefahren

Geniale italienische Lösung: Feder in der Feder
gegen Durchhängen

Auch die vorderen Stoßdämpfer sind wenig gefahren

Damit drohen in nächster Zeit keine Probleme

Am Umfang der noch zu erledigenden Arbeiten wird jedenfalls deutlich: es gibt noch viel zu tun!

>>
Dritter Statusreport<<

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen