Sonntag, 12. Mai 2019

Was lange währt...




Neues vom REDSTAR


Wir haben es mal spaßeshalber ausgerechnet: unser REDSTAR hat gut die Hälfte des letzten Jahres in der Werkstatt verbracht. Schuld daran war hauptsächlich ein Typ namens Murphy... also der mit den Gesetzen - so in Richtung "Shit happens" und der legendären Marmeladenstulle, die beim Herunterfallen vom Tisch immer mit der Marmeladenseite auf dem Boden aufkommt. Es ist also extrem viel schief gelaufen.

Um den Überblick zu behalten, hatten wir einen „Kalender des Grauens“ erstellt. Durch ihn wird deutlich, dass die Motor-Umbauaktion eine Geschichte voller Gegensätzlichkeiten ist. Insbesondere unsere geweckten Erwartungen der anfangs versprochenen Ausführung, kollidierten zunehmend mit dem uns übergebenen Reparatur“erfolg“.

Am Anfang stand Mitte August 2017 fest, dass der alte JX-Motor am Ende war. Der ausdrücklichen Empfehlung unseres Werkstattmeisters Jürgen im guten Glauben folgend, stimmten wir dem Umbau auf AAZ-Motor zu. Sein Plan war es, einen ihm bekannten Motor (Originalton: „ ...verbaue nur Motoren, die mir persönlich bekannt sind!“) in unseren T3 zu verpflanzen. So weit - so gut!

Den ausgiebigen Erklärungen der typischen thermischen Probleme aller T3 folgten Versprechungen des kompetenten Bullifachmanns, die thermischen Unzulänglichkeiten beim Verbau unseres AAZ-Motors weitestgehendst zu verringern. Dazu zählte er die komplette Überholung und Anpassung der Einspritzpumpe, eine Erneuerung und Anpassung des Turboladers plus zusätzlicher Ausstattung mit einem Ladeluftkühler und letztendlich die Steigerung der Förderleistung der Kühlwasserpumpe.

Über den noch zu besorgenden Motor hörte ich ihn sagen, dass er grundlegend überarbeitet werde. Er sei hinterher „so gut wie neu“. Wir würden die Entscheidung zum AAZ-Motor „ganz sicher nicht bereuen“.

Für den gesamten Umbau rief er zwischen 2.500 bis 2.800,- Euro auf.

Der Wagen kam in die Werkstatt, während wir das Cabrio für den Sommerurlaub nutzten... es vergingen Wochen, sogar Monate.

♫♪♪♫♪...Last Christmas... ♫♪♪♫♪ 

Als wir das Fahrzeug im Dezember 2017 zurückerhielten, fehlte noch der Ladeluftkühler... auf der Gesamtrechnung standen schließlich 3.300,- Euro, die wir nur deswegen auf 3.150,- Euro reduzieren konnten, weil die ein Jahr zuvor gekaufte nagelneue Ölwanne für rd. 350,- Euro am alten JX-Motor verblieb und nun anderweitig von der Werkstatt weiterverwendet wird.

Nach den ersten Fahrten im April 2018 stellten wir einen erhöhten Ölverbrauch fest. Die folgende Reparatur (angebliche „Ölundichtigkeiten gefunden und abgestellt“) plus den Einbau des versprochenen Ladeluftkühlers bezahlten wir mit 400,- Euro.

Nun sollte endlich alles bestens in Ordnung sein.

Mitte Mai 2018 waren wir wieder Richtung Sizilien unterwegs. Beim nächtlichen Abfahren von der Autobahn bei Ascona/Lago Maggiore meldete die Öldruckkontrollleuchte fehlendes Öl – nach der Übernachtung war der Ölmeßstab am nächsten Morgen trocken und wir füllten 3 Liter nach.
Ich muss immer wieder an die Serviceklappe.
Ölhalt in Ascona.

Nach telefonischer Beratung mit dem Werkstattmeister verfolgte uns das Öldesaster während des ganzen Urlaubs. Durch den defekte Turbo ließ sich nachträglich für den ganzen Urlaub ein Ölverbrauch von 9 Litern ermitteln. Auch die anfängliche Prognose eines niedrigeren Kraftstoffverbrauchs mit dem "neuen" AAZ-Motor sollte sich nicht bewahrheiten. 9 Liter standen nun den bisher üblichen 7,5 bis 8 Litern gegenüber.

Auf der Heimreise wurde ein guter Freund (Service-Meister einer großen VW-Kette in Süddeutschland) mehr oder weniger unfreiwillig Augenzeuge des Kaltstartverhaltens unseres T3. Er riet dringend, den Kompressionsdruck aller Zylinder zu überprüfen. Der Motor lief im kalten Zustand zeitweise nur auf drei Zylindern.

Nach dem Urlaub kam der T3 folglich wieder direkt in die Werkstatt. Sein Turbo erhielt ein neues Innenleben. Nebenbei wurde zusätzlich eine Dose zur Ölrückführung eingebaut, da sie (eigene Aussage) anfangs vergessen wurde. Eine Kompressionsdruckmessung fand (obwohl ich sie schriftlich erbeten hatte!) leider nicht statt. Trotzdem erhielten wir eine Rechnung über ca. 500,- Euro.

Die Differenz zwischen den Vorab-Angaben von 2.500 bis 2.800,- Euro zu den inzwischen insgesamt aufgerufenen 4.100,- Euro sorgten erstmalig massiv für Ärger und Streit. Die letzte Rechnung blieb daher unbezahlt.
Mit Ölproblemen in Österreich.

Unsere Hoffnung, nun endlich - wie versprochen - über einen standhaften Motor im T3 zu verfügen, wurden jedoch wieder erschüttert.

Auf dem Weg nach Österreich im August 2018 glänzte das Motoröl erneut durch Abwesenheit im AAZ-Motor. Für diese Tour gingen wieder rd. 8 Liter in Rauch auf. Am Kraftstoffverbrauch von 9 Litern Diesel hatte sich auch noch nichts geändert.

Nach nunmehr 12 Monaten kam jedoch endlich die richtige Reaktion vom Meister: der Zylinderkopf sollte nach Rückkehr in die Werkstatt demontiert und die Kolben überprüft werden – was dann ja auch letztendlich die entscheidenden Hinweise lieferte.

Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich dann allerdings auch ein paar Fakten, die mir nicht gefallen konnten:

1. unser Bullispezialist gab unumwunden zu, dass der Motor vom Schrott stammte (Thema: „Motor persönlich bekannt“).

2. er hat den Motor SO (wie er vom Schrott kam) in unseren T3 eingebaut (Thema: “… grundlegend überarbeitet... hinterher so gut wie neu“). Er hatte sich einfach leichtgläubig auf die Aussagen des Schrottis bezüglich des Motors verlassen.

3. mein ausdrücklicher Wunsch „Kompressionen messen“ hätte den Schaden IM Motor sicherlich wesentlich früher aufgedeckt. Meine Wissensquelle für diesen Wunsch arbeitet immerhin seit 42 Jahren an VW-Fahrzeugen – seine Prognose zum schlechten Anspringen und Laufen auf drei Zylindern wurde allerdings leider komplett ignoriert.

4. Ladeluftkühler und Dose zur Ölrückführung gehören zum vorher vereinbarten Lieferumfang und sollten daher nicht nachträglich extra berechnet werden.

5. auch der funktionierende Motor gehört zum vorher vereinbarten Lieferumfang – er war logischerweise sogar der Hauptbestandteil unseres Deals. Das Versprechen, den alten JX gegen einen AAZ zu wechseln beeinhaltet, dass das Fahrzeug hinterher wieder fahrbar ist. Über den Zustand eines „neuen“ Motors muss sich der KFZ-Meister im Klaren sein – Nachbesserungen können nicht auf Kosten des Kunden gehen. Das gilt auch für Turbolader. Der Einwand, dass „man da nicht drin steckt“ und „da auch nicht reingucken kann“, kann nicht dem Kunden angelastet werden.

6. darauf bezieht sich dann auch mein Einwand: wer ersetzt UNS denn die Unmengen an Motoröl und Diesel, die unser T3 innerhalb des letzten Jahres ZUVIEL verbraucht hat?

7. es mag ja albern klingen – aber wer ersetzt uns in diesem Zusammenhang die entgangenen Urlaubsfreuden? Sowohl während der Fahrt nach und von Sizilien, wie auch nach und von Österreich lebten wir ständig in der Angst, den Motor wegen Ölmangels hochzujagen. Ständig beobachtete ein Auge die Ölkontrollleuchte. Ständig musste ich den auf der Anhängerkupplung mitgeführten Fahrradträger nach hinten klappen um an den Ölmessstab hinter der Serviceklappe zu gelangen.
Der Schaden ist im Ruß des Motors
schlecht zu erkennen.

Mein Andenken aus der Glasvirtrine... fein gesäubert.

Beschwichtigende Meldung aus der Werkstatt per WhatsApp: "Alles wird gut!"
Nachdem am Ende also festgestellt wurde, dass der Motor zum Zeitpunkt des Einbaus in unseren T3 einen vom Meister Jürgen unentdeckten Vorschaden hatte (bei allen Zylinderrn hatte jeweils ein Ventil einen fetten Abdruck in der Kolbenoberfläche hinterlassen - der deutliche Hinweis auf ein Problem mit dem Zahnriemen in der Vergangenheit), wurden alle Kolben erneuert und alle Zylinderwände gehont (spezielles Ausschleif- und drehverfahren um eine ebenmäßige Innenfläche zu gewährleisten).

"Kleine" Nebenbaustelle:

bei den Vorarbeiten zur Restaurations-Lackierung vor fünf Jahren ist irgendwas schief gelaufen. Die Nähte der von mir neu eingeschweißten Karosserieteile setzten sich ab. Stellenweise war das so heftig, dass sogar Wasser unter den Lack dringen konnte - dort begann es natürlich zu rosten.

Nach Besprechung mit dem Lackierer unseres Vertrauens wurden die entsprechenden Stellen picobello sauber geschliffen und in EP gehüllt. Anschließend professionell wieder vorbereitet und neu lackiert.

Dabei wurde auch gleich der lange Vandalismusschaden auf der rechten Seite (Radlauf vorne, Schiebetür, Seitenteil) beseitigt.
Ab in die Wellnesskur!

... bevor es schlimmer gammelt.

... man ahnt es schon.

Vandalismus: da ist jemand mit einem spitzen
Gegenstand 
vorbeigegangen... der Kratzer war
stellenweise durch bis aufs 
Blech.

Sieht fies aus: gründlich gesäubert.

Das eingeschweißte Teil ist deutlich zu erkennen.

... zwischen den Scheibenwischern... auch deutlich zu sehen.

Keine schönen Bilder.

Nach Spachteln und Schleifen.

Auch der untere Schiebescheibenrahmen hatte sich 
sichtbar abgesetzt.

Beseitigung des Vandalismusschadens.
... ob der Verursacher das wirklich so wollte?
Viel Arbeit!
Endlich wieder IN DA HOUSE!
Zurück zum Thema Motor:

Ostern 2019 spulte der MULTIVAN seine ersten 700 Kilometer mit dem endlich verlässlichen Motor anläßlich einer Fahrt in den Westerwald ab. Etwas erschrocken stellte ich dort jedoch fest, dass schon wieder ölige Flecken das Fahrzeugheck verschmutzten. Bei der Ursachensuche stellten wir allerdings fest, dass "nur" die Einspritzleitung des vierten Zylinders an der Einspritzpumpe undicht war - ein Leck, dass wir schnell mit wenigen Handgriffen und Bordmitteln abstellen konnten. Seitdem läuft alles wie geschmiert. Der Motor zieht ordentlich, verbraucht den Betriebsstoff Öl in angemessen geringer Menge, auch der Kraftstoffverbrauch liegt wieder im erwarteten Rahmen von etwa 8 Liter Diesel auf 100 Kilometer... endlich kommt der Spaß am Bulli-Fahren zurück. Auch die erneute Fahrt der gleichen Strecke nur eine Woche später festigte dieses Ergebnis.
Noch eine kleine Nebenbaustelle: Ein Mal Spur
und Sturz 
einstellen bitte! Dabei kam heraus, dass
NEXEN-Reifen 
nix taugen... NOTIZ AN MICH:
demnächst mehr auf 
Qualität achten!
SO - die Saison ist eröffnet... auf dem Weg in den
Westerwald.

Was kleckert da?
Ölige Rückstände auf der Heckklappe? Das wird doch nicht...
... nein - es war zum Glück kein Motoröl! Es war Diesel, der am Anschluß der Einspritzleitung des vierten Zylinders
an der Dieseleinspritzpumpe verloren ging. Einmal Anschluß lösen, reinigen und wieder fest verschrauben - und schon
war's wieder dicht!
Für uns komplett undenkbar war nun abschließend allerdings, daß wir uns an den Kosten für die Kolbenreparatur beteiligen sollten - weswegen es schließlich anläßlich des ersten Ölwechsels (regulär nach 1.000 Kilometern - die Reparatur kategorisiert den Motor quasi in den Zustand eines neuen Aggregats ein... er muss also vorsichtig eingefahren werden) ein ernstes Gespräch unter sechs Augen (Meister Jürgen, Olivia und ich) gab.
Ölwechsel leicht gemacht.

Gut, dass seit der Kolbenerneuerungs-Aktion ein paar Monate vergangen sind. Das anberaumte Gespräch eskalierte nämlich nicht - wie befürchtet. Wir erfuhren vielmehr erstaunt, dass sich Jürgen in der Zwischenzeit viele Gedanken um die Sache an sich und auch um die Beziehung zwischen ihm als Werkstatt und uns als Kunden gemacht hatte. So gestand er Fehler ein, konnte sich auch in unsere Lage versetzen. Die strittige letzte (ungeschriebene) Rechnung verwarf er schließlich. Im Fazit war das also ein vernünftiges Gespräch, bei dem Jeder seine Sicht vortragen konnte - und sich die Parteien am Ende wieder aufrichtig in die Augen blicken können.

Und so durfte ich diesen Beitrag schließlich mit "Neues vom REDSTAR" über- und mit der Steigerung

"Erfreuliches vom REDSTAR" unterschreiben.

Wir freuen uns auf sorgenfreie Kilometer mit dem Tornadoroten.

4 Kommentare:

  1. ist halt ein AAZ Motor..... Westerwald grüßt ;-)

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    1. ..AAZ-Motor ist(bis auf notorischen Ölverbrauch bei Vollgas auf der Autobahn)gut..!
      --Meiner hatte 289t/km runter und lief wie am ersten Tag ... :)

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  2. Anonym24.7.19

    Hallo Andreas, Du bist ja echt leidgeprüft. Ich fahr mein Leben lang T3 und muß sagen, es gibt nichts besseres im T3 (bei Abwägung aller Vor- u. Nachteile) als den AAZ aus meiner Sicht. Leider ist T3-Fahren ohne in der Schraubermaterie zu stecken ein Abenteuer. Trotzdem glaub ich, daß selbst Du nicht soviel Geld verbrennst, wie ein T6-(Neu- oder Gebraucht)-Käufer heutzutage.

    Viele Grüße
    Redstar92 (t3 ät sofortstart.de)
    (fahre derzeit einen Dehler 2+2 mit AAZ und breitem Grinsen)
    Redstar ist eingemottet, zu schade für den Alltag.
    Aber schön, wie Ihr euch geeinigt habt, vieleicht hast Du den Meister Deines Vertrauens hadernd gefunden.

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    1. Hallo Redstar92,

      der Wäller Autofrickler (siehe erster Kommentar) ist von Haus aus Servicemeister einer namhaften VW-Kette im Südwesten Deutschlands. Was hat er mir alles vorgejammert, als er erfuhr, daß in meinen REDSTAR ein AAZ-Motor verpflanzt wurde. Damals (als der AAZ aktuell war) sollen Motoren mit diesen Kennbuchstaben viele Probleme in Golf und Passat gehabt haben. Es sollen wohl z.B. reihenweise die Zylinderkopfdichtungen hochgegangen sein. Ich möchte das ja auch gar nicht abstreiten - aber inzwischen sollen speziell diese Dichtungen deutlich stabiler und haltbarer hergestellt werden.

      Außerdem ist der komplette "neue" Antrieb unseres T3 so modifiziert, dass er mit seinem problematischen Einbauort im Heck besser zurecht kommt, als der originale JX-Motor. Die letzte große Urlaubstour nach Sizilien bei über 40°C Lufttemperatur und insgesamt nahezu 5.000 Kilometern verlief nun auch wie versprochen: unspektakulär und mehr als absolut zufriedenstellend.

      By the way: der REDSTAR ist mein vierter VW Transporter seit nunmehr 38 Jahren.

      Siehe die entsprechenden Beiträge in meinem Blog:
      http://el-gigante.blogspot.com/2010/11/geschichte-eines-bullitypen-teil-1.html
      http://el-gigante.blogspot.com/2010/11/geschichte-eines-bullitypen-teil-2.html
      http://el-gigante.blogspot.com/2010/11/geschichte-eines-bullitypen-teil-3.html

      Geschraubt habe ich immer! Nur zu einem Motorumbau habe ich einfach nicht genug Zeit - deshalb habe ich die Sache in die Hände eines erfahrenen Fachmanns gegeben.

      Weiterhin gute Fahrt!

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