<<Kapitel 13<<
Gibt es für Dienstleister, wie es auch ein DJ nun mal ist, eigentlich eine Pflicht zu blindem Gehorsam? Zur Sache: Zugegeben, manchmal können Auftraggeber echt nervig sein. |
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Beispiel: die SOUNDBOX war engagiert für einen dreißigsten Geburtstag. Doch Gastgeber, Auftraggeber und Geburtstags"kind" – alles in einer Person – hatte seltsame Vorstellungen von seiner Party bzw. der Musik, die dabei gespielt werden sollte. Obwohl ich mir bei der telefonischen Auftragsannahme alle Mühe gab ihn davon abzubringen, bestand er unnachgiebig darauf, dass auf seiner Geburtstagsfeier ausschließlich die frischesten Hits der Charts zu hören sein sollten – NICHTS anderes!
Natürlich kam es häufiger mal vor, dass sich jemand vorab mit solchen Wünschen oder Einschränkungen gehörig verschätzte. Daher registrierte und akzeptierte ich den Wunsch meines Kunden zwar zunächst gehorsam – hoffte aber inständig, dass ich die endgültig passende Musikmischung dann, wie eigentlich immer üblich, während seiner Party finden würde.
Logischerweise spielen für jede Feier bei der Musikauswahl einige unvorhersehbare Faktoren eine entscheidende Rolle. Denn vor Ort fließen zum Beispiel besonders das Alter der Gäste, ihr potentieller Geschmack, ihre Musikwünsche sowie ihre momentane Stimmung in die Auswahl der zu spielenden Musik ein. Genau genommen macht es gerade solch eine „Live“- Veranstaltung aus, dass der DJ diese Faktoren in seine Musikauswahl einfließen lassen kann bzw. muss. Anderenfalls könnte er ja ebenso eine, dem vorab geäußerten Wunsch des Auftragsgeber entsprechende, vorbereitete Playlist oder einfach eine passende CD abspielen. Der Aufbau einer Party- oder gar Tanzstimmung wäre damit jedoch eher zufällig bis unwahrscheinlich.
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Während nun die SOUNDBOX bei der Feier des Sturkopfes auf ihren Einsatz wartete, strömten immer mehr geladene Gäste in den Festsaal. Und wie ich es bereits erwartet hatte, passte diese Gesellschaft definitiv nicht zum einstmals geäußerten Musikwunsch des Auftraggebers. Denn die durchschnittlich deutlich älteren Gäste konnte ich unmöglich ausschließlich mit den aktuellsten Chart-Hits unterhalten – das hätte ziemlich wahrscheinlich zu ihrer allgemeinen Verärgerung geführt. Also eröffnete ich zwar den Tanz mit der Wunschmusik des Auftragsgebers, schwenkte jedoch später zur Musik herüber, nach der auch das restliche Publikum tanzen mochte. Und tatsächlich war die Tanzfläche fortan ständig gut besucht. Trotzdem beschwerte sich der Gastgeber schon bald bei mir, dass ich nicht SEINE Wünsche spielte. | |
Meinen freundlichen Hinweis auf die stets volle Tanzfläche ignorierte er schlichtweg. Immer wieder gestikulierte er - sogar während des Tanzens - und bedeutete mir aus der Ferne, dass ich die aktuellen Charts spielen sollte... er nervte damit die ganze Nacht hindurch.
Am Ende dieser Party holten sich einige Gäste meine Visitenkarten und beim Verabschieden riefen sie mir zu, dass meine Musik „verdammt gut“ war. Nachdem dann meine PA-Anlage schließlich wieder ordnungsgemäß im Anhänger verstaut war, wollte der Gastgeber natürlich wissen, wieviel er mir nun schuldete. Meinen Preis kommentierte er dann schnippisch mit den Worten, dass ihm diese Summe ja schwer abgehe. Es hätte ihm halt nicht gefallen, dass ich mich in der Auswahl der Musik eben zu selten an seine strikte Vorgabe gehalten habe.
Diese Aussage zeigte jedoch deutlich, wie schlecht er den Erfolg seiner eigenen Feier einzuschätzen verstand. Die Meinung der breiten Masse, dieses überaus zufriedenen Publikums, war mir im Ergebnis jedenfalls wesentlich wichtiger und natürlich auch aussagekräftiger.
Meine Entscheidung, auf dieser Feier Rücksicht auf die Älteren genommen zu haben, sollte sich übrigens später noch nachdrücklich in barer Münze auszahlen. Durch diesen erfolgreichen Auftritt entstanden nämlich eine Handvoll weitere Termine. Glücklicherweise schrieb mir bei diesen dann aber niemand vor, welche Musik ich zu spielen hatte. Und natürlich feierte auch der ehemals so bestimmende Gastgeber immer begeistert mit. Oftmals zwinkerte er mir beim Tanzen sogar grinsend zu. Irgendwie muss ich wohl doch alles richtig gemacht haben.
>>Kapitel 15>>
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Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Samstag, 26. Dezember 2015
Meine DJ-Biografie - Kapitel 14: EIGENMÄCHTIG ABER ERFOLGREICH
THEMATIK:
Buchprojekt "Meine DJ-Biografie"
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