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Montag, 14. Dezember 2015

Flying Zephyr

Eigentlich bahnte sich ein Abschied ja schon lange an! Irgendwie habe ich nämlich reichlich anderweitige Beschäftigungen... die Aktivität, um die es hier geht, ist leider im Ranking um die Gunst meiner Lieblingsbeschäftigungen immer weiter in den Hintergrund geraten. Um es auf den Punkt zu bringen: es geht um das Motorradfahren.



Der berühmte "Affe auf dem Schleifstein"

Von vorn gesehen geht`s
Unter anderem war der Motorradführerschein eine der unabdingbaren Voraussetzungen für meine Fahrlehrerausbildung in 2005. Damals riet man uns angehenden Fahrlehrern, unbedingt Erfahrungen im Motorradfahren zu sammeln. Und das kann man natürlich am besten, wenn man auch über ein entsprechendes Fahrzeug verfügt. Da ich bis zu dem Zeitpunkt rein gar nichts mit Motorrädern zu tun hatte, brauchte es einige Zeit, bis ich wusste, wonach genau ich suchen sollte. Und auf einer 750er KAWASAKI Zephyr sah ich als Zweimeterfünfriese nicht ganz so dämlich aus, wie auf den anderen Maschinen, bei denen jeder Betrachter meistens sofort lachend die berühmte Assoziation mit dem Affen auf dem Schleifstein zum Besten gab.

Die gewünschte Zephyr fand sich schnell bei eBay. Wenig später stand das Ding vor unserer Haustür.

Helm und Motorradklamotten besogten wir bei LOUIS - auch dabei bereitete meine Körpergröße natürlich wieder diverse Schwierigkeiten. Denn für meine Riesenrübe fand sich zunächst kein passender Schutz... und die GORETEX-Jacke mit Protektoren benötigte ich in Größe XXXXL, die Motorradhose musste XXXL sein. Trotzdem hielten sich die Gesamtkosten für meine Motorradausrüstung im Rahmen.
Das sieht verboten aus!

Bei einer der ersten Fahrten versuchten wir dann auch zu zweit auf dem Bock Platz zu nehmen. Meine Frau ist eigentlich eingefleischte Motorradfahrerin, hat während ihrer Jugend schon reichlich Kilometer auf motorisierten Zweirädern zurückgelegt.

Und nun saßen wir also gemeinsam auf der Zephyr. Pech nur, dass meine Tochter von dieser Begebenheit gleich ein Foto schoß, welches umgehend prompt durch meine persönliche Peinlichkeitskontrolle fiel. DAS war das erste und einzige Mal, dass wir zusammen auf ein und demselben Motorrad zu sehen waren.
Ausfahrt mit Lukas
... in die Kurve gelegt 

Keine Stunde später verfolgte ich bei eBay bereits eine weitere Zephyr, etwa ein Jahr jünger als die erste, knapp 10.000 Kilometer auf dem Tacho, sehr gepflegt. Einziger Wermutstropfen: die Maschine stand im Süden Spaniens.

Wir kürzen den weiteren Verlauf etwas ab - ein paar Wochen später meldeten wir auch dieses Motorrad beim Straßenverkehrsamt an. 

Fortan fuhren wir Zephyr im Partnerlook. Olivia mit der älteren Blauen, ich mit der "spanischen" Grünen. Im Laufe der Zeit fuhren wir beispielsweise gemeinsam zur Villa Löwenherz im Weserbergland, besuchten den Köterberg (sozusagen den "Brocken" des Weserberglands), unternahmen etliche sonntägliche "Kaffee- oder Eistouren", fuhren mit einem befreundeten Biker-Pärchen im Osnabrücker Land herum, planten sogar eine für Motorradfahrer sehr typische Reise zum Nordkapp.

Ich gebe allerdings unumwunden zu, dass wir ausschließlich Sonntags- und Schönwetterfahrer waren.
Frühjahrsfahrt zum Eisessen
Blöd: Allein unterwegs
Das ging ein paar Jahre gut, bis unsere Motorrad-Euphorie einen Dämpfer bekam. Denn meine Frau klagte immer öfter über Schmerzen, die sich durch Kälteeinfluss (meistens unvermeidbar beim Motorradfahren) verstärkten. Ein Facharzt diagnostizierte schließlich eine rheumatische Erkrankung. Für Olivia Grund genug, kaum noch auf ihr Motorrad zu steigen. Die Maschine stand daher nur noch herum, letztendlich meldeten wir sie ab.

Nun war ich also immer allein mit meiner Zephyr unterwegs. Die Zeit der Biker-Zweisamkeit war also leider vorbei.

Allein mochte ich jedoch nicht gern unterwegs sein. Deshalb stand auch diese Maschine immer häufiger herum, oftmals wochen-, manchmal sogar monatelang. Zwischen dem vorletzten und letzten TÜV-Termin kamen mal gerade weitere 90 Kilometer auf den Tacho. Mit den üblichen Folgen: der Vergaser der Zephyr verharzte mehrfach. Erst teure Reparatur- und Wartungsarbeiten machten die Maschine wieder fahrbar.
Foto für eBay

Zu schade um kaputt zu stehen

Als ich das Motorrad nun der Prüforganisation nach einer verpassten Hauptuntersuchung endlich vorstellen wollte, lief der Motor mal wieder "wie ein Sack Nüsse". Das ließ darauf schließen, dass während der Standzeit seit dem letzten Fahren, etwa ein halbes Jahr zuvor, wieder Kraftstoff im Vergaser auskristallisiert war. Das verstopfte dort kleine Kanälchen und sorgte für die schlechte Gasannahme. 

Die Maschine bockte, hustete, zickte... mir platzte der Kragen! In diesem Moment verabschiedete ich mich von meiner Biker-Karriere... war ich ernsthaft jemals richtig dabei? Ich kann im Nachhinein getrost behaupten, dass ich nie ein richtiger Motorrad-Freak war. Und es macht mir nichts aus, mich wieder aus diesen Kreisen zu verabschieden.

Das Motorradfahren hat zwar irgendwie Spaß gemacht, aber die Flamme der Begeisterung war einfach zu schwach. 

Deshalb: Time to say goodbye.
Ich bekenne mich dazu, nie ein typischer Motorrad-Freak gewesen zu sein
Zwei Wochen später wechselte die grüne Zephyr den Besitzer. Der junge Mann aus der Nähe von Köln ersteigerte das Motorrad bei eBay und holte es in einer kaltfeuchten Dezembernacht mit einem Transporter ab. Hoffentlich hat die Zephyr mit ihrem neuen Besitzer einen engagierteren Biker gefunden - ich wünsche es ihr jedenfalls von Herzen.

Sicht vom fliegenden Mopped
Der eingebrachte Erlös floss übrigens einerseits in ein maßgefertigtes Alu-Rolltor für die neuen Fahrzeugstellplätze längs meiner Werkstattgarage und andererseits in eine gute Kameradrohne samt Steuerung (ich hatte ja bereits im letzten Sizilienurlaub erste Erfahrungen mit einer Drohne gemacht).

Olivia hat inzwischen unsere Nordkapp-Pläne auf den REDSTAR umdisponiert und ihr gefällt, dass meine Zephyr jetzt fliegen kann.

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