Eigentlich bahnte sich ein Abschied ja schon lange an! Irgendwie habe ich nämlich reichlich anderweitige Beschäftigungen... die Aktivität, um die es hier geht, ist leider im Ranking um die Gunst meiner Lieblingsbeschäftigungen immer weiter in den Hintergrund geraten.
Um es auf den Punkt zu bringen: es geht um das Motorradfahren.
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Unter anderem war der Motorradführerschein eine der unabdingbaren Voraussetzungen für meine Fahrlehrerausbildung in 2005. Damals riet man uns angehenden Fahrlehrern, unbedingt Erfahrungen im Motorradfahren zu sammeln. Und das kann man natürlich am besten, wenn man auch über ein entsprechendes Fahrzeug verfügt. Da ich bis zu dem Zeitpunkt rein gar nichts mit Motorrädern zu tun hatte, brauchte es einige Zeit, bis ich wusste, wonach genau ich suchen sollte. Und auf einer 750er KAWASAKI Zephyr sah ich als Zweimeterfünfriese nicht ganz so dämlich aus, wie auf den anderen Maschinen, bei denen jeder Betrachter meistens sofort lachend die berühmte Assoziation mit dem Affen auf dem Schleifstein zum Besten gab.
Die gewünschte Zephyr fand sich schnell bei eBay. Wenig später stand das
Ding vor unserer Haustür.
Helm und Motorradklamotten besogten wir bei LOUIS - auch dabei bereitete meine Körpergröße natürlich wieder diverse Schwierigkeiten. Denn für meine Riesenrübe fand sich zunächst kein passender Schutz... und die GORETEX-Jacke mit Protektoren benötigte ich in Größe XXXXL, die Motorradhose musste XXXL sein. Trotzdem hielten sich die Gesamtkosten für meine Motorradausrüstung im Rahmen. |
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Bei einer der ersten Fahrten versuchten wir dann auch zu zweit auf dem Bock Platz zu nehmen. Meine Frau ist eigentlich eingefleischte
Motorradfahrerin, hat während ihrer Jugend schon reichlich Kilometer auf
motorisierten Zweirädern zurückgelegt.
Und nun saßen wir also gemeinsam auf der Zephyr. Pech nur, dass meine Tochter von dieser Begebenheit gleich ein Foto schoß, welches umgehend prompt durch meine persönliche Peinlichkeitskontrolle fiel. DAS war das erste und einzige Mal, dass wir zusammen auf ein und demselben Motorrad zu sehen waren. |
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Keine Stunde später verfolgte ich bei eBay bereits eine
weitere Zephyr, etwa ein Jahr jünger als die erste, knapp 10.000 Kilometer
auf dem Tacho, sehr gepflegt. Einziger Wermutstropfen: die Maschine stand im
Süden Spaniens.
Wir kürzen den weiteren Verlauf etwas ab - ein paar Wochen später meldeten wir auch dieses Motorrad beim Straßenverkehrsamt an.
Fortan
fuhren wir Zephyr im Partnerlook. Olivia mit der älteren Blauen, ich mit der
"spanischen" Grünen. Im Laufe der Zeit fuhren wir beispielsweise gemeinsam
zur Villa Löwenherz im Weserbergland, besuchten den Köterberg (sozusagen den
"Brocken" des Weserberglands), unternahmen etliche sonntägliche "Kaffee- oder
Eistouren", fuhren mit einem befreundeten Biker-Pärchen im Osnabrücker Land
herum, planten sogar eine für Motorradfahrer sehr typische Reise zum
Nordkapp.
Ich gebe allerdings unumwunden zu, dass wir ausschließlich Sonntags- und Schönwetterfahrer waren. |
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Das ging ein paar Jahre gut, bis unsere Motorrad-Euphorie
einen Dämpfer bekam. Denn meine Frau klagte immer öfter über Schmerzen, die
sich durch Kälteeinfluss (meistens unvermeidbar beim Motorradfahren)
verstärkten. Ein Facharzt diagnostizierte schließlich eine rheumatische
Erkrankung. Für Olivia Grund genug, kaum noch auf ihr Motorrad zu steigen.
Die Maschine stand daher nur noch herum, letztendlich meldeten wir sie ab.
Nun war ich also immer allein mit meiner Zephyr unterwegs. Die Zeit der
Biker-Zweisamkeit war also leider vorbei.
Allein mochte ich jedoch nicht gern unterwegs sein. Deshalb stand auch diese Maschine immer häufiger herum, oftmals wochen-, manchmal sogar monatelang. Zwischen dem vorletzten und letzten TÜV-Termin kamen mal gerade weitere 90 Kilometer auf den Tacho. Mit den üblichen Folgen: der Vergaser der Zephyr verharzte mehrfach. Erst teure Reparatur- und Wartungsarbeiten machten die Maschine wieder fahrbar. |
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Als ich das Motorrad nun der Prüforganisation nach einer verpassten
Hauptuntersuchung endlich vorstellen wollte, lief der Motor mal wieder "wie ein Sack
Nüsse". Das ließ darauf schließen, dass während der Standzeit seit dem
letzten Fahren, etwa ein halbes Jahr zuvor, wieder Kraftstoff im Vergaser auskristallisiert war. Das
verstopfte dort kleine Kanälchen und sorgte für die schlechte Gasannahme.
Die
Maschine bockte, hustete, zickte... mir platzte der Kragen! In diesem Moment
verabschiedete ich mich von meiner Biker-Karriere... war ich ernsthaft
jemals richtig dabei? Ich kann im Nachhinein getrost behaupten, dass ich nie
ein richtiger Motorrad-Freak war. Und es macht mir nichts aus, mich wieder
aus diesen Kreisen zu verabschieden.
Das Motorradfahren hat zwar irgendwie Spaß gemacht, aber die Flamme der Begeisterung war einfach zu schwach.
Deshalb: Time to say
goodbye.
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Zwei Wochen später wechselte die grüne Zephyr den Besitzer.
Der junge Mann aus der Nähe von Köln ersteigerte das Motorrad bei eBay und
holte es in einer kaltfeuchten Dezembernacht mit einem Transporter ab.
Hoffentlich hat die Zephyr mit ihrem neuen Besitzer einen engagierteren
Biker gefunden - ich wünsche es ihr jedenfalls von Herzen.
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Sicht vom fliegenden Mopped
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Der eingebrachte Erlös floss übrigens einerseits in ein
maßgefertigtes Alu-Rolltor für die neuen Fahrzeugstellplätze längs meiner Werkstattgarage und andererseits in eine gute Kameradrohne samt Steuerung
(ich hatte ja bereits im letzten Sizilienurlaub erste Erfahrungen mit einer Drohne gemacht).
Olivia hat inzwischen unsere Nordkapp-Pläne auf den REDSTAR umdisponiert und
ihr gefällt, dass meine Zephyr jetzt fliegen kann.
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Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Montag, 14. Dezember 2015
Flying Zephyr
THEMATIK:
Andere Technik
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