Unser REDSTAR auf Bewährungstour: Teil 3 (... in dem unser REDSTAR glücklicherweise nur eine unbedeutende Nebenrolle spielt!) |
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Voll der beeindruckenden Erlebnisse
und Bilder unserer Ätna-Reise rauschen wir mit zwei T3-Bullis bei glücklicherweise
sehr erträglichen Temperaturen durch die stockfinstere sizilianische Nacht
zurück nach Menfi.
Nach einer wilden Kurverei am Südhang des Ätna schaffen wir Belpasso - irgend so ein sizilianischer Städteplaner hatte wohl mal wieder die Idee, Orte verkehrsttechnisch durch das Aufstellen unzähliger (und meines Erachtens unsinniger) "Senso Unico"(= Einbahnstraßen)-Schilder vom Chaos zu befreien und den Verkehr neu zu ordnen. Leider hat er dabei aber genau das Gegenteil erreicht. Zudem weiß unser Navi nichts von solch kurzfristigen Veränderungen - und damit ist logischerweise die Grundlage für eine nächtliche Sizilien-Rallye geschaffen. Na ja - irgendwann sind wir dem Labyrinth doch entkommen! |
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Auf der A19 Richtung Palermo geht es endlich zügig voran. Kurz vor Enna spendiert Irene an einer Area Servizio (Autobahnraststätte) der kompletten Reisegruppe freundlicherweise Eis. Anschließend geht es weiter durch die Nacht. Bei Caltanissetta wechseln wir wieder auf die SS 640. Diese Straße soll wohl irgendwann mal als Autobahn Zentral-Sizilien und Süd-Sizilien in Richtung Agrigento verbinden. Noch ist sie jedoch eine Aneinanderreihung von Baustellen. Einige fertige Teilstücke sind wirklich klasse geworden. In den Baustellen herrscht allerdings eine oftmals sehr unübersichtliche und verwirrende Verkehrsführungen. Dabei sind mir schon auf dem morgendlichen Hinweg seltsame Kreisverkehre aufgefallen. Der deutsche Autofahrer stelle sich bitte eine Autobahn vor, auf der kurzfristig auf einen Fahrstreifen verengt wird. Dann ist mittig über beide Richtungen ein Kreisverkehr mit wassergefüllten, rotweissen und hüfthohen Kunststoffquadern aufgestellt. Wer im Kreisverkehr fährt, hat natürlich Vorfahrt. Bremst man vor dem Kreisverkehr jedoch zu sehr herunter, fährt der nachfolgende Verkehr fast auf. Also gewöhnt man sich an, den Kreisel möglichst zügig zu durchfahren. |
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Genau das wird Marcel kurz vor Mitternacht irgendwo auf der
SS 640 im Nirgendwo zwischen Caltanissetta und Canicatti leider zum Verhängnis.
Er fährt aufgrund der beschriebenen Verkehrslage mit selten über 80 km/h
immer im Abstand von ca. 150 bis 200 Meter dem REDSTAR mit mir am Steuer
hinterher. An dem entsprechenden Kreisverkehr ist zu dem Zeitpunkt kaum
Verkehr. Daher durchfahre ich ihn zügig und will gerade wieder beschleunigen,
als ich durch die geöffneten Fenster ein unfalltypisches Aufschlaggeräusch
vernehme.
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Sofort versuche ich über die Rückspiegel zu erkennen, was hinter mir vorgefallen ist. Dabei kann ich lediglich ausmachen, dass Marcel's Bulli stehen geblieben ist. Irgendwie kann ich drehen (eigentlich ist die Straße hier ja wie eine Autobahn ausgebaut... ich habe keine Ahnung, wie mir das Wenden gelungen ist - ich bin jedenfalls gefahrlos auf die andere Seite gekommen!). Als ich wieder am Kreisverkehr ankomme, schiebt Marcel seinen Bulli bereits fluchend von der Straße. Rechts daneben steht ein blauer Fiat Panda... ziemlich verbeult hinten rechts! Die Fahrbahn ist übersät mit Glassplittern. Der REDSTAR sichert zunächst mit Warnblinken die Unfallstelle im Kreisel ab, später kann ich ihn ganz zur Seite stellen.
Vorab: glücklicherweise stehen alle
Beteiligten unversehrt neben den Fahrzeugen! Aber: keiner der Insassen aus
Marcel's Bulli hat das gegnerische Auto kommen sehen - auch ich kann mich nicht an ein herannahendes Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn wenige Sekunden zuvor
erinnern. Der blaue Panda war also wie aus dem Nichts plötzlich da! Er muss
wohl mit ziemlicher Geschwindigkeit herangerauscht sein. Ich habe mir die
Unfallstelle aus Marcel's Sicht nochmal angesehen: durch die rotweissen Kunststoffquader
war der Kreisverkehr zumindest in der Höhe der Scheinwerfer des Panda trotz
Marcel's hoher Sitzposition schlecht einsehbar. Der Panda-Fahrer hingegen
muss den großen Bulli gut gesehen - und trotzdem drauf gehalten haben.
Es
ist, wie es ist - der Panda war im Kreisel unterwegs und hatte daher Vorfahrt.
Marcel hätte ihn passieren lassen müssen. So etwas sollte nicht passieren,
aber es kann jedem passieren.
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Der Fiat Panda ist jedenfalls total hin. Marcel hat mit der
vorderen Stoßstange seines Bulli das hintere rechte Rad des Panda getroffen
und die Hinterachse zerknautscht. Dadurch ist die Panda-Karosserie oben
links der Mitte an die Bulli-Front geraten. Die kleine hintere Seitenscheibe
und die Heckscheibe des weichen Italieners konnten dem Verzug der Karosserie
nicht standhalten und haben demzufolge das Weite gesucht... und es schließlich
auf dem Asphalt des Kreisverkehrs gefunden! Der extrem stabile Unterbau
der T3-Stoßstange hat sich im hinteren rechten Panda-Seitenteil und der
hinteren Tür verewigt. Der Verzug des rechten Seitenteils zeigt sich an
einem deutlichen Faltenwurf im oberen Türrahmen und dem heraustretenden Spaltmaß
der Fiat-Tür.
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Dem Bus hingegen gab Marcel, unmittelbar nachdem ich an der Unfallstelle eintraf, völlig zurecht die Bezeichnung "Panzer". Beide Kühlergrill (oben und unten) sind zerbrochen. Durch die Verspannung des oberen Grills sind die Plastikhalterungen beider Scheinwerfer zerbröselt. Das Glas des linkes Fernscheinwerfers ist herausgebrochen. Die GFK-Stoßstange ist vorn links zerstört - an ihr erkennt man deutlich die Spuren des Panda-Hinterrades.
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Die Karosserie weist rechts oberhalb des linken Scheinwerfers einen etwa
DIN-A4 großen, stellenweise ca. 2 cm tiefen Eindruck auf (kann eventuell
herausgedrückt oder -gezogen werden!). Der Steg zwischen oberem und unterem
Grill ist ebenfalls stellenweise eingedrückt (das ist, je nachdem, wie der Unterbau
in Mitleidenschaft gezogen ist - vielleicht auch durch Herausziehen behebbar!).
Die Begutachtung der vorderen Deformationselemente ergibt meines Erachtens
keinen Schaden.
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Die herbeigerufene Polizia stellt auch gleich fest, dass der im Kreis Fahrende nun mal Vorfahrt hat. "Scusi!" Bei der Frage nach den Fahrzeugpapieren wirkt der Panda-Fahrer plötzlich hektisch und nervös. Während Marcel den Staatsbediensteten sämtliche Papiere sofort aushändigen kann, beginnt Mr. FIAT sein verbeultes Blechle zu durchwühlen. Doch auch mit Marcel's Flutlicht-Taschenlampe ist kein Licht in sein Dunkel zu bringen. Schließlich wird sogar zwischen den Glassplittern auf der Straße nach dem fehlenden Versicherungsnachweis gesucht. Es bleibt dabei - er ist nicht auffindbar. Das macht die Polizisten etwas angesäuert. Irgendwann übergibt ein herbeigerufener Verwandter des Unfallgegners eine Kopie der geforderten Papiere. Es stellt sich heraus, dass dieser Verwandte - auf den ersten Blick ein dicker, widerlicher Schmierlappen mit Hornbrille - der Schwiegervater des Geschädigten und obendrein Rechtsanwalt ist.
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Er nörgelt herum und muffelt
irgendetwas wie "das sind Ausländer, Deutsche... da muss man sehr aufpassen!"
Er wird von den Polizisten augenblicklich zurechtgewiesen, dass "diese
Deutschen gleich all ihre Karten auf den Tisch gelegt haben und daher als
absolut vertrauenswürdig und korrekt anzusehen sind." Den Umkehrschluss im Bezug auf Rechtsanwalt's Schwiegersohn lassen die Beamten unausgesprochen
im Raum stehen... der Rechtsanwalt wird bleich, dreht sich um und geht.
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Vielleicht hat er aber auch gewusst,
dass da noch mehr im Busch steckt. Es stellt sich nämlich heraus, dass der
Termin der regelmäßigen technischen Überprüfung des demolierten Panda (vergleichbar
mit der Hauptuntersuchung durch z.B TÜV oder DEKRA in Deutschland) seit
mehreren Monaten überzogen ist. Der Panda-Fahrer wird zahm und leise.
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Zum Schluss zahlt Marcel an Ort und Stelle knapp über 150,-
EUR Strafe. Giuseppe C., den Panda-Fahrer, kommt seine Schlampigkeit teurer
zu stehen: er zahlt über das Doppelte und wird, nach Aussage der Polizei,
"eine zeitlang kein Auto mehr fahren dürfen!" Der Panda wird auf
einen Abschleppwagen verladen und verschwindet, wie sein Fahrer, in der
Dunkelheit. Marcel's Antwort auf die Frage nach dem Befinden seines Bulli
quittieren die Polizisten mit einem augenzwinkernden "Complimenti!"
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Immerhin haben sie in ihrem Bericht
zum Unfallhergang geschrieben, dass der Kreisel in der Zufahrt unübersichtlich
und schlecht einsehbar ist und der Fiat offensichtlich auch zu schnell unterwegs
war. Das ändert zwar letztendlich nichts an den Schuldverhältnissen, tröstet
aber zumindest ein wenig. Während der eineinhalb Stunden seit des eigentlichen
Unfallereignisses, hätte sich dieser Unfall - trotz Anwesenheit der Polizei
und Abschleppfahrzeug (Blaulicht, gelbe Rundumleuchten, Warnblinklicht)
- in mehreren Fällen aus genau den gleichen Gründen beinahe wiederholt.
Am frühen Morgen gegen halb Vier sind wir endlich wieder in Menfi und fallen todmüde in die Betten. Es folgt der >>4. Teil<< |
Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Mittwoch, 27. August 2014
Mit dem Panzer in den Panda
THEMATIK:
Autos allgemein,
La Vita,
VW Bulli
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Hallo, Ihr solltet doch Urlaub machen und keine Pandas jagen, die stehen doch unter Naturschutz :-)
AntwortenLöschenBis Samstag in 8 Tagen.
Gruß aus WW
petrod
DIESER Panda war gewissermaßen lebensmüde: die Begegnung, sich als Panda mit einem Bulli anzulegen, ist von vornherein bereits entschieden... was lernen wir daraus?
LöschenKauf' dir keinen PANDA - oder lebe mit den Folgen :-)