Unser REDSTAR auf Bewährungstour: Teil 4 |
|||||
"Am Thema vorbei" wäre
eine gerechte Beurteilung, wenn man über das Wetter in unserem Urlaub auf
Sizilien jammern würde. Tagestemperaturen zwischen 28 und über 39°C - wie
bei der Fahrt zum Ätna, ebenso täglicher Sonnenschein und somit reichlich
Bräune, lassen eigentlich keinen Zweifel an einem perfekten Sommer-Feeling.
Dennoch ist das Wetter in diesem Jahr irgendwie anders. Vom sizilianischen
Fernsehen werden wir nahezu täglich über Tornados über dem Meer vor Genua,
Schlammlawinen in Südtirol, Hochwasser durch Wolkenbrüche und Starkregen
in Norditalien informiert. Per Telefon erhalte ich live das Regenprasseln von zuhause vor der Haustür und meine Tochter berichtet, ebenfalls am Telefon,
dass in Norddeutschland temperaturmäßig offensichtlich bereits der Herbst
Einzug hält.
|
|||||
|
|
||||
|
|
||||
Auf Sizilien und somit fast in Sichtweite
zu Afrika, ist es natürlich noch lange nicht soweit. Doch mir fällt auf,
dass es Tage gibt, an denen sich hier hin und wieder Wolken vor die Sonne
schieben. Manchmal braust sogar ein böiger Wind auf - nicht kalt, eher wie
ein heißer Fön. Typische Sonnenuntergänge findet hin und wieder mal wegen
vorhandenen Dunstes am Horizont, also aufgrund sehr hoher Luftfeuchtigkeit,
nicht statt. An einigen Tagen haben wir beim Baden aufgrund des heftigen
Windes recht brutale Wellen, die stellenweise sogar den breiten Strand anfressen.
Für die Sizilianer ist das bereits der "Inverno" (= Winter), an
den bewachten Strandabschnitten flattern dann rote Fahnen (Badeverbot) -
die Einheimischen können allerdings mehrheitlich sowieso nicht schwimmen
und bleiben daher lieber ganz zuhause. Dementsprechend leer ist der Strand an
solchen Tagen. Ich bin das auf Sizilien in dieser Jahreszeit eigentlich
nicht gewöhnt.
|
|||||
|
In unserer letzten Nacht des Urlaubs auf Sizilien
wache ich gegen fünf Uhr auf. Trotz des ständigen Rauschens des Ventilators
- ohne den man es vor Hitze nicht aushalten könnte - vernehme ich seltsame
Plopp-Geräusche. Als ich der Sache auf den Grund gehe, stelle ich fest,
dass es draußen regnet - alles ist komplett nass. Aber es riecht schön frisch.
Stunden später brennt die Sonne wieder vom Himmel und der nächtliche Regen
ist vergessen - als ob nichts passiert ist.
|
||||
|
Nachdem unsere Sachen gepackt sind, unternehmen wir zum Abschied
einen letzten Spaziergang am Strand. Anschließend werden die Schlüssel unserer
Ferienwohnung zurückgegeben. Die Zeit bis zur Abreise verbringen wir bei
unseren Freunden in der Stadt. Sie haben ein oppulentes Abschiedsessen arrangiert,
alle sind ein bisschen traurig.
|
||||
|
|||||
|
|||||
|
Um 17.00 Uhr brechen wir dann gen Palermo auf. Ab 19.00 Uhr wartet dort im Hafen eine Fähre der Grandi Navi
Velocci auf uns.
Dafür überqueren wir die Insel Richtung Norden auf der SS 624. Bei San Giuseppe Iato klettern unsere Bulli nochmal in die kühlen Wolken, die sich vor dem Monte Iato stauen. Danach geht es kontinuierlich bergab bis in die "Conca d'oro" (= Goldenes Becken) genannte Bucht von Palermo. |
||||
|
Bei der Fahrt durch die Halbmillionen-Stadt ist es mir noch
nie gelungen, eine feste Route zum Porto zu finden. Auch dieses Mal schickt
uns das Navi wieder kreuz und quer durch die Hauptstadt der Autonomen Region
Sizilien. Schließlich treffen wir doch pünktlich zum Einchecken an der "La
Suprema" ein. Eine Stunde später stehen unsere Autos im Parkdeck C und wir
beziehen eine klimatisierte Vierbett-Kabine auf der 8. Etage. Kurz nach
21.00 Uhr legt das über 211 Meter lange und mehr als 30 Meter breite Schiff
Richtung Genua ab. Wenig später liegen wir in den Betten.
|
||||
|
Die fensterlose Kabine ist zwar eng aber komfortabel, sogar
mit WC und Dusche. Ich wache gegen 11.00 Uhr am Vormittag auf und checke
mal die Lage auf einem der Außendecks. Rundum Tyrrhenisches Meer, nur zwei
kleine Inseln sind zu sehen. Die eine könnte Elba sein, die andere Pianosa,
Capraia oder Gorgona... auf jeden Fall ist es nicht mehr weit bis Genua.
Na ja, wenn man bedenkt, dass die ganze Fahrt bei 22 Knoten zwanzig Stunden dauert, sind
sechs oder sieben Stunden tatsächlich nicht mehr viel, oder?
|
||||
|
|
||||
Da wir ab Genua möglichst in einem
Stück bis nach Hause durchfahren wollen, haue ich mich noch ein bisschen
auf's Ohr - wohl wissend, dass man nicht "vorschlafen" kann. Gegen
14.00 Uhr sind wir jedoch alle wach, essen und trinken ein wenig. Um 15.00
Uhr, zwei Stunden vor dem offiziellen Eintreffen im Zielhafen, werden alle
Passagiere wegen allgemeinen Vorbereitungen und Reinigungsarbeiten aus den
Kabinen gebeten. Wir lungern bis 17.00 Uhr mit unseren Sachen auf den unterschiedlichen
Decks und auf Treppen herum.
|
|||||
|
Gegen 18.15 Uhr rollen wir auf die "Calata della Chiappella" in Genua aus der Fähre. Die Strassenführung aus diesem Hafen ist atemberaubend
haarsträubend. Nach einigem hin und her verlassen wir die Stadt in Richtung
Voltri. Dort lichte ich vor dem Hintergrund der im Hafen zur Verschrottung
festgemachten "Costa Concordia" (das Kreuzfahrtschiff war die letzten zwei Jahre wegen einer dramatischen Havarie vor der Insel Giglio in den Medien) noch eben den REDSTAR ab. Dann
geht es schnurstracks auf der kurven- und tunnelreichen A26 durch den Apennin
Richtung Mailand.
|
||||
|
|||||
|
In Mailand ist es bereits dunkel, als wir die Alpen von Süden
her über die A9 ansteigen beginnt es zu nieseln. Gegen 21.30 Uhr überschreiten
wir die italienisch/schweizerische Grenze bei Chiasso.
Es ist düster und kalt als wir zwei Stunden später wieder in die Tunnelröhre des St. Gotthard einfahren. Innerhalb seiner 17 Kilometer steigt die Außentemperatur auf fast 34°C an (ich lese später, dass diese Temperatur aufgrund der großen Überdeckung des Gebirges sogar im Winter zu messen ist). |
||||
Als wir den St. Gotthard verlassen regnet es in Strömen. Um 1.00 Uhr befahren wir bei Basel wieder deutschen Boden, eine halbe Stunde später nehmen wir Platz bei Mc Donalds in Weil am Rhein. Draußen geht Starkregen herunter. Herzlich Willkommen in Deutschland!
Wir schaffen es in dieser Nacht noch bis nach Frankfurt. Gegen 6.00 Uhr stehen die Bullis in einem Wald bei Langen. Wir wollen nichts riskieren und schlafen erstmal 'ne Runde. Die restlichen 400 Kilometer werden schließlich ab 10.30 Uhr vernichtet. Kurz nach 15.00 Uhr sind wir wieder zuhause. |
|||||
|
Genau 5.412 Kilometer zeigt der Tacho des REDSTAR mehr als
vor drei Wochen. Durch die Einspritzpumpe unseres MULTIVAN flossen währenddessen knapp
400 Liter Treibstoff zu durchschnittlich 1,45 EUR/Liter (für 775 Kilometer
sogar 56 Liter sizilianisches Pflanzenöl). Der Durchschnittsverbrauch liegt
somit bei absolut respektablen 7,22 Litern auf 100 Kilometern - und das
trotz Jetbag! - wozu so ein Tankheftchen doch alles gut sein kann! Motoröl
habe ich während dieses Urlaubs übrigens nicht nachfüllen müssen, obwohl
die Ölablassschraube undicht ist und der REDSTAR deshalb noch immer ständig
herumkleckert.
|
||||
Somit ist die große Bewährungstour
mit Bravour bestanden! Der REDSTAR hat uns einen erlebnisreichen, der weisse
BLUESTAR sogar einen aufregenden Urlaub beschert.
Beim Ausladen der Autos fängt es wieder an zu regnen - ich glaube, wir
haben alles richtig gemacht! |
|||||
Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die hier erzählt wird.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Donnerstag, 28. August 2014
Alles ist endlich - Urlaub leider auch
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Hallo El,
AntwortenLöschenIch muss schon sagen, dass ihr wirklich einen spannenden Urlaub erlebt habt - und du einen spannenden Bericht geschrieben hast. Gefällt mir prima. Man kann schon merken, warum du Sizilien so magst. Vielleicht schaffe ich es dort auch einmal hin. Irgendwann.
Freut mich auch, dass der RedStar so gut durchgehalten hat. Aber etwas anderes war nach der Arbeit doch auch nicht zu erwarten, oder?
Schöne Grüße
Lars
Tach Lars,
Löschenvielen Dank für Deinen netten Kommentar. Unsere Urlaube sind sehr selten langweilig. Trotzdem haben wir uns prima erholt.
Und, ja! Der REDSTAR hat seine Sache prima erledigt - er hat uns nicht enttäuscht.
Hallo,
AntwortenLöscheninteressantes Blog, und schöner Urlaubsbericht, danke fürs teilen - bin hier gerade über das Sandmann-Blog und den Redstar-Bericht dort hergekommen, war neugierig wie es mit dem Auto weiterging - der steht ja jetzt besser wie neu da :)
Das Problem einer schmorenden Zigarettenanzünderleitung hatte ich auch vor Jahren bei einem Postbulli, da hatte jemand den Zigarettenanzünder nachgerüstet - zwar "nach Vorschrift" abgesichert, aber dafür ein viel zu dünnes Kabel in den Kabelbaum eingeflochten, sehr böse Falle. Das hielt mit Kühlbox auf einer Englandreise dann zwar fast 2000km, erst auf der Rückfahrt als wir in Calais aus der Fähre fuhren qualmte auf einmal das Armaturenbrett, da hatte sich die Leitung schon durch den halben Kabelbaum gebrannt. Glücklicherweise war die Kühlbox während der Fährüberfahrt nicht eingesteckt...
Seitdem guck ich bei der Elektrik sehr genau hin und mach im Zweifelsfall lieber alles selbst neu... und hab jetzt auch einen Feuerlöscher im Auto, besser ist das.
Grüße aus dem Saarland, und weiterhin gute Fahrt!
Bas