Sonntag, 4. Mai 2014

One night in Dithschiland

Vor genau 30 Jahren sprachsang Murray Head "One Night in Bangkok". Björn Ulvaeus und Benny Andersson - die beiden "B" von ABBA, die beiden "A" waren ja Annafried und Agneta - sowie ein gewisser Tim Rice, schrieben damals diesen Titel für den 2. Akt des Musicals Chess. 

Sie hatten dabei sicherlich kaum an mich müden Bulli-Fahrer und meine Gemahlin gedacht, die wir mit unserem Fahrzeug im Stockdunklen unter Großwindanlagen im westlichen Ditmarschen eine erholsame Nachtruhe suchen. Ausdrücklich geht es deshalb ja im besagten musikalischen Schallereignis auch um das thailändische Bangkok und eben nicht um den schleswig-holsteinischen Kreis Heide, genauer das Örtchen Süderdeich bei Wesselburen, mal gerade fünf Kilometer Luftlinie von der Nordsee entfernt. Warum verweilen wir dort eigentlich?
Dieses Chaos ist durchaus EIN triftiger Grund...
... für eine Reise nach Dithmarschen
Vor ein paar Wochen hatte ich beim Chatten mit dem Süderdeicher Lars erfahren, dass es dort in der Nähe einen Bulli-Spezialisten gibt. Auf der Homepage dieser Firma fand ich, wonach ich schon etwas länger suchte: ein funktionierendes, vollständiges und vor allem erschwingliches Kombiinstrument für unseren REDSTAR

Das in unser Fahrzeug verbaute Teil hatten nämlich die Vorbesitzer und ihre unprofessionellen Basteleien hingerichtet. Die Leiterfolie war unzählige Male geflickt, der Anschlußstecker musste mittlerweile von mir durch Lüsterklemmen ersetzt werden. Die rote LED der Kühlwassermangelanzeige blinkte ständig - ich hatte sie schließlich ziemlich entnervt einfach mit einem schwarzen Aufkleber abgedeckt. Dem Anzeigegerät für den Kraftstoffvorrat war nicht wirklich mehr zu trauen. 

Kurz um: das Kombiinstrument war völlig am Ende - es musste etwas Besseres her.
Die Abholung dieses Ersatzteils verbanden wir gleich mit einem Besuch bei Lars und seinen Eltern. Immerhin liegt Dithmarschen ja für uns nicht gleich um die Ecke - dafür mussten wir schon schlappe 300 Kilometer zurücklegen. Daher planten wir diese Tour für die freien Tage am 1. und 2. Mai ein.

Am Treffpunkt

Unauffälliges Folgen
Nachmittags treffen wir uns mit Lars in Heide. Der 18-Jährige wartet vor einem Einkaufszentrum mit seinem Volvo V40 Kombi.

Da wir bisher lediglich schriftlich und fernmündlich kommuniziert hatten, ist dieses die erste persönliche Begegnung - sie verläuft erwartungsgemäß sehr angenehm. Lars lotst uns anschließend als "Private City-Guide" ans Eidersperrwerk zum Fischbrötchenessen.



Ein REDSTAR im Rückspiegel
Im Hintergrund das Eidersperrwerk

Danach cruisen wir mit unseren Autos über den Strand von Sankt Peter-Ording. Die happigen 10,- Euro Kurtaxe vergessen wir jedoch lieber schnell, denn bei unserem "Beach-Check" sorgt der REDSTAR zwischen den ganzen Wohn- und Surfmobilen schon ein wenig für Aufsehen. Die überwiegende Mehrheit der auf dem Strandboulevard vorhandenen Fahrzeuge stammt allerdings ebenso aus dem Volkswagen-Programm. 

Somit zeigt sich zu unserer Bestätigung also auch hier, dass wir mit unserer Entscheidung für einen REDSTAR alles richtig gemacht haben. Die Bilder, die dann bei unserem Fotoshooting entstehen, sprechen zudem ebenso eine deutliche Sprache.

Am Strand
Sankt Peter-Ording
Wir tragen tornadorot am Strand

Quasi auf dem Catwalk
Spuren im Sand
Akteure
Auf dem Beach-Boulevard
Schöne Aussichten
Der REDSTAR modelt
Promenieren

Da steht es: weiss auf rot

Da Lars am Abend zusammen mit seinen Eltern noch einer Geburtstagseinladung folgen möchte, verabschieden wir ihn, nachdem er uns zu einem gemütlichen Wohnmobilplatz am Meldorfer Hafen für die Nacht geführt hatte. Zwar können wir uns nirgendwo sofort zu dieser Einstellmöglichkeit anmelden. Es sind jedoch Toiletten und Waschräume vorhanden - das passt, wir kommen später wieder. Zunächst wollen wir zu Abend essen und noch etwas herumfahren.

Dazu suchen wir das nahe Meldorf auf. Dort ist Dithmarschenbulli.de ansässig und wir wollen die Firma einfach nur vorab schon mal finden. Dabei stellt sich heraus, dass dort trotz des Feiertages der Chef und sein Sohn fleissig in der Werkstatt an einer seltenen VW T3 Kipper-Pritsche schrauben. Wenn wir eh schonmal da seien, können wir das Kombiinstrument eigentlich auch gleich mitnehmen, entscheidet der Chef spontan. Dieser Dithmarscher scheint unkompliziert zu denken. Außerdem verfügt er über ein schier unendliches Wissen bezüglich des VW Bulli. Nach fast einer halben Stunde bin ich jedenfalls wieder um Einiges schlauer... und natürlich im Besitz eines sehr ordentlichen Kombiinstruments.

Diesen raschen Erfolg krönen wir schließlich bei Einbruch der Dunkelheit mit einem durchaus schmackhaften Essen im italienischen Restaurant "Tripoli"  in Heide. Anschließend finden wir uns wieder auf dem Wohnmobilplatz am Neuen Meldorfer Hafen ein. Noch immer ist die Rezeption verwaist - der gesamte Platz liegt im Dunklen. Trotzdem stellen wir uns zwischen die anwesenden Wohnmobile und legen uns ins Bett - wir wollen dann am kommenden Morgen zahlen. Als Olivia allerdings nachts um drei die Toilette aufsuchen muss, ist deren Tür verschlossen. Diese Tatsache ärgert uns derart, dass wir augenblicklich entschließen, diesen Ort zu verlassen. Wenige Kilometer entfernt parken wir wenig später unseren Multivan irgendwo im Nirgendwo - so folgt also die Nacht in Dithmarschen im Teil 2.

Gefundene Nachtruhe
Als wir aufwachen ist es bereits hell. Ein kurzer Lagecheck ergibt, dass wir auf einer Wiese stehen, von mehreren Windkraftanlagen umzingelt sind und einige landwirtschaftliche Höfe in größerer Sichtweite liegen. 

Mein Tagesordnungspunkt 1 lautet, dass das frisch erworbene Kombiinstrument unverzüglich die Stelle des alten Pendants einzunehmen hat.

Keine halbe Stunde später ist dieser operative Eingriff in die technische Ausstattung unseres Fahrzeugs abgeschlossen und wird umgehend in seiner Funktion überprüft. Als ich den Motor starte, entfährt der noch auf dem Bett im Fond sitzenden Olivia ein hocherfreutes "Es blinkt nicht mehr!" 

Alle Systeme arbeiten ordnungsgemäß, sämtliche Anzeigen scheinen intakt - Willkommen an Bord!



Morgenbeschäftigung

Es ist geschafft... alles funktioniert wieder

Frühstücken


Dieses somit endlich vervollständigte Fahrzeug bringt uns zunächst zum Frühstück in eine Wesselburener Bäckerei. 

Anschließend parken wir es vor Lars' Haustür. Lars restauriert zusammen mit seinem Vater momentan einen Buckelvolvo, genauer gesagt einen PV 444 von 1957. 

"Elsa", so nennt Lars die alte Schwedin, ist auf einer überdachten Terrasse aufgebockt. Hier versuchen Vater und Sohn dem braunen Eisenbeisser mit Flex, Schweissgerät und Rostschutzfarbe Einhalt zu gebieten. In Teilen scheint dieser Kampf schon gewonnen - andere Stellen lassen noch viele weitere Einsätze und einiges an Arbeit erahnen. Der Anblick dieser automobilen Baustelle macht jedenfalls deutlich, mit wieviel Engagement aber auch Liebe und Ausdauer hier gewerkelt wird. Wie zu jeder Restauration gehört auch in diesem Fall der Weg zum Ziel. Das Resultat wird schließlich garantiert die Krönung sein.
Bei Lars vor der Haustür

"Elsa" persönlich

Da geht noch was

Nur Mut!

Maschinenraum

Ein Bild von einem Lenkrad

... warten auf den Einsatz

Volvo-Motor

Biotop des Gemeinen Braunen Eisenbeissers

... wird gerade von der Natur zurückerobert

Hafen von Büsum
UPS... wie kommen wir denn HIER hin?
Nachdem wir das nebenan in der Garage stehende silberne Golf-I-Cabrio besichtigt haben, klettert Lars auf den Beifahrersitz unseres Bulli. Es ist seine erste Fahrt in einem T3, also eine richtige Premiere. 

So fahren wir nach Büsum, verirren uns auf den Deich. Anschließend bringt uns der Bulli an die Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals und die Elbe in Brunsbüttel.
Hundertjähriger im Bild - nicht der REDSTAR!
Nord-Ostsee-Kanal: Schiffsschleuse in Brunsbüttel
Abschied von Süderdeich

Unsere beschauliche Rundfahrt endet schließlich im Wohnzimmer von Lars' Eltern. Sie laden bei lockerem Plausch zu Kaffee und Kuchen... u.a. übrigens zu einer extrem leckeren und daher unbedingt erwähnenswerten Rhabarbertorte. Danach treten wir die Heimreise an. 

Das waren ein paar wirklich angenehme Stunden bei netten Dithmarschern. Danke!
Westerhever Leuchtturm

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