Mittwoch, 24. Juli 2013

Unser erstes Sonnenjahr

Seit nunmehr einem Jahr produzieren wir Strom aus niedersächsischem Sonnenlicht. Daher wird es Zeit, über Erfahrungen und Zahlen aus der Produktion zu informieren. Gleich vorweg: unter den gegebenen Umständen ist bereits absehbar, dass sich die Investition (immerhin etwa im Preis eines gut ausgestatteten Automobils der Kompaktklasse) gelohnt hat.


Natürlich gibt es in der Sicht der Dinge unterschiedliche Ansätze. Das unsägliche politische Gezerre um die Unterstützung regenerativer Energien macht müde und verlangsamt den Erfolg. Statt die Menschen geschlossen auf dringend notwendige neue Wege in der Energienbeschaffung zu bringen, wird besonders in Deutschland lieber diskutiert und zerredet. So sind die mutigen Pioniere plötzlich böse Abzocker - wobei nicht bestritten werden soll, dass es hier tatsächlich Gauner gibt, die staatliche Beschlüsse für sich auszulegen verstehen und somit an viel Geld kommen. Gerade im ländlichen Bereich machen viele Bauern inzwischen mehr Geld mit Sonnenstrom als mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Wie gesagt - das können sie nur, weil die Politik es versäumt hat, die Förderung von z.B. Photovoltaik-Anlagen (in der entsprechenden Größe und Anzahl) vernünftig zu reglementieren.

Als Besitzer einer 13 kWp-Anlage fühle ich mich nicht als böser Abzocker. Immerhin verbrauchen wir tagsüber von unserer Photovoltaik-Anlage hergestellten Strom selbst, den Rest kauft uns das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk ab. Wobei: "der Rest des hergestellten Stroms" sind immerhin sagenhafte 92 Prozent - das spricht entweder für unsere Sparsamkeit oder für die Effizienz unserer Photovoltaik-Anlage oder für die doch beträchtlichen Sonnenstunden in der Mitte Niedersachsens.
Saisongeschäft: im Dezember geht nicht viel
Da bei der herkömmlichen Energiegewinnung für gewöhnlich das als Treibhausgas verrufene Kohlendioxid entsteht, ist der Beitrag jeder regenerativen Energieproduktion natürlich besonders wertvoll. Sie erspart uns beispielsweise an einem durchschnittlichen Tag im Juli fast 50 kg CO2. Im Januar sind es dagegen nur etwa 5 kg CO2 pro Tag. Die Jahreseinsparung an CO2 beeindruckt besonders: in unserem Falle sind es über 8 Tonnen.
Saisongeschäft: im Juli dagegen Sonne aus allen Rohren
In der dunklen Jahreszeit, beispielsweise im Monat Dezember, entstehen etwas mehr als 200 Kilowattstunden. Der sonnenintensivste Monat Juli hingegen wuchert mit dem 7,5-fachen, nämlich mit ca. 1.500 Kilowattstunden. Die Jahresproduktion beträgt ca. 12.000 Kilowattstunden, was sich etwas kürzer aber eindrucksvoller besser als 12 Megawattstunden liest.
Halbjahr 2012: man beachte auch die Werte des Jahresertrags und der kummulierten CO2-Einsparung (unten)
Die Schwankungen sind das, was die Probleme jeder regenerativen Energiegewinnung ausmacht. Hier die Sonne, da der Wind oder die Gezeiten. Parallel zum Stromspeicher im Elektroauto muss die Menschheit diese Aufgabe unbedingt und schnell lösen. In den Spitzenzeiten im Überfluß hergestellter Strom muss effektiv speicherbar werden, damit er in energietechnisch flauen Zeiten dann genutzt werden kann.
Erstes Halbjahr 2013 
Darstellung der heutigen Produktion - deutlich zu erkennen: nachmittags bezog sich der Himmel und es tröpfelte sogar etwas 

Auch die bisher sehr zickigen Energieperformer der alten Coleur müssen schnell umdenken. Ihre Profitgier und das ausgeprägte Monopoldenken hat sie bisher sehr großkotzig agieren lassen. Deshalb fehlt es jetzt beispielsweise am dringend nötigen Netz. Denn plötzlich fließt Strom auch in Gegenrichtung. Das passt den verwöhnten Herrschaften natürlich nicht. Die jahrzehntelangen Alleinunterhalter auf dem europäischen Strommarkt müssen sich plötzlich die Bühne mit immer mehr Kleindarstellern teilen. Dementsprechend ist ihr Umgang mit der invasionsartig auftretenden Flut an gesetzlich geschützten Stromproduzenten: man fletscht die Zähne, droht und beißt um sich. Telefonate bleiben in endlosen Warteschleifen hängen, eMails werden nicht beantwortet, tägliche Sprechzeiten werden auf ein Minimum zusammengekürzt und der Eine schiebt Fehler auf einen Anderen. Service sieht anders aus - aber auch das werden die Herrschaften noch lernen müssen.
Unser Fazit nach einem Jahr: wir sind froh, den Schritt zur eigenen Stromproduktion gemacht zu haben. Wenn es so bleibt, dann rentiert sich die Investition in der errechneten Zeit - vielleicht auch schon etwas früher. Und das Beispiel unserer Anlage zeigt, dass sich Photovoltaik auch im von der Sonne nicht immer verwöhnten Norddeutschland lohnt.

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