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Sonntag, 28. Dezember 2025

Point of no return

Wochenlang war ich ständig extrem müde, schlapp und appetitlos.
Schließlich entschied ich, auf diese Symptome meinen Hausarzt blicken zu lassen. Er untersuchte zunächst meinen Blutdruck, fertigte ein EKG an, ultraschallte die Schilddrüse und den Bauchraum - die Befunde waren alle unauffällig. Die Untersuchung meines Blutes wurde durch ein externes Labor vorgenommen. Die Werte sollten deshalb erst einen Tag später vorliegen.

Doch bevor ich am nächsten Tag telefonisch dazu kam, mich über meine Blutwerte zu informieren, übermittelte der Hausarzt schon persönlich per Telefon, dass irgendetwas mit meinen Nieren nicht stimme, da meine Creatinin-Werte zu hoch seien und er mich deshalb unbedingt zur Nephrologie (Nierenheilkunde) überweisen möchte.


Foto: Internet

Die anschließende umfassende Untersuchung des Nephrologen änderte jedoch nichts an meinen Blutwerten. Seine Erklärungen dazu klangen wenig ermutigend.

Mein seit über zwanzig Jahren bestehender Diabetes Typ 3 hat meine Nieren geschädigt. Bei dieser ernsthaften Komplikation, schädigen hohe Blutzucker- und Blutdruckwerte die feinen Nierenfilter, was zu Eiweißverlust im Urin und schließlich zum Nierenversagen führen kann. Die Filterfunktion der Nieren ist nicht regenerierbar. Meine ständige Müdigkeit, die Schlappheit und Appetitlosigkeit wird hormonell durch die Fehlfunktion der Nieren bei der Bildung roter Blutkörperchen verursacht, wodurch ich nun an einer Blutarmut (Anämie) leide.


Eisen-Infusion zur Bildung roter Blutkörperchen

Eine halbe Stunde dauert es jeweils

Zumindest dagegen kann man das fehlende Hormon (Erythropoetin (Epo)) spritzen, außerdem unterstützt man die Nachfertigung von roten Blutkörperchen durch regelmäßige Eisen-Infusionen.

Die versagenden Nieren sind langfristig allerdings nur mit einem Ersatzverfahren aufzufangen. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze: eine Nierentransplantation (mit langen Wartezeiten und fraglichem Erfolg), die Hämodialyse (Blutreinigung außerhalb des Körpers an einer Maschine) oder die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse, bei der das Bauchfell als natürlicher Filter dient). Ein Leben ohne Nierenfunktion ist langfristig nicht möglich. Die Zeitspanne ohne jegliche Dialyse hängt stark vom individuellen Gesundheitszustand und Alter ab, aber ohne Ersatzfunktion stirbt man innerhalb weniger Wochen.

Eine erschreckend düstere Prognose!

Diese Fakten betäuben mich! Zack - so schnell kann es gehen! Aus der Traum von der grenzenlosen Freiheit. Jetzt habe ich tatsächlich etwas Angst vor der Zukunft. Welchen Zeitraum wird für mich das Wort "Zukunft" überhaupt bereit halten? Was hat das Leben mit mir noch vor? Was ist durch diesen gesundheitlichen Einschnitt eigentlich noch möglich?


Unser zwanzigster Hochzeitstag bei Salvatore

Je mehr ich mich mit diesen Gedanken beschäftige, desto mehr fällt mir auf, wie sehr sich der Fokus meines Lebens plötzlich verschiebt: was ist mir wichtig, was ist unwichtig? Zum Beispiel Dinge, die ich damals 1999/2000 bei meiner lebensgefährlichen Bauchspeicheldrüsenentzündung schon erkennen musste: was kann ich in solch einer Situation mit viel Geld erreichen? Die Antwort lautet nach wie vor unverändert: nichts, gar nichts! Man kann sich mit keinem Geld der Welt Gesundheit kaufen! Genau das Geld, was sonst zwar "nice to have" ist und stets auf dem vordersten Platz aller Menschen steht, ist im Fall einer Krankheit vollkommen wertlos!

Genau in diesem Moment erfahre ich, dass einer meiner "Lieblingsmusiker", der britische Rock- und Bluessänger, Komponist, Pianist und virtuose Gitarrist Chris Rea verstorben ist. Chris, bekannt für seine heiser-rauchige Stimme, war nur zehn Jahre älter als ich.




Chris Rea (beide Fotos Internet: IMAGO)
Zeitlich etwa parallel zu meiner Bauchspeicheldrüsenentzündung hatte auch er Probleme mit seiner Bauchspeicheldrüse (Pankreas) - bei ihm wurde eine spezielle Form von Pankreaskrebs diagnostiziert, was viele Operationen und einen 32-wöchigen Krankenhausaufenthalt nach sich zog. Dabei wurden ihm die Bauchspeicheldrüse, ein Teil des Dünndarms und der halbe Magen entfernt. Eine Niere musste man ihm später auch operativ entfernen. Durch seine fehlende Bauchspeicheldrüse war Chris Rea insulinpflichtiger Diabetiker.


 Chris Rea 2017 in Basel - Josephine, one of my favourite songs     

Chris' Tod macht mich natürlich sehr traurig. Anders herum frage ich mich, ob seine gesundheitlichen Parallelen irgendwann auch auf mich anzuwenden sein werden?

Nie war meine Zukunft ungewisser als gerade jetzt. Frohen Mutes blicke ich nicht dort hin. Zurück geht es jedoch auch nicht.

Das ist jedenfalls alles in allem kein schöner Jahresabschluss!😔

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