Ich bin Niedersachse - sturmfest und erdverwachsen!Selten hat ein Pfingsttreffen des 1. internationalen K 70 Clubs derart polarisiert, wie das Treffen im Raum Minden im Jahr 2021. Seit vierzehn Monaten nervt die Corona-Pandemie mit ihrer gefährlichen Ansteckungsgefahr, durch sie bedingte Absagen jeglicher kultureller und sozialer menschlicher Zusammenkünfte, sowie einem lange nicht mehr erlebten politischen Machtmissbrauch und einem heillosen Organisationschaos seitens der zudem im Wahlkampf steckenden Politik. |
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Kaiser Wilhelm Denkmal... vielleicht ein anderes Mal |
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Bereits ein Jahr zuvor begannen die Vorbereitungen. Ich verbrachte einen kompletten Sommertag im Zielgebiet, flog dort stundenlang mit meiner Drohne herum, um wirklich sehenswerte Bilder aus der Luft für das Programmheft zu schießen. Der eigens aus dem Rheinland herangereiste Co-Organisator Peter Rodenberg fahndete zusammen mit mir nach Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, Sehenswürdigkeiten, Treffpunkten für das traditionelle Pfingsttreffen. Und wir hofften beide auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie.
Dem war aber bekanntlich leider nicht so! Über den Herbst und den Winter zog sich das Infektionsgeschehen bis in den Frühling. Ein vollkommen wirrer Entscheidungs- und Kompetenzwust der Regierenden brachte bundesweit haarsträubende Zustände und machte die Bevölkerung kirre!
Langsam wurde es für die finale Organisation des Treffens eng. Auch wir beiden Organisatoren waren gespaltener Meinung. Peter bevorzugt penibel durchorganisierte Treffen, ist daher nicht unbedingt offen für Spontaneität. Ich folgte eher einem meiner Lebensmottos: "NEVER GIVE UP!" Im Laufe der Pandemie, die meines Erachtens von politischer Seite grundlos künstlich in die Länge gezogen wird, entwickelten sich starke revolutionäre Gedanken und Kräfte. Es liegt mir dabei absolut fern, gegen Regeln zu verstoßen. Doch angesichts der Lage einfach die Hände in den Schoss legen und einen leidenden Gesichtsausdruck auflegen, will mir einfach nicht stehen. Wie heißt es immer so schön? "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!" Also kommt bei mir Passivität nicht in die Tüte! |
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Besser kann man mein Lebensmotto nicht darstellen! |
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Erstaunlicherweise stellten sich die Corona-Fakten plötzlich kurz vor dem Treffen deutlich besser dar. Mit diesen Rahmenbedingungen war zwar immer noch kein großer Auftritt möglich. Aber die Lage machte ein Treffen möglicher als jemals in den letzten vierzehn Monaten zuvor. Da von unserem einstmals geplanten Programm einzig die Zielgegend um Minden geblieben ist, plante ich kurzerhand einen Konvoi durch´s Weserbergland. Der über die allgemeine Entwicklung unseres Treffens sehr traurige Peter erfuhr erst ganz kurz vor dem Start von meinem Vorhaben. Ohne meinen Plan wären wir planlos am vereinbarten Treffpunkt in Minden eingetrudelt - das wäre garantiert Peter's absoluter Albtaum gewesen! |
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In den letzten Tagen vor Pfingsten verschlechterte sich das Wetter zunehmend. Dieser Mai ist nach Aussage der Wettermedien der kälteste Mai seit über 10 Jahren und somit der kälteste Frühling seit 1987. Ausgerechnet an dem Tag, an dem wir die Ausfahrt geplant haben, an Pfingstsamstag, zieht Sturmtief Marco mit über 80 km/h über Norddeutschland hinweg und bringt viel Regen und lausige 10°C. Es kommt mir ernsthaft so vor, als ob Corona sogar Connections zum Wettergott hat und auch auf diesem Wege negativen Einfluss auf uns ausüben will. Aber... zu spät! Das Projekt "Pfingstausfahrt 2021" rollt - TROTZ Corona! Und es gibt kein Zurück mehr. Nachdem sich unserem kleinen Tross auch noch meine Kinder und Enkelkinder angeschlossen haben, treffen wir pünktlich um 10:00 Uhr auf Kanzlers Weide links der Weser in Minden ein. Auf diesem Platz steht zwar auch das Mindener Corona- Impf- und Testzentrum. Wir wollen uns dort aber nur zur Abfahrt treffen - Essen und Kuscheln muss in Sichtweite des medizinischen Personals ja nicht unbedingt sein.
Auf dem Parkplatz haben sich schon knapp ein Dutzend K 70 sowie deren Fahrer und Mitfahrer versammelt. Hier bläst ein fieser kalter Sturm. In Verbindung mit dem unaufhörlichen Regen kommt man sich vor wie auf hoher See. Trotzdem werden wir freundlich von gut gelaunten Menschen empfangen - schon gleich beim ersten Kontakt spüre ich, wie sehr sich alle nach diesem Augenblick gesehnt haben, wie sehr sich alle freuen, endlich mal wieder Gleichgesinnte begrüßen zu dürfen. Ich verteile die Programmblättchen und teile den Teilnehmern mit, dass sie über UKW 96.0 MHz von mir während der Fahrt mit Musik und Informationen versorgt werden. |
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Nachdem noch ein paar Autos angekommen sind, wird noch schnell ein Fotoshooting mit großem K 70-Rondell veranstaltet - kurz danach formieren wir uns zur Abfahrt... und es geht los! Dreizehn K 70 (immerhin!), ein NSU Typ 110 Polizeiwagen und vier oder fünf "Fremdfahrzeuge" verlassen Minden Richtung Rinteln, kommen dabei vorbei am Besucherbergwerk Kleinenbremen, das wir einstmals als Besichtigungsort im Programm stehen hatten. Hinter Rinteln durchfahren wir das Extertal in seiner kompletten Länge bis Barntrup. Von dort gelangen wir nach Bad Pyrmont. Dort finden wir zufällig eine Möglichkeit, um den mitgebrachten Kaffee und Kuchen zu vertilgen. Unter dem Dach einer Waschanlage finden wir Zuflucht vor dem stetigen Regen - mir fällt hier auf, wie rege und intensiv sich die Teilnehmer im Stehen miteinander unterhalten. Die Umstände wie Regen und Waschhalle sind dabei vollkommen unbedeutend. Lediglich die Frage nach passenden Örtlichkeiten - in Form einer Toilette - ist natürlich für die Frauen ein drängendes Thema. Als an der benachbarten Werkstatt das Rolltor aufgeht und der Mitarbeiter den Damen Zutritt zu einer Toilette gestattet, ist auch dieses Problem glücklicherweise gelöst. |
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Die Fahrt geht weiter durch den Regen über Rischenau nach Polle. Dort wartet ein von mir geplantes Highlight der Tour: die Weserfähre. Wie erwartet, sind die Teilnehmer begeistert von diesem Event. Trotz Regen wird fotografiert, man unterhält sich wieder angeregt und in drei Fahrten werden die K 70 mit der Gierseilfähre über die Weser gesetzt. Der Fährmann freut sich und verabschiedet jeden einzeln mit "Schöne Pfingsten noch!" |
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Nun geht es Richtung Holzminden. Unterwegs gibt es eine Straßensperrung - wir müssen einer Umleitung folgen... das macht den Kohl auch nicht mehr fett! Vorbei an der Brauerei Allersheim gelangen wir in die Innenstadt von Holzminden. Per Radio Powerplay erzähle ich, dass ich in dieser Stadt vor fast sechzig Jahren geboren bin. Auf dem Programmblättchen steht, dass ich meine Geburtsstadt früher am Geruch erkennen konnte. Holzminden ist die weltweit wichtigste Stadt für Geruchs- und Geschmacksstoffe. Mal roch es nach Vanille, mal nach Waschmittel, mal nach einer Dr. Oetker-Backmischung und ein anderes Mal nach Parfüm. In der Stadt reisst der K 70-Tross an mehreren Ampeln auseinander. In einem Moment der totalen Hektik lasse ich eine Handvoll K 70 vor dem "Reichspräsidentenhaus", einem Torhaus, für einen kurzen Fotostop anhalten. Sofort entsteht ein heftiges Verkehrschaos, weil andere Verkehrsteilnehmer von allen Seiten kommen - wie gut, dass der Rest unseres Trosses woanders entlang gefahren ist. |
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Am Ende wird - wie immer - alles gut! Knapp eine halbe Stunde später sind wieder alle zusammen und wir verlassen Holzminden über die Weserbrücke Richtung Stahle. Wir folgen der B 83, über Heinsen gelangen wir wieder nach Polle - wo wir ja vorher die Weser mit der Fähre überquert hatten. Nun geht es jedoch weiter an der Weser nach Brevörde. Da dann die B 83 wegen Felssturzgefahr bei Steinmühle gesperrt ist, klettern wir mit unseren Autos die Serpentinen hinauf nach Ottenstein. Von dort wieder herunter zur B 83 bei Pegestorf. Nach ein paar Kilometern erreichen wir Bodenwerder. In diesem Ort lebte 1720 bis 1797 Baron Münchhausen. Der unter der Bezeichnung Lügenbaron berühmt gewordene Geschichtenerzähler gehört zur sogenannten schwarzen Linie des Adelsgeschlechts der Münchhausen. Die dem Baron zugeschriebenen Erzählungen gehören in die Tradition der Lügengeschichten, die weit in die Literatur des klassischen Altertums, das talmudische Judentum und das frühe orientalische Erzählgut zurückreicht und von den humanistischen Fazetien- und Schwank-Sammlungen des 15. und 16. Jahrhunderts in Deutschland fortgeführt wurde. |
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Die ersten K 70 wollen den Heimweg antreten. Es hagelt Lob für das Treffen von allen Seiten. Der inzwischen sichtlich erleichterte Peter und ich freuen uns über den Erfolg dieser Ausfahrt.
Auf dem Weg nach Hameln kommen wir noch am Kernkraftwerk Grohnde vorbei. Es soll Ende des Jahres nach 37 Jahren Betrieb im Zuge des Ausstiegs aus der Kernenergie endgültig abgeschaltet werden.
Die restlichen K 70 rauschen durch den Regen. Es ist mittlerweile 16:00 Uhr. Okay - da ich in Hameln eigentlich nur einen kurzen Citycheck (mit vielen Ampelkreuzungen) vorhatte, können wir diesen Tagesordnungspunkt streichen. Ebenso Bückeburg, denn der Rest möchte noch gern zum Wasserstraßenkreuz nach Minden. Also nehmen wir den direkten Weg. Über B 65 und B 482 gelangen wir wieder nach Minden, durchkreuzen die Stadt, landen am Ende auf dem Parkplatz beim Bauhafen. Sechs Autos sind es nur noch, eines verabschiedet sich direkt - bleiben noch fünf. |
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Der fiese Wind peitscht uns wieder Regen ins Gesicht - das Treffen endet so, wie es vor fast sieben Stunden begonnen hatte. Oder nein... nicht ganz. Wir erlebten überglückliche K 70-Fahrer, die trotz aller widriger Umstände dieses Treffen als besonders und sogar besonders schön empfunden haben. Sie alle sind glücklich und zufrieden nach Hause gefahren. Sie hatten ein paar schöne Stunden, ein paar erlebnisreiche Kilometer mit ihren Autos. DAS war es mir wert. DAFÜR habe ich gekämpft. DAS war mein Ziel! Gegen den Willen von Einigen, die nur mit sinnlosem Unken nervten. Ich bin glücklich, dass ich Euch mit meinem Einsatz glücklich machen konnte. Schön, dass ich Euch von meinem Traum überzeugen konnte. Schön, dass es Euch gibt! Danke! |
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Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
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Montag, 24. Mai 2021
Piratensender Powerplay im Weserbergland
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