Vor kaum sieben Jahren lernten wir uns als Kommentatoren bei "Sandmanns Welt" kennen. Damals hatte der Dithmarscher Lars grad seinen Führerschein erstanden und verfolgte einen wirklich erstaunlichen Plan. Der nette, junge Mann suchte ein restaurierbares Auto... und verliebte sich dabei in eine (damals) 57-jährige Schwedin, einen Volvo Personvagn 444 - im Volksmund auch "Buckelvolvo" genannt. |
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Lars & Elsa |
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Heute stehe ich mit Lars und "Elsa", der Name der buckligen Volvo-Dame, auf einem Deich in Dithmarschen. Lars hat mir versprochen, dass ich mal 'ne Runde drehen darf. So ein Angebot schlägt man weder dem sympatischen zukünftigen Automobilbau-Ingenieur noch der urigen gyllenbeigenen Schwedin aus. |
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Bevor ich mich hinter das wohlgeformte riesige Lenkrad klemme, lasse ich meine Kamera um die überaus aerodynamischen Formen der fast viereinhalb Meter langen Göteborgerin streichen. Mir fallen die Blinker an den B-Säulen auf. Ab 1950 bis 1952 gab es tatsächlich einen Fahrtrichtungsanzeiger als Winker mittig auf dem Dach. Die Schweden bezeichneten diese unschöne Konstruktion als hässlichen "Dachkuckuck". Er war schwer zu erkennen und ließ natürlich keinen Dachgepäckträger zu. Nach einer Gesetzesänderung wurden seitliche Blinklichter verbaut. |
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Elsa's schlichter aber robuster Motor ist ein B16, verfügt daher über 1,6 Liter Hubraum und leistet 68 PS. Bereits zu Produktionszeiten galt das Getriebe als antiquiert - hat es doch nur drei Gänge mit einem unsynchronisierten ersten Gang. |
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Front und Heck schmücken überdimensionale "V". Die Amerikaner verbaten sich jedoch diese Anmaßung. Schließlich ist der verbaute Motor lediglich ein Reihenvierzylinder und kein V-Motor. Wenigstens die verchromte stilisierte Schwalbe durfte links und rechts an der Motorhaube bleiben. |
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Was hat diese 6 Volt-Batterie mit BMW zu tun? Da steht`s doch: E30 |
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Bei der Restauration bestand Lars übrigens darauf, dass in Elsa's Kabeln weiterhin nur 6 Volt-Strom fließt. Die Batterie gibt diese Einstellung deutlich zu verstehen. |
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Der Sitz dürfte sich ruhig noch zwanzig Zentimeter weiter nach hinten verstellen lassen, denn beim Einsteigen habe ich alle Mühe, meine Quadratlatschen zwischen Sitz und unterer A-Säule durchzumanövrieren. Offensichtlich haben Schweden nicht Schuhgröße 49. Das merkt man dann auch bei der Pedalerie, die recht eng beieinander liegt. Stets drohe ich, mit dem rechten Fuß Gas UND Bremse zu betätigen. |
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Da hat man sich in der Design-Abteilung damals richtig viel Mühe gegeben! |
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Dafür entschädigt der Blick auf die liebevoll gestaltete Armaturenbrettlandschaft. Hübsche Anzeigen für Olja, Batteri, Temperatur und Bensin sowie ein klar ablesbarer Tacho dominieren das Bild. Diverse silberne Knöpfe erinnern mich an die Schubladengriffe von Omas Kanapee, die Heizungsregelung ist links angeordnet. Lediglich die ebenfalls links angesiedelte Handbremse ist für mich Riese mit langen Beinen schlecht zu erreichen und der Scheibenwischerschalter hinterlässt einen bleibenden Eindruck in meiner linken Kniescheibe. It never rains in California! In Dithmarschen ist Sommer angesagt! |
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Schalter (links), der mir immer in die Kniescheibe drückt: der Scheibenwischerschalter |
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Die Tür schließt wie ein Tresorfach... rrums! Zu! Zündschlüssel im Armaturenbrett drehen... 6-Volt-Anlasser nimmt etwas träge die Arbeit auf... aber: Motor läuft. Prima, dann kann's ja los gehen. Die Fahrgeräusche erinnern mich stark an die Geräusche, die auch zu Kraftwerks "Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn" gehören. Urig, knuffig, cool! Der Schalthebel scheint fast so lang wie das Paddel eines Ruderbootes. Dennoch gelingen präzise Schaltvorgänge. Aber nur drei an der Zahl - ich suche natürlich vergeblich nach einem vierten, geschweige denn einem fünften Gang. Mehr als drei Gänge sind Luxus und eben nicht vorhanden. |
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Schau mir in die Augen, Kleines |
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Beim Abbiegen erziehen ein serienmäßig fehlender Bremskraftverstärker und die rundum verbauten Trommelbremsen zu voraussichtiger Fahrweise. Prompt brettere ich viel zu schnell an die Querstraße - Lars schiebt sich mit dem Hintern im Beifahrersitz die Rückenlehne empor. Sorry! Ich bringe die Fuhre doch noch rechtzeitig zum Stehen. Kurz vorher versuche ich schon den ersten Gang reinzudrücken... das mag Elsa nicht. Sie lässt es etwas im Getriebe knarzen. Für den ersten Gang immer erst halten... dann schalten! Ich muss grinsend an genau die Sprüche denken, die ich täglich meinen Fahrschülern in solchen Situationen predige. |
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Elsa fahr`n macht Spaß |
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Trotz dieser ungewohnten Besonderheiten macht das Fahren mit Elsa Spaß. Irgendwann hat man sich nämlich an ihre Eigenheiten gewöhnt, schaltet nur bis in den dritten Gang, bremst vorausschauend und früh genug, und hat dann auch kapiert, dass die Heizung auf voller Stärke bollern muss und daher das ganze Armaturenbrett glühend heiß ist, weil demnächst die dringend nötige Revision des Kühlers ansteht. Wer alte Autos fährt weiß, dass IMMER irgendwas gemacht werden muss. |
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Auch ein schöner Rücken kann entzücken... wie oft Buckelfahrer DAS wohl gelesen/gehört haben? |
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Als ich am Ende dieser kleinen Tour den Zündschlüssel drehe, kann ich Lars gut verstehen. Elsa ist eine heisse Schwedin, die es ganz sicher verdient hat, gehätschelt, gepflegt und geliebt zu werden. Weiterhin viel Spaß mit ihr. Ich wünsche Euch noch viele gemeinsame Kilometer und bin mir ganz sicher, dass Elsa auch mal die Straßen von Norwegen gefallen würden. Würde mich freuen, bald mal von so einer Tour zu lesen. |
Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
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Dienstag, 1. September 2020
Ein VOLVO namens Elsa
THEMATIK:
Autos allgemein
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