Samstag, 15. August 2015

Die glorreichen Sieben am Bernsteinsee

Ende April fand ich folgenden Eintrag im Internet-Forum der LLE-Kartei:

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich gecheckt hatte, welch einzigartige Chance sich mir da bot.

Und wenige Minuten später offerierte ich dem zuständigen Gerald Schadendorf, der sich unter der aufgeführten Telefonnummer meldete, unseren REDSTAR als Objekt für diese Dokumentation am Bernsteinsee im Osten Niedersachsens.

Einen Bluestar habe man ihm schon angeboten, erzählte er. Leider saß dort jedoch ein PROJEKTZWO Heckflügel drauf und ein Südafrika-Kühlergrill dran und außerdem stand die Fuhre auf zwar schicken, aber leider total unoriginalen Alus. Herr Schadendorf, seineszeichens für Testfahrzeuge und Berichte der AUTOBILD KLASSIK zuständig, suchte also, wie bereits im ersten Satz des Forum-Eintrags geäußert, einen möglichst originalen Multivan.

Wie gut, dass ich mich bei der Restauration unseres REDSTAR damals nicht dazu habe hinreissen lassen, allerlei Individualisierungen vorzunehmen. Ich gebe ja zu, dass ich auch mit genau einem solchen Heckflügel geliebäugelt hatte. Der legendäre Südafrika-Grill war mir allerdings zu teuer... Gedanken verschwendete ich einstmals daran jedoch schon.

Und besonders das Tornadorot unseres REDSTAR hatte es dem Zeitungsmann schon angetan. Orlyblau- und Starbluemetallic würden auf Fotos halt nicht so brilliant wirken, wie eben dieses leuchtende Rot. Also mailte ich ihm ein paar aussagekräftige REDSTAR-Fotos und den Link zu meiner "Bullityp-Geschichte Teil 4". Als ich abends von der Arbeit zurückkehrte, hatte Gerald ("Moin Andreas :-)") inzwischen mitgeteilt, dass er vom REDSTAR begeistert sei und sich jetzt auf ein persönliches Kennenlernen freue.

Eine Woche später steht der Termin bombenfest und schon am Samstag (2. Mai) des nächsten Wochenendes führt uns ab 8.00 Uhr das Navi mit dem REDSTAR bei strahlendem Sonnenschein und stahlblauem Himmel an den Bernsteinsee, ganz in die Nähe von Gifhorn... fast am Ende der Welt.

Vorher lotst es uns allerdings über die B6 nach Hannover, dort auf die A2 Richtung Berlin, an der Abfahrt Hannover Lahe Richtung Burgdorf - aber zunächst in die City der niedersächsischen Landeshauptstadt zurück... dann aber doch an der nächsten Ampel per Powerslide wieder in die Gegenrichtung und bereits an der nächsten Kreuzung wieder rechts auf die A2... och nööö - jetzt reicht's aber mal... was soll denn der Unsinn? Entnervt folgen wir den Schildern nach Burdorf und beobachten hin und wieder nur noch aus dem Augenwinkel, wie der elektonische Navigator uns hektisch kreuz und quer durch die Region Hannover treiben möchte.
Endlich da!

Kurz nach 11.00 Uhr - immerhin nach beachtlichen 3 Stunden (!!!) für 180 Kilometer - rollen wir endlich in Stüde in eine bunte Runde unterschiedlichster T3-Wohnmobile über die Ziellinie. Ich bitte unser verwirrtes Navi trotz der überhaus herzlichen Begrüßung durch den Koordinator Gerald Schadendorf, sich gefälligst für gut eine Stunde Verspätung artig zu entschuldigen - es schweigt jedoch betreten. Na gut - unsere verspätete Ankunft scheint ohnehin niemanden groß zu stören. Die Springer-Verlag-Crew ist natürlich längst in Action... aber- "stellt Euren REDSTAR erstmal einfach dahinten ab, holt Euch 'nen frischen Kaffee aus dem Sprinter... und dann sehen wir weiter!"
Okay - das klingt generell schon mal alles ganz entspannt, so bleibt es glücklicherweise auch den ganzen Tag. Grundsätzlich sind wir ja mit unserem REDSTAR auch gar nicht der Hauptakt in dieser AUTOBILD KLASSIK-Episode. Ziel dieser Produktion ist es vielmehr, einige typische Reisemobile auf Basis des Volkswagen Transporter der 3. Generation zu vergleichen und vorzustellen. Und unser Multivan schließt den Reigen dieser Klasse natürlich perfekt ab - schließlich findet man in ihm insbesondere in den Disziplinen Schlafen und Fahren den ursprünglichsten Meister. Weshalb dieser Vergleich der Kombination aus Reisemobil und kultigen T3 im übrigen zusätzlich auch seinen Weg in die Schwesterzeitschrift AUTOBILD REISEMOBIL finden wird. Was somit die berühmten zwei Fliegen mit einer Klappe darstellt.
Gruß von Volkswagen Nutzfahrzeuge
Für die Umsetzung dieses Vorhabens sind zwei Fotografen (Christian Bittmann und Roman Rätzke), der Autor (Jan-Henrik Muche), ein AUTOBILD Testfahrer (Ivo Bartoluvic) und der Testplaner (Gerald Schadendorf) sowie Joshua Kaiser und Annette Goebels-Meerwaldt emsig dabei, an sieben Fahrzeugen zu recherchieren. 

Dazu steuerte das VW-Transporterwerk Hannover einen weißen Syncro Atlantic Hochdach mit Westfalia Ausbau und 112 PS-Wasserboxer bei. 
Lufti

Eine weitere Leihgabe von dort ist ein brauner Joker, ebenfalls mit Westfalia Ausbau, Faltdach, 70-PS Luftboxer und Automatik. 

Aus Hamburg mitgebracht hat der Testplaner einen dunkelblauen Dehler mit Wasserboxer, der Autor selbst führte einen orangefarbenen Reimo-Camping-Bulli mit Hochdach und 70 PS Turbodiesel aus Frankfurt heran. 
Schwergewicht auf der Waage

Aus dem Frankenland mit einem Karmann Gipsy und 70 PS Turbodiesel dabei ist Steffen Riemer. 

Eine Doppelkabine mit absetzbarem Tischer-Wohnabteil und 50 PS Saugdiesel wirft Rüdiger Schneider aus Berlin ins Spiel. 

Und nicht nur den fotogenen Farbklecks in der Runde bietet schließlich unser Multivan REDSTAR mit seinem 70 PS-Turbodiesel.

Zum Produktionsfuhrpark gehören schließlich noch ein silberner Hochdach-Sprinter, ein brauner Ford Kuga und ein silberner Toyota Yaris Hybrid.
Wendekreis: 11,50 Meter... links rum wie rechts rum
Das AUTOBILD-Team vermisst (von messen!) die Fahrzeuge, ermittelt Wendekreise, Gewichte und Geräuschpegel, listet Camping-Ausstattungen auf. 

Unser REDSTAR verfügt zwar weder über einen Schrank oder Herd und auch keine Spüle. Hat aber immerhin das breiteste Bett, ist zudem der leichteste (knapp 1.700 kg), leiseste (ca. 76dB) und schnellste (laut Tacho über 140 km/h) Kandidat.
Fies: "... wir wollen den Motor seh'n!" - beim Gipsy echt umständlich ran zu kommen!

Digitale Aussage über ein Leichtgewicht in der Runde

Tischerkabine: schwerster Brocken mit schwächstem Motor 

Niemand - wirklich NIEMAND - nervt in dieser Runde mit Aussagen über zu wenig Motorleistung unseres originalen Turbodiesels. 

Die leere Doppelkabine mit dem Tischer-Aufbau und der schwächsten Maschine in der Runde beispielsweise müht sich weitaus mehr mit 1.500 Kilo auf der Hinterachse und 800 Kilo auf der Vorderachse ab.
Die Fotografen lassen alle Fahrzeuge einzeln vorbei fahren und "ziehen mit", lassen so dynamisch wirkende Fotos entstehen. Coole Aufnahmen gibt es auch während der Fahrt aus dem Kuga-Kofferraum auf der Gegenspur. 
Fotografenleben auf der Überholspur

Motiv: Im Wald und auf der Heide...

Aber auch Standard- und Detailaufnahmen finden ihren Platz auf digitalen Speicherkarten. Richtig aufwändig sind schließlich die sogenannten "Aufmacher". Das sind die Fotos, die den Artikel später einleiten, quasi die Titelbilder. Gefühlt stundenlang steht in unserem Fall der Fotograf zunächst auf einer wackeligen Leiter - später auf dem Sprinterhochdach - und dirigiert die Fahrzeuge an den rechten Fleck für die perfekte Aufnahme. Immer wieder muss er Korrekturen vornehmen, weil sich der Stand der Sonne verändert... ach nein, es ist ja unsere Erde, die sich dreht. Schließlich wird jedes Fahrzeug nochmal mit mobilen Blitzgeräten ausgeleuchtet.

Ohne, dass ich persönlich je darauf eingewirkt habe: unser REDSTAR steht als Eyecatcher dieser Runde IMMER im Vordergrund.
Der REDSTAR hat das eindeutig breiteste Bett 



Getrennt von Bulli und Bett

REDSTAR-Radkappenspiegelung
Dieses Stativ ist wohl eine wackelige Angelegenheit

Die perfekte Aufstellung braucht sehr viel Zeit

Fotograf Christian Bittmann als Dirigent

Warten auf "weiches" Licht

Alle warten auf "weiches" Licht
Extra-Blitzer: Profis halt
So ähnlich könnte es dann im Magazin aussehen... nur halt viel professioneller!

Und: ach ja! Wir sind ja am Bernsteinsee. Sein besonderes Highlight ist eigentlich ein breiter, herrlicher Sandstrand. Ich persönlich kenne die Gefahren von Sand aus anderen Gelegenheiten... das Team hat keine Lust auf Bilder von Fahrzeugausgrabungen - deshalb wird es auf einem Foto lediglich im Hintergrund etwas Bernsteinsee-Wasser zu sehen geben.
Endlich ist auch der Bernsteinsee mit im Bild - wenn auch nur im Hintergrund

Somit habe auch ich mal SYNCRO gefahren
Als die Sonne rot am Horizont hinter den Bäumen verschwindet, sind alle geplanten Aufnahmen im Kasten. 

Die Anwesenden beziehen ihre Unterkünfte im Bernsteinsee-Hotel oder (wie passend) auf irgendeinem Campingplatz bzw. Parkplatz. Den Abend lassen wir dann im Restaurant am See ausklingen - einige bemerken erst jetzt, dass sie sich  tagsüber einen leichten Sonnenbrand zugezogen haben.
Handy-Bilder sind maximal semiprofessionell

Der Sonntagmorgen beginnt mit einem gemütlichen Frühstück. Anschließend schießt Fotograf Roman Rätzke noch sogenannte "Freistellfotos". Dabei werden die Fahrzeuge vor einen möglichst einfarbigen Hintergrund gestellt, in diesem Fall ist es der blaue Himmel. Somit wird die bildliche Freistellung der Fahrzeuge am Computer erleichtert. 

Fotograf Christian Bittman ordnet sämtliche Bullis nochmal zu einem Halbkreis für ein "Making-of"-Foto mit allen Beteiligten. Und dann ist das Highlight dieses Wochenendes auch schon Geschichte.

Das heisst - die Geschichte dieses Wochenendes erscheint Mitte August in der Ausgabe 3/2015 der AUTOBILD REISEMOBIL und zusätzlich in der Ausgabe 3/2016 auch in der AUTOBILD KLASSIK. Dann (also nach der Veröffentlichung) gibt's schließlich für uns auch alle Fotos von den Profis. 

Na dann - schaun mer mal, dann sehn wir schon!
... und zum Schluss noch ein Stuhlkreis... äh... ein Bulli(halb)kreis

4 Kommentare:

Lars hat gesagt…

Hallo Andreas,
ein prima Einblick hinter die Kulissen von dem Fotoshooting. Was da für ein Aufwand hintersteckt. Ist aber ja eigentlich eh klar. Ich bin mal gespannt, was dabei herumkommen wird. Die Bulli-Parade gefällt mir wirklich prima. Hätte ich Geld, dann... aber ich habe ja keins. Neben eurem RedStar gefällt mir der braune Joker auch sehr gut. Ich glaube, ich sollte mal anfangen, Lotto zu spielen ;-).
Fährt sich denn ein Syncro sehr viel anders?
Schöne Grüße
Lars

Carsten hat gesagt…

Hallo.Ich finde es mehr als unpassend das mein Bus als Fuhre bezeichnet wird.Mit welchem Recht?Ist der Bluestar irgendwie bekannt das man ihn so beurteilen kann?Nur weil er nicht mehr 100%Original ab Werk ist?Dachflügel und Südafrikagrill sind immerhin Originalzubehör.Und so nebenbei:Ich wusste nicht das die Redstars aus Graz mit 'Multivan'Aufklebern und weißen Blinkern ausgeliefert wurden.
In diesem Sinne

MfG Carsten

El Gigante hat gesagt…

Jo Carsten,

bleib mal ganz locker - NICHT ICH habe die Entscheigung gegen (D)einen BLUESTAR und für (m)einen REDSTAR getroffen! Ich habe hier lediglich inhaltlich wiedergegeben, wie es mir seinerzeit erklärt wurde.

Aber wenn Du schon so an`s Eingemachte willst: Dachgeflügel und Südafrikagrill heben sich doch meines Erachtens recht deutlich vom Originalzustand ab, weiße Blinker geben hingegen eher einen dezenten Touch. Die Multivan-Aufkleber gibt es nirgendwo - sie sind handmade... ich verstehe Dein Erwähnen daher eher im Sinne von "Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung" und bedanke mich dafür artig.

Auch "nebenbei" will ich mich gern noch äußern: ich finde es wenig passend, sich in diesem Zusammenhang über "dichterische Freiheiten" zu mockieren, während wahrscheinlich Tausende von Bullis mit Spoilergedöns hier und Grillgebastel dort, sowie natürlich auch gelben, grünen, schwarzen oder blauen Blinkerleuchten oder sogar knuddekbunten "Stickerbombs" einen kollektiven Individualismus (schöne Wortkreation!) spazieren fahren. Ich kenne Deinen Bulli nicht, ich habe ihn wahrscheinlich nie gesehen. Nur: der Zusammenhang aus dieser Story und Deinem schmerzlichen Aufschrei gibt Deinem Fahrzeug eine Gestalt.

Du bist stolz auf Deinen BLUESTAR, ich bin stolz auf meinen REDSTAR... lassen wir es doch einfach dabei bewenden - alles andere wäre albern.

Ich werde jedenfalls zukünftig weiterhin JEDEN - auch den buntesten, tiefergelegtesten, bespoilertsten, verbasteltsten oder originalsten - T3 freundlich grüßen... denn letztendlich sind wir irgendwie alle eine große Bulli-Familie - und daran gibt es nichts zu deuteln!

In dem Sinne - MOIN!

Andreas

Anonym hat gesagt…

Klasse Story, gut erklärt die Hintergründe der Entstehung. Wenn ich allerdings das "Gezänk" über Orgiginal oder nicht Original lese, dazu die wenig toleranten Äusserungen der Eigner, dann weiss ich wieder warum ich mein eigenes Ding mache. In diesem Sinne! Tolerabel sein ist halt eine Kunst. Locker bleiben, wie Andreas sagt . . ;)