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An diesem 22. September 2013 sind
bereits zwanzig Jahre, zehn Monate und dreizehn Tage seit seiner Produktion
im österreichischen Graz vergangen. Davon ist er genau ein Jahr und zweiundzwanzig
Tage in unserem Besitz. Und fünfzig Tage zuvor hatten wir das Fahrzeug von
der Lackiererei unseres Vertrauens mit einem Trailer abholen lassen. Nun
wird unser VW Multivan endlich wieder angeliefert – scheinbar roter, glänzender
und makelloser denn je!
Später werden die unterschiedlichsten Betrachter gern mutmaßen, dass sicherlich
kein Bulli so perfekt das Werk von Steyr-Puch in der Steiermark bzw. das
Volkswagen Transporter–Werk in Hannover-Stöcken jemals verlassen hat. Dieses
Urteil nehme ich selbstverständlich gern zur Kenntnis. Immerhin ist dieser
Erfolg auch das Ergebnis aufopfernder und außergewöhnlich kräftezehrender
Vorbereitungen – die nun natürlich durch die vollendete Lackierung entsprechend
gekrönt wurden - an dieser Stelle deshalb nochmal extra ein dickes Dankeschön an das Team der Lackiererei Albuquerque, sie hat wirklich ganze Arbeit geleistet und ein top Ergebnis abgeliefert.
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Ich betrachte das frisch gefärbte
Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt zwar mit einer Extraportion Stolz, jedoch auch
gleichermaßen aus einem ganz anderen Blickwinkel: denn wo immer ich hinsehe,
erblicke ich noch sehr viel Arbeit! Dieses Werk ist erst vollendet, wenn
ich Kennzeichen dranschrauben und losfahren kann. Und eben bis dahin schieben
noch viele bekloppte Schutzbrillenträger ihre Fahrräder durch’s Moor! (*Lach*
… ein Insider – Auflösung >>HIER!<<)
Doch die noch zu bewältigenden Arbeiten haben irgendwie ein anderes Ziel
als die bisherigen Arbeiten an unserem REDSTAR. Bisher war alles auf jenen
Zeitpunkt ausgerichtet, an dem die geschweisste, gespachtelte und geschliffene
Karosserie in ihrem scheckigen Outfit auf einem Trailer in die Lackiererei
befördert wurde. Bis dahin war ich insbesondere bei den unglaublich zeitaufwendigen
Spachtel- und Schleifarbeiten auf fachliche Hilfe angewiesen – dessen Timing
und Verlauf selten in meiner Macht standen.
Nach der Lackierung lasse
ich mich jedoch in der von mir so geliebten Lonely-Wolf-Manier am T3 produktiv
aus. So kann ich Arbeitstempo, -zeiten, -umfang und -fortschritt selbst
bestimmen. Und das Ziel ist diesmal nicht ein Zwischen- sondern das Endergebnis,
nämlich die Rehabilitation durch eine KFZ-Prüforganisation und zu guter
Letzt durch ein Plakettensiegel des Straßenverkehrsamtes in der Zulassungsbescheinigung
bzw. auf dem amtlichen Kennzeichen.
Vor dem Einbau flute ich Türen, Heckklappe und Schiebetür innerlich mit
Hohlraumwachs. Dann erhalten speziell Fahrer- und Beifahrertür ihre Türdichtungen
und werden an ihre ursprünglichen Einsatzorte geschraubt. Anschließend
werden sie mit elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln, Zentralverriegelung,
Schloss, Türöffner, Fensterheber und ausstellbaren Dreiecksfenstern ausgerüstet.
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Die Schiebetür erhält wieder ihren
Bügel, mit dem sie in der hinteren Schiene geführt wird. Auch die unteren
Rollen, mit denen sie in der unteren Führung läuft, werden wieder an- und
eingebaut. Nachdem die Türdichtung ordnungsgemäß in den Rahmen geklebt ist,
setzte ich die Schiebetür schließlich wieder ein.
Bei der Heckklappe
ist weniger der Einbau ein Problem. An ihr gibt es aber zwei Kabeldurchführungen,
durch die auf der linken Seite Kabel für heizbare Heckscheibe und Zentralverriegelung
sowie rechts Kabel und Schlauch für Heckwischer und Scheibenwaschwasser
verlaufen. Die linke Gummitülle ist noch in Ordnung, die rechte jedoch
total porös und zerfleddert. Nach tagelangen Recherchen im Internet und
an der VW-Teiletheke steht nun fest: diese Gummitülle ist wirklich nirgendwo
mehr aufzutreiben und daher absolut vergriffen. Ich suche noch nach einer
vernünftigen Lösung.
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Als Nächstes erhält der Multivan
eine ordentliche Dämmung. Statt der werksmäßig verbauten Mineralwolle –
für mich war das schlicht und einfach nur Glaswolle mit mehr Nachteilen
als Vorteilen, besonders saugt sich das Zeug voll (Kondens)wasser, was in
einer Blechkarosserie natürlich die beste Voraussetzung für Rost ist – wird
in unsere Hohlräume eine Art Isoliermatte (genau gesagt XTREM-Isolator)
geklebt. Diese Isolation ist aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht hygroskopisch
und wirkt durch seine Verklebung auf großen Karosserieflächen zugleich schalldämmend.
Inklusive einer zuletzt hermetisch abschließenden Folie als Dampfsperre
wird die ohnehin für ein Kraftfahrzeug fragwürdige Wärme- und Geräuschdämmung
hinter den serienmäßigen Seitenverkleidungen verschwinden.
Auch das Armaturenbrett
muss wieder an seine angestammte Stelle direkt hinter der Windschutzscheibe.
Vorher muss aber noch der Scheibenwischermotor und das dazugehörige Gestänge
eingebaut werden – der Ort, an dem diese Dinge beheimatet sind, ist extrem
schlecht zugängig. Man muss Finger und Arme wie ein Schlangenmensch haben,
um sie so einzubauen, wie es die VW-Ingenieure einstmals vorsahen. Ein
weiteres Drama ist die Bordelektrik. Der Wust an Kabeln muss irgendwie
wieder mit dem Kombiinstrument verbunden werden. Einer der Vorbesitzer
unseres REDSTAR hat wohl ziemlich unprofessionell daran herumgefrickelt.
Davon erzählen viele Lüsterklemmen und wild herumfliegende Kabel, deren
Enden oftmals seltsamerweise lediglich in ein Isolierband münden. Beim
Einbau des Armaturenbretts verbrutzeln glatt ein paar Sicherungen – na
ja, ich befürchte, da ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen!
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Endlich kann ich auch die Fensterscheiben
wieder einziehen. Die Tatsache, dass die Glasscheiben dieses Fahrzeugs mit
Scheibengummis in den Karosserierahmen sitzen und daher relativ problemlos
mit ein paar Holz-Wäscheklammern aus – und einer Wäscheleine wieder eingebaut
werden können, hatte mich damals unter anderem zum Kauf des T3 bewogen.
Beim Nachfolger T4 sind dagegen die Scheiben statisch gesehen Teil der Karosserie
und daher mit dieser fest verklebt – was im Fall von Reparaturen in der
Privatwerkstatt natürlich diverse Probleme birgt.
Sogar eine kleine Lackieraktion
steht noch an: sämtliche Beplankungsteile sowie Front- und Heckstoßstange
sind werksseitig mit einer mattschwarz abgesetzten Rammschutzleiste versehen.
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Dazu werden die entsprechenden Teile
präzise mit Konturband und Zeitungspapier beklebt, mit einem Schleifpad
angerauht und schließlich vom Fachmann mit zwei Schichten Mattschwarz aus
der Dose bedeckt.
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Nach dem Durchtrocknen findet die
so hergerichtete Beplankung wieder ihren angestammten Platz am Bulli – jedoch
müssen vorher sämtliche Halter an die Karosserie genietet werden. Anschließend
wird die Beplankung an den Haltern oben eingehängt und unten mit dem neu
erstandenen Edelstahlanbaumaterial befestigt.
Apropos Edelstahl: wann
immer es sich einrichten lässt, verbaue ich nichtrostende Schrauben und
Muttern. Ist das nicht möglich, wird das vorhandene Material entrostet,
fertanisiert, mit Wasser gespült und anschließend mit speziellem Schutzlack
überzogen. Zusätzlich werden viele rostgefährdete Stellen mit FLUID FILM
Liquid A, eine „transparente, lösungsmittelfreie und ölige Einschicht-Korrosionsschutzbeschichtung
mit hohem Lanolingehalt und kationischen, grenzflächenaktiven Verbindungen
versehen. Es penetriert Rost, verdrängt Wasser und bildet einen äußerst
widerstandsfähigen Korrosionsschutz.“ Das liest sich vielversprechend,
weshalb ich den vielen unabhängigen empfehlenden Beiträgen in unzähligen
Internetforen zum Thema Korrosionsschutz vertraue. Wir werden sehen!
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Zurück zum Fortschritt des Zusammenbaus
– momentaner Status: Bisher ging alles viel schneller als gedacht! Nach gerademal knapp einem Monat fehlt „nur noch“ Folgendes: Innenverkleidungen, Heckklappe fertigstellen (wg. fehlender Detaillösung Kabeldurchführung), sämtliche Teppiche, Bestuhlung vorn und hinten. Anhängerkupplung muss noch entrostet, lackiert und eingebaut werden, dann auch die Heckstoßstange, das Sonnendach muss eingebaut werden, Korrosionsschutz in allen Unterbodenhohlräumen, Wachsunterbodenschutz, Ölkühler muss noch eingebaut und angeschlossen werden, dabei auch Ölwechsel, Ersatzradmulde muss wieder eingebaut werden, Motorschutzwanne muss eingebaut werden, Zwei neue Reifen (für die Vorderachse), Sturzvermessung vorn, TÜV, Anmelden. FERTIG!
Ich glaube, ich kann es jetzt ruhig angehen lassen – nächstes Jahr im
Frühjahr ist „Time out“. Das sollte gut zu schaffen sein!
Aufgrund der ständigen Beschäftigung mit der REDSTAR-Restauration ist
das letzte Jahr für mich extrem schnell vergangen. Viele Sachen am/im/ums
Haus sind deswegen vernachlässigt worden und es wird nun Zeit, diese Versäumnisse
aufzuholen.
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Da fällt mein Blick nochmal auf den alten Bollerofen, der
mir im vergangenen Winter die Garage wie ein Wohnzimmer beheizt hat… draußen
fallen schon wieder bunte Blätter von den Bäumen… mein Gott, wie schnell
doch so ein Jahr vergeht!
*LY3D ist die Farbtonnummer für “tornadorot”
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Alte Autos und Urlaub... sind bei Weitem nicht alle Themen, über die ich hier erzähle.
Andreas Kernke
Übersetzung - Translation - Traduzione - Översättning - Tłumaczenie - перевод
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Auferstehung des LY3D*-Stars
THEMATIK:
VW Bulli
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