Mittwoch, 16. Oktober 2013

Auferstehung des LY3D*-Stars

Coming home

An diesem 22. September 2013 sind bereits zwanzig Jahre, zehn Monate und dreizehn Tage seit seiner Produktion im österreichischen Graz vergangen. Davon ist er genau ein Jahr und zweiundzwanzig Tage in unserem Besitz. Und fünfzig Tage zuvor hatten wir das Fahrzeug von der Lackiererei unseres Vertrauens mit einem Trailer abholen lassen. Nun wird unser VW Multivan endlich wieder angeliefert – scheinbar roter, glänzender und makelloser denn je!


Später werden die unterschiedlichsten Betrachter gern mutmaßen, dass sicherlich kein Bulli so perfekt das Werk von Steyr-Puch in der Steiermark bzw. das Volkswagen Transporter–Werk in Hannover-Stöcken jemals verlassen hat. Dieses Urteil nehme ich selbstverständlich gern zur Kenntnis. Immerhin ist dieser Erfolg auch das Ergebnis aufopfernder und außergewöhnlich kräftezehrender Vorbereitungen – die nun natürlich durch die vollendete Lackierung entsprechend gekrönt wurden - an dieser Stelle deshalb nochmal extra ein dickes Dankeschön an das Team der Lackiererei Albuquerque, sie hat wirklich ganze Arbeit geleistet und ein top Ergebnis abgeliefert.

Glanzstück
Ich betrachte das frisch gefärbte Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt zwar mit einer Extraportion Stolz, jedoch auch gleichermaßen aus einem ganz anderen Blickwinkel: denn wo immer ich hinsehe, erblicke ich noch sehr viel Arbeit! Dieses Werk ist erst vollendet, wenn ich Kennzeichen dranschrauben und losfahren kann. Und eben bis dahin schieben noch viele bekloppte Schutzbrillenträger ihre Fahrräder durch’s Moor! (*Lach* … ein Insider – Auflösung >>HIER!<<)

Doch die noch zu bewältigenden Arbeiten haben irgendwie ein anderes Ziel als die bisherigen Arbeiten an unserem REDSTAR. Bisher war alles auf jenen Zeitpunkt ausgerichtet, an dem die geschweisste, gespachtelte und geschliffene Karosserie in ihrem scheckigen Outfit auf einem Trailer in die Lackiererei befördert wurde. Bis dahin war ich insbesondere bei den unglaublich zeitaufwendigen Spachtel- und Schleifarbeiten auf fachliche Hilfe angewiesen – dessen Timing und Verlauf selten in meiner Macht standen.

Nach der Lackierung lasse ich mich jedoch in der von mir so geliebten Lonely-Wolf-Manier am T3 produktiv aus. So kann ich Arbeitstempo, -zeiten, -umfang und -fortschritt selbst bestimmen. Und das Ziel ist diesmal nicht ein Zwischen- sondern das Endergebnis, nämlich die Rehabilitation durch eine KFZ-Prüforganisation und zu guter Letzt durch ein Plakettensiegel des Straßenverkehrsamtes in der Zulassungsbescheinigung bzw. auf dem amtlichen Kennzeichen.


Vor dem Einbau flute ich Türen, Heckklappe und Schiebetür innerlich mit Hohlraumwachs. Dann erhalten speziell Fahrer- und Beifahrertür ihre Türdichtungen und werden an ihre ursprünglichen Einsatzorte geschraubt. Anschließend werden sie mit elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln, Zentralverriegelung, Schloss, Türöffner, Fensterheber und ausstellbaren Dreiecksfenstern ausgerüstet.

Die Türen passen noch!

Die Schiebetür erhält wieder ihren Bügel, mit dem sie in der hinteren Schiene geführt wird. Auch die unteren Rollen, mit denen sie in der unteren Führung läuft, werden wieder an- und eingebaut. Nachdem die Türdichtung ordnungsgemäß in den Rahmen geklebt ist, setzte ich die Schiebetür schließlich wieder ein. 


Bei der Heckklappe ist weniger der Einbau ein Problem. An ihr gibt es aber zwei Kabeldurchführungen, durch die auf der linken Seite Kabel für heizbare Heckscheibe und Zentralverriegelung sowie rechts Kabel und Schlauch für Heckwischer und Scheibenwaschwasser verlaufen. Die linke Gummitülle ist noch in Ordnung, die rechte jedoch total porös und zerfleddert. Nach tagelangen Recherchen im Internet und an der VW-Teiletheke steht nun fest: diese Gummitülle ist wirklich nirgendwo mehr aufzutreiben und daher absolut vergriffen. Ich suche noch nach einer vernünftigen Lösung.

Dämmung

Als Nächstes erhält der Multivan eine ordentliche Dämmung. Statt der werksmäßig verbauten Mineralwolle – für mich war das schlicht und einfach nur Glaswolle mit mehr Nachteilen als Vorteilen, besonders saugt sich das Zeug voll (Kondens)wasser, was in einer Blechkarosserie natürlich die beste Voraussetzung für Rost ist – wird in unsere Hohlräume eine Art Isoliermatte (genau gesagt XTREM-Isolator) geklebt. Diese Isolation ist aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht hygroskopisch und wirkt durch seine Verklebung auf großen Karosserieflächen zugleich schalldämmend. Inklusive einer zuletzt hermetisch abschließenden Folie als Dampfsperre wird die ohnehin für ein Kraftfahrzeug fragwürdige Wärme- und Geräuschdämmung hinter den serienmäßigen Seitenverkleidungen verschwinden. 


Auch das Armaturenbrett muss wieder an seine angestammte Stelle direkt hinter der Windschutzscheibe. Vorher muss aber noch der Scheibenwischermotor und das dazugehörige Gestänge eingebaut werden – der Ort, an dem diese Dinge beheimatet sind, ist extrem schlecht zugängig. Man muss Finger und Arme wie ein Schlangenmensch haben, um sie so einzubauen, wie es die VW-Ingenieure einstmals vorsahen. Ein weiteres Drama ist die Bordelektrik. Der Wust an Kabeln muss irgendwie wieder mit dem Kombiinstrument verbunden werden. Einer der Vorbesitzer unseres REDSTAR hat wohl ziemlich unprofessionell daran herumgefrickelt. Davon erzählen viele Lüsterklemmen und wild herumfliegende Kabel, deren Enden oftmals seltsamerweise lediglich in ein Isolierband münden. Beim Einbau des Armaturenbretts verbrutzeln glatt ein paar Sicherungen – na ja, ich befürchte, da ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen!

Plötzlich hat er wieder Augen!

Endlich kann ich auch die Fensterscheiben wieder einziehen. Die Tatsache, dass die Glasscheiben dieses Fahrzeugs mit Scheibengummis in den Karosserierahmen sitzen und daher relativ problemlos mit ein paar Holz-Wäscheklammern aus – und einer Wäscheleine wieder eingebaut werden können, hatte mich damals unter anderem zum Kauf des T3 bewogen. Beim Nachfolger T4 sind dagegen die Scheiben statisch gesehen Teil der Karosserie und daher mit dieser fest verklebt – was im Fall von Reparaturen in der Privatwerkstatt natürlich diverse Probleme birgt. 


Sogar eine kleine Lackieraktion steht noch an: sämtliche Beplankungsteile sowie Front- und Heckstoßstange sind werksseitig mit einer mattschwarz abgesetzten Rammschutzleiste versehen.

Konturband und Pad an der Beplankung
Dazu werden die entsprechenden Teile präzise mit Konturband und Zeitungspapier beklebt, mit einem Schleifpad angerauht und schließlich vom Fachmann mit zwei Schichten Mattschwarz aus der Dose bedeckt.

Mattschwarz

El Gigante am Fön
Nach dem Durchtrocknen findet die so hergerichtete Beplankung wieder ihren angestammten Platz am Bulli – jedoch müssen vorher sämtliche Halter an die Karosserie genietet werden. Anschließend wird die Beplankung an den Haltern oben eingehängt und unten mit dem neu erstandenen Edelstahlanbaumaterial befestigt.

Apropos Edelstahl: wann immer es sich einrichten lässt, verbaue ich nichtrostende Schrauben und Muttern. Ist das nicht möglich, wird das vorhandene Material entrostet, fertanisiert, mit Wasser gespült und anschließend mit speziellem Schutzlack überzogen. Zusätzlich werden viele rostgefährdete Stellen mit FLUID FILM Liquid A, eine „transparente, lösungsmittelfreie und ölige Einschicht-Korrosionsschutzbeschichtung mit hohem Lanolingehalt und kationischen, grenzflächenaktiven Verbindungen versehen. Es penetriert Rost, verdrängt Wasser und bildet einen äußerst widerstandsfähigen Korrosionsschutz.“ Das liest sich vielversprechend, weshalb ich den vielen unabhängigen empfehlenden Beiträgen in unzähligen Internetforen zum Thema Korrosionsschutz vertraue. Wir werden sehen!

... es... ehm... er wird!
Zurück zum Fortschritt des Zusammenbaus – momentaner Status:

Bisher ging alles viel schneller als gedacht! Nach gerademal knapp einem Monat fehlt „nur noch“ Folgendes:

Innenverkleidungen,
Heckklappe fertigstellen (wg. fehlender Detaillösung Kabeldurchführung),
sämtliche Teppiche,
Bestuhlung vorn und hinten.
Anhängerkupplung muss noch entrostet, lackiert und eingebaut werden,
dann auch die Heckstoßstange,
das Sonnendach muss eingebaut werden,
Korrosionsschutz in allen Unterbodenhohlräumen, Wachsunterbodenschutz,
Ölkühler muss noch eingebaut und angeschlossen werden, dabei auch Ölwechsel,
Ersatzradmulde muss wieder eingebaut werden,
Motorschutzwanne muss eingebaut werden,
Zwei neue Reifen (für die Vorderachse),
Sturzvermessung vorn,
TÜV,
Anmelden.

FERTIG!

Ich glaube, ich kann es jetzt ruhig angehen lassen – nächstes Jahr im Frühjahr ist „Time out“. Das sollte gut zu schaffen sein!

Aufgrund der ständigen Beschäftigung mit der REDSTAR-Restauration ist das letzte Jahr für mich extrem schnell vergangen. Viele Sachen am/im/ums Haus sind deswegen vernachlässigt worden und es wird nun Zeit, diese Versäumnisse aufzuholen.
Bollerofen
Da fällt mein Blick nochmal auf den alten Bollerofen, der mir im vergangenen Winter die Garage wie ein Wohnzimmer beheizt hat… draußen fallen schon wieder bunte Blätter von den Bäumen… mein Gott, wie schnell doch so ein Jahr vergeht!

*LY3D ist die Farbtonnummer für “tornadorot”

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen