Erst Betrübliches und dann ROTSTERNIGES | |||||
Manchmal geht das Leben seltsame Wege. | |||||
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Wie ja schon im Beitrag “Versuch macht klug: Allein ist’s besser!” erwähnt, hatte unser Wohnwagen“WILK Stern de Luxe” wortwörtlich an Zugkraft verloren. Uns fehlte einfach ein adäquates Fahrzeug zum Ziehen. Nun wartete das legendäre Gefährt ein Jahr ohne rechte Aufgabe unter dem Carport auf unsere Entscheidung. Diese Entscheidung ist nun gefallen.
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In seinem 28. Jahr soll der 1,3-Tonner einen möglichst liebevollen neuen Besitzer finden. Wir hatten den WILK vor acht Jahren erstanden, als ich – gerade in Trennung zu meiner Exfrau – einen neuen Menschen kennen gelernt hatte. Lediglich 10 Tage später saß Olivia, die Dame meines Herzens, am heimischen PC in Nordhorn und ich in Drebber ebenfalls an meinem Computer. Zeitgleich per Telefon und Internet gelang es, diesen Wohnwagen zu ersteigern. Unsere erste gemeinsame Anschaffung! Der Wohnwagen der Liebe – nicht zu verwechseln mit Lovemobilen … das sind ja diese an irgendwelchen Straßen stehenden Wohnwagen oder Wohnmobile mit leuchtenden roten Herzen.
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Der Wohnwagen erwies sich als absoluter Glücksgriff – paralell zur Frau. Bei Reisen durch ganz Deutschland bewährten sich ebenfalls beide hervorragend.
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Doch nun hatte Olivia unsere Trennung vom mobilen Heim fraulich geschickt eingefädelt. Unter der einzigen Bedingung des Wohnwagenverkaufs stieß sie mich und den Gedanken an die Anschaffung eines VW Busses an.
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Doch zunächst schmerzte mich der Gedanke an einen Abschied. Ich hänge immer fürchterlich an symbolträchtigen Gegenständen. Aber ich wusste natürlich genauso gut, dass es sein musste. Schweren Herzens bereitete ich den Verkauf vor. Der Camper bekam eine frische TÜV-Plakette, ich erstellte aussagekräftige Fotos und zu guter Letzt einen ansprechenden Verkaufstext bei eBay. Die Online-Auktion begann.
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Fast zeitgleich beschäftigte ich mich mit dem Gedanken nach Ersatz – in Form eines Bullis. Könnte es gelingen, den Bullitypen in mir zu reanimieren? Der Geist kreiste … und urplötzlich bemerkte ich, dass ich bereits wieder mitten im Thema stand … und mental sogar schon entschieden hatte, dass das Objekt der Begierde ein VW-Bulli der 3. Generation sein sollte. Und zwar nicht irgendein x-beliebiger Feld-, Wald- und Wiesenbulli, sondern einer von den ganz Letzten. Das Internet läßt mich erfahren, dass es ein“Limited Last Edition” oder einer der “X-Star”-Reihe sein soll (Bluestar, Whitestar, Redstar). Ihre unglaublich bequeme und reichhaltige Ausstattung hatte mir schon damals, zu meinen T3-Zeiten, gefallen. Also sollte es nun vom Komfort möglichst nicht darunter sein.
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eBay und mobile.de wuchern mit einem breitgefächerten Angebot sowohl im Fahrzeugzustand als auch preislich. Von “Grotte” für um die 1.000,- EUR bis “topp gepflegtes Unikat” für jenseits 15.000,- EUR und mehr. Bilder und Beschreibungen sprechen meist für sich. Doch welcher ist nun der Richtige für uns?
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Parallel dazu fiel mir eine freie Werstatt in einem benachbarten Ort am Dümmersee ein. Dort steht ständig eine reichhaltige Auswahl an VW-Bussen, -Transportern, – Multivan in allen möglichen Zuständen auf dem Platz. Aus alten Aussendienstlerzeiten bin ich mit dem Inhaber sogar auf “Du”. Eine Samstagnachmittagsmotorradspazierfahrt mit Stiefsohn Marcel führte zufälligerweise an dieser Bulli-Ansammlung vorbei. Hier fanden sich zwischen mehreren Anderen auch ein sehr gepflegter orlyfarbener (dunkelblaumetallic) “Limited Last Edition”, zwei anthrazitfarbener Multivan und schließlich auch ein ziemlich vergilbter “REDSTAR”.
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Bei nächster Gelegenheit bekam auch meine angetraute Ideenzünderin dieses Bullikonglomerat zu sehen – und der Werkstattinhaber wurde von meinem Plan, eventuell einen Bulli bei ihm zu kaufen, in Kenntnis gesetzt. Er hatte sogar gleich ein für uns interessantes Fahrzeug im Sinn, versprach, sich für unsere Sache einzusetzen und notierte sich umgehend Telefonnummer und eMail-Adresse.
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Doch in den nächsten Tagen geschah erstmal nichts. Auch auf dem eBay-Wohnwagen-Verkaufs-Sektor rührte sich natürlich noch nichts … immerhin hatten unseren Wohnwagen aber bereits 52 eBay-User in ihrer Beobachtungsliste. Unsere Aktion begann mich langsam zu kitzeln. Deshalb rief ich nach ein paar Tagen meinen Bullispezialisten einfach mal an und fragte nach dem Stand seiner Ermittlungen. Der von ihm angedachte Wagen stand zwar leider nicht mehr zur Diskussion – der entsprechende Verkaufsinteressent wollte ihn wohl selbst weiter fahren – aber jetzt bot er mir den “REDSTAR” vom Hof vor seiner Werkstatt an. Ich vereinbarte eine umfangreichere Besichtigung für Samstagmittag.
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Meiner Gutsten ging das aber zu schnell. Ihre Devise (… die ja auch irgendwie absolut nachvollziehbar ist) “erst den Wohnwagen verkaufen, dann einen Bulli!”. Ich wollte aber ja schon mal einen Bulli sichern (ein “REDSTAR” ist inzwischen extrem selten!) und zunächst nur eine Anzahlung bieten. Es kam zwar zu einem kleinen Streit. Doch am Nachmittag waren wir schlagartig gleich einen riesigen Schritt weiter: per Handy meldete sich ein entschlossener Kaufinteressent für den Wohnwagen – GEKAUFT!
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Ein dreiköpfiges Begutachtungskomitee bestehend aus Ehefrau, Stiefsohn und meiner Wenigkeit, filzten also am Samstag das sonnengegerbte Nutzfahrzeug. Die gerade frisch eingebaute Batterie ließ den Motor willig anspringen, die Schaltung ermöglichte sogar ein sparsames Hin- und Herfahren zwischen der restlichen abgestellten automobilen Ware.
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Als der Werkstattbetreiber sich uns endlich zuwenden kann, erfahren wir aber, dass eine ausgedehntere Probefahrt mit einer roten Nummer leider momentan nicht möglich sei. Da der“REDSTAR” schon ein Jahr an dieser Stelle stehe, möchte er vor der Probefahrt vorsichtshalber einige Arbeiten vornehmen, insbesondere die Bremsen reinigen und von ihrer Richtigkeit überzeugen! Das klingt natürlich alles vernünftig, macht uns aber etwas traurig.
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Wir beschränken uns also auf das forschende Abtasten mit Fingern und Augen, durch Probesitzen hier und Zupfen oder Drüberstreichen da. Dieser Bulli hat ein paar seltsame, spektakuläre Roststellen. Wir erfahren, dass nur die in der Grazer Zeit gebauten T3 (nachdem die Produktion im VW-Transporterwerk Hannover nach den Werksferien im August 1990 auf den T4 umgerüstet worden war, installierte man die alten T3 – Fließbänder nämlich bei Steyr Puch in Graz/Österreich und produzierte ihn dort noch fast drei Jahre weiter) alle die gleichen Roststellen haben. Eine Analyse hat wohl ergeben, dass einer der dort für die Hohlraumkonservierung verantwortliche Steiermärker bei seiner Arbeit geschlonzt haben muß. Bei allen ihm anvertrauten VW-T3 hat er die Hohlraumspritzlanzette nämlich leider nur unzulänglich in ganz bestimmte Karosseriebereiche gesteckt. An diesen Stellen fehlt der konservierende Schutz und das üblicherweise in diesen Hohlräumen entstehende Schwitzwasser hat die Karosserie zum Rosten gebracht. Gut zu wissen aber: alle anderen Hohlräume der in Graz gebauten Transporter seien mit dem klebrigen Wachs förmlich geflutet. Sie seien besonders im spritzwassergefährdeten Bereich auch nach zwanzig Jahren nahezu unversehrt und gelten daher als übermäßig rostresisten und daher sehr wertstabil. Dementsprechend hält sich der Rost also bei unserem Kandidaten in Grenzen. An den entsprechenden Stellen kann für Abhilfe gesorgt werden.
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Okay – was soll das Gelaber? Dieser “REDSTAR”wird zwanzig Jahre – ist also definitiv kein Neuwagen mehr. “Jung – watt willste dafür haben?” Blöde, dass mir bei der Preisverhandlung ein peinlicher Zahlendreher über die Lippen kommt. Ich biete 2.300,- EUR … meine aber eigentlich 3.200,- EUR. Logisch, dass sich mein Gegenüber kopfschüttelnd abwendet und den Bus dann lieber in Teilen verkaufen will. Ehm … mein angeheirateter Finanzminister schaut mich zweifelnd an, bis auch ich merke, was für einen Sch**** ich da grad rede … und schnell korrigiere – na gut, vorsichtshalber sogar auf 3.300,- erhöhe … und damit gewonnen habe. SO MACHEN WIR’S!
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Montag können wir ihn abholen! YESSS! Wir haben soeben einen REDSTAR gekauft! |
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Gestern (Sonntag) wurde nun tatsächlich der Wohnwagen abgeholt UND BEZAHLT! Etwas traurig verabschiedeten wir uns von dem treuen Gefährt. Hatte er uns doch acht Jahre beste Dienste geleistet. Ein Trost ist wenigstens, dass er in liebevolle Hände übergeben werden konnte. Er findet sein neues Zuhause bei einer netten Familie im Saalekreis/Sachsen-Anhalt. Lebe wohl, Wilk!
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Brandaktuell: Gerade haben wir den “REDSTAR” geparkt … unter unserem Carport! *Freu*
Puh .. welche Aufregung – und all das so kurz vor dem Urlaub – wir sind dann mal weg, weil: diesen Urlaub haben wir uns verdient! Und den brauchen wir auch, weil: es gibt danach viel zu tun – packen wir’s an.
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Montag, 6. August 2012
Bullityp comes back!
EDITION: ©
El Gigante
Thema:
VW Bulli
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