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Samstag, 29. März 2014

Geschichte eines Bullitypen - Teil 4

Totgeglaubte leben länger – Spirit and Myth of my Bullifeeling

oder: Erstens kommt es anders... und zweitens als man denkt











2012: Großer Zapfenstreich nach nur 19 Monaten für den wegen einer Kredit- und Medienaffäre in massive Kritik geratenen Bundespräsidenten Christian Wulff. 30 Tage später wird der parteilose Joachim Gauck von der Bundesversammlung zum elften deutschen Bundespräsidenten gewählt.

Die Europäische Union erhält den Nobelpreis für Frieden „für über sechs Jahrzehnte, die zur Entwicklung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beitrugen“. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen ruft zum „Jahr der Fledermaus“ auf. Der Hirschkäfer ist "Insekt des Jahres" und die Dohle "Vogel des Jahres".
Der Österreicher Felix Baumgartner stellt mit seinem Sprung aus der Stratosphäre mehrere Rekorde auf: höchster bemannter Ballonflug (39.045 Meter), Freifall (4:20 Minuten), Freifalldistanz (36.500 Meter) und Fallgeschwindigkeit (1.342,8 km/h – Schallgeschwindigkeit).

Biene Maja feiert ihren einhundertsten Geburtstag, eine der letzten großen deutschen Samstagabendshows, "Wetten-dass?", wird erstmalig durch Markus Lanz moderiert - Thomas Gottschalk hingegen geht gemeinsam mit Michelle Hunziker in die Jury von RTL's Castingshow "Das Supertalent". Die Toten Hosen feiern ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum.
Ein deutscher Wissenschaftler entdeckt, dass eine mysteriöse Maya-Inschrift keinen Hinweis auf die Apokalypse enthält - weshalb der Weltuntergang demzufolge doch nicht stattfindet. Für die US-amerikanische Sängerin Whitney Houston, den deutschen Schauspieler Günther Kaufmann, den schweizer Fernsehmoderator Kurt Felix, den britischen Sänger, Komponisten und Texter Robin Gibb sowie den ersten Menschen auf dem Mond (“That’s one small step for man… one… giant leap for mankind.") Neil Armstrong und den deutschen Schauspieler und Komiker Dirk Bach ist dieses Jahr dennoch das letzte ihres irdischen Seins.
Es gibt in Deutschland nahezu 52. Millionen zugelassene Kraftfahrzeuge, darunter 43.Millionen Pkw. Deren Durchschnittsalter steigt auf 8,5 Jahre. Bundesverkehrsminister Ramsauer krempelt das Punktesystem und den Bußgeldkatalog um. 

Mit 2,2 Millionen Einheiten führt Renault/Dacia die Rangliste der Importeure in Deutschland an. Opel feiert sein 150-jähriges Bestehen. Audi verpasst seinem Modell A1 zwei weitere Türen, Ford verzichtet beim B-Max auf eine B-Säule, Mercedes startet in der Kompaktklasse ganz neu. Mit dem Mii baut Seat einen Ableger des VW Up - darauf basiert der Skoda Citigo, aber mit einem eigenständigen Gesicht. Der neue Golf 7 legt bei Länge und Radstand leicht zu und dokumentiert die neue Größe auch durch einen höherwertigen äußeren Auftritt mit geschärften Linien, funkelnden Scheinwerfern und mehr Chromzierrat... ansonsten bleibt alles beim Alten.

Um mich, El Gigante, ist es inzwischen etwas ruhiger geworden. Ich arbeite mittlerweile seit sechs Jahren als angestellter Fahrlehrer, bin seit sieben Jahren wieder verheiratet, fahre beruflich Toyota Auris und privat noch immer Audi A2. Schon seit bereits zwei Jahren erzähle ich von Erlebnissen in meinem eigenen Internet-Blog.

Die Vorgeschichte - mit Herz und etwas Symbolik

Ursprünglich ist geplant, es bei meiner "Bullityp"-Trilogie zu belassen. Zu zersetzend waren doch die letzten bitteren Geschichten um meinen T4 - woran am wenigsten das Fahrzeug selbst Schuld trug.

Hier nochmal alles zum Nachlesen:
Geschichte eines Bullitypen - Teil 1 Geschichte eines Bullitypen - Teil 2 Geschichte eines Bullitypen - Teil 3

Seit dem bitteren Abschied von meinem missbrauchten "Bumsmobil" vergingen inzwischen acht lange Jahre. Zeit, in der Gras über die Sache gewachsen sein sollte, Wunden vernarben konnten und mein tiefer Schmerz die Gelegenheit hatte, in Vergessenheit zu geraten. Doch ausgerechnet Olivia, meine bessere Hälfte, muss fest an meine verschüttete Liebe zum Bulli-Kult und Kult-Bulli geglaubt haben. Denn in Ermangelung eines Zugfahrzeuges wirft sie unseren gemeinsamen Wohnwagen ins Spiel. Dieser hat allerdings eine besondere, symbolische Bedeutung: wir hatten den Camper nämlich nur wenige Tage nach unserem Kennenlernen gekauft - er ist somit also ein ganz besonderer "Caravan of Love"! Speziell ich kann mich nur schwer mit seinem Verkauf anfreunden. Deshalb wendet Olivia eine weibliche List an. Sie schlägt vor, unseren geliebten Wohnwagen durch einen Bulli zu ersetzen. Damit löst sie bei mir einen mentalen Dominoeffekt aus - an dessen Ende - natürlich - der Verkauf unseres Wohnwagen steht bzw. der Kauf eines VW-Bulli.

Abschied vom Wohnwagen

Und so findet unser Wohnwagen schließlich dank meiner grundehrlichen und sehr ausführlichen Beschreibung sowie aussagekräftigen Fotos per eBay eine neue Besitzerfamilie in Schkopau/Sachsen-Anhalt. 

Preismäßig ist das Fahrzeug im Laufe der acht Jahre bei uns wohl deutlich gereift - der Verkauf brachte nämlich überraschende 700,- EUR mehr, als wir für ihn einstmals bezahlt hatten.

Tja - gute Pflege, Herr Doktor!
VW-Bulli: „Junge, was bist du groß geworden!“

Nun kann meine Fahndung nach einem Bulli anlaufen. Zuvor muss entschieden werden, welche Fahrzeuge genau in Betracht kommen. T1 oder T2 - Bullis besitzen zwar absoluten Kult-Status, fallen deswegen aber aus dem Preisrahmen. Ein T4 ist zwar cool, hat aber mit der Karosserie verklebte Scheiben, was meines Erachtens das eventuelle Reparieren erschwert. Außerdem ist mir das Modell irgendwie zu weit vom eigentlichen Bulli-Kult entfernt. Und der aktuelle T5?

In den vergangenen drei Jahrzehnten meiner "Bulli-Geschichten" hat sich die VW-Bulli-Welt extrem verändert. Dazu ein paar eindrucksvolle Zahlen: in der Fahrzeugbreite hat die neueste Generation beispielsweise zwar nur 8 Prozent, in der Länge immerhin 11 Prozent zugelegt. Beim Fahrzeuggewicht sind es allerdings schon 73 und bei der Höchstgeschwindigkeit 81 Prozent. In der Motorleistung kann man heute seinen Transporter mit 186 Prozent mehr PS, nämlich mit über 200, statt maximal 70 im Jahr 73, ordern. Den Vogel schießt bei diesem Vergleich jedoch die Preisentwicklung eines neuen T5 ab. Kostete damals ein voll ausgestatteter VW-Bus um 15.000,- DM (umgerechnet also etwa 7.500,- EUR), so müssen im Jahr 2012 über 100.000,- EUR für ein ebenfalls mit allen möglichen Extras aufgewertetes Modell auf das Konto des Wolfsburger Volkswagenkonzerns fließen. Das entspricht einer selbstbewusst respektablen Steigerung von fetten 1.330 Prozent.

Möglicher Wunschkandidat: Ein orlyblauer "Limited Last Edition"
Die Vernunftentscheidung? Eine Entscheidung mit Vernunft?
        

Somit fällt meine Wahl schließlich auf das Modell T3 und ich halte Ausschau nach einer möglichst kompletten und hochwertigen Ausstattung... also alles, was es damals im VW T3 so zu kaufen gab: bequeme Pilotensitze mit Armlehnen, Schiebescheiben, Klapptisch, hintere Sitzreihe natürlich zum Schlafen umklappbar, grüngetönte Scheiben, eckige Doppelscheinwerfer. Die MULTIVAN-Modelle gefallen mir schließlich schon immer. Als Besonderheit soll es vielleicht eines jener raren 2.500 Exemplare sein, die VW seinerzeit ausschließlich an Werksangehörige veräußerte. Doch ich muss feststellen, dass auch hier bereits der Kultfaktor wirkt : genau diese Bullis sind nämlich sehr gefragt - und daher natürlich RICHTIG teuer.
REDSTAR gekauft!

Wer suchet, der findet

Trotzdem finde ich bei einer freien Werkstatt in der Nähe, mir durchaus bekannt als Bulli-Spezialisten, einen dieser seltenen "Limited Last Edition" (LLE). Eben explizit dieses Fahrzeug ist dann aber im entscheidenden Augenblick jedoch leider wieder nicht mehr verkäuflich.

Allerdings wird mir dort wenige Tage später ein ebenfalls vor der Werkstatt stehendes Sondermodell MULTIVAN REDSTAR angeboten. Nach einigem Hin und Her kommt es zu einer Besichtigung - und dabei auch gleich zur familiären Kaufentscheidung.

Somit kann ich genüsslich endlich wieder jene einzigartig thronende - und irgendwie süchtig machende - Sitzposition über der Vorderachse hinter dem Volant eines der letzten (nicht mehr in Hannover, sondern in Graz/Österreich) gebauten tornadoroten T3-Bulli einnehmen.
Typisches Schadbild bei einem T3 aus Graz

Seltsames Rostloch unter der Schiebescheibe

Schlecht reparierter Unfall und seine Folge

Wenigstens das Interieur macht einen guten Eindruck

Besonderer MULTIVAN -
auf den zweiten Blick



Umfangreiche Recherchen ergeben anschließend, dass "unser" REDSTAR genau zehn Tage vor Produktionsende dieses Typs am 10. November 1992 das Werk des Grazer Auftragsfertigers Steyr-Puch in der österreichischen Steiermark verlassen hat. Sechzehn Tage später wurde er auf seinen ersten Besitzer im bayrischen Ingolstadt zugelassen.

Seltsames Gefühl nebenbei: meinen nagelneuen T4 hatte ich damals im gleichen Jahr, allerdings acht Monate früher, am 1. April 1992 vom Transporterwerk Hannover abgeholt. Aber das ist natürlich eine ganz andere Geschichte.

Das Modell REDSTAR wurde mit nur knapp 250 Einheiten als T3 mit der geringsten Stückzahl in der Zeit nach dem letzten "Limited Last Edition" als sozusagen "Super Very Last Limited Edition" gebaut und ausschließlich an Werksangehörige (wohl auch von AUDI) ausgehändigt. Damit ist ein REDSTAR also eine absolute Rarität.

Dieser Tatsache waren sich jedoch offenbar einige der fünf Vorbesitzer "unseres" REDSTAR nicht bewusst. Der zwanzigjährige T3 hätte in seinem Leben durchaus deutlich besser gepflegt werden können. Nicht nur Rost, Beulen und verwitterter Lack, sondern auch verwarzte Polster und pfuschige, dilettantische, teils auch ausgebliebene Detailreparaturen ließen eine leidvolle Vergangenheit erkennen.

Mit unserem Kauf geben wir diesem geschundenen Fahrzeug nun die Chance auf ein zukünftig ehrenwertes Oldtimerdasein.

Logischerweise ist allerdings aber auch absehbar, dass dieses Ziel nur mit viel Arbeit und Geduld, Schweiß und finanziellem Einsatz zu erreichen sein wird - und damit natürlich weitab von irgendeiner rechnerischen Wirtschaftlichkeit liegt! Die Restauration trotz des bevorstehenden Aufwands ist höchstens mit meiner wiedererwachten, oder immer noch vorhandenen Liebe zu Bullis erklärbar - und mit dem Verständnis dieses Projektes als reines Hobby.
Das "seltsame Rostloch" von innen

T3-typische Durchrostung gegenüber der Schiebetür

Maroder Windschutzscheibenrahmen

Check

Im Rahmen dieser Sicht fällt die Bestandsaufnahme des Fahrzeugs etwas genauer aus. Ich will diesen REDSTAR lieber vernünftig restaurieren, habe also keine Lust auf halbe Sachen. Denn aus früheren Erfahrungen weiß ich, dass sich hier halbherzige Arbeit eher früher als später rächt.

Der allgemeine Zustand des Fahrzeugs lässt allerdings die saloppe Modeerscheinung des arbeitsscheuen Erhalts der Patina nicht zu. Weshalb dann auch klar ist, dass ich jeder Roststelle akribisch auf den Grund gehen will. So entpuppen sich nämlich scheinbar oberflächliche Rostherde als massive Durchrostung - stellenweise sogar größeren Ausmaßes. Andere beängstigende Rostlöcher erweisen sich, für einen T3 eher sehr unüblich, als nur punktuelle Schadstellen.

Parallel zur Bestandsaufnahme strippe ich das Fahrzeug natürlich. Dabei werden die Innenausstattung samt Teppichen und Sitzen, alle Scheiben, Scheinwerfer, Frontgrill, Rückleuchten, Beplankung und Stoßfänger und auch Türen und Klappen inklusive Dichtungsgummis entfernt. Alle demontierten Teile werden gereinigt und sorgfältig eingelagert. Defektes, hoffnungslos Verrostetes oder Verschlissenes muss ausgetauscht, repariert bzw. erneuert werden. 

Die Suche nach Ersatz für diese T3-Teile gestaltet sich dank eBay und auf den Bulli spezialisierte Internetshops als einigermaßen erträglich.
Ersatzteilversorgung durch Volkswagen?

Leider muss ich jedoch zu meiner größten Verwunderung auch feststellen, dass insbesondere der Hersteller unseres REDSTAR, also Volkswagen selbst, die denkbar schlechteste Adresse auf der Suche nach VW T3-Ersatzteilen ist. Und das bei einem gerade mal zwanzig Jahre alten Fahrzeug, das zu seiner Zeit (von 1979 bis 1992) genau 1.227.669 Mal gebaut wurde und somit das Straßenbild in Deutschland, ja sogar Europa, entscheidend mitbestimmte. Anders als beispielsweise die Klassik-Abteilungen von Mercedes oder BMW, kümmert Volkswagen sich in der Vergangenheit jedoch jahrelang nur sehr stiefmütterlich um seine old- und youngtimerbesitzenden Kunden. Denn diese Käuferschicht versprach damals offenbar zu wenig Profit. Aufgrund dieses Missstands fehlte eine passende Konzerninfrastruktur, insbesondere natürlich die dazu dringend erforderlichen Lagerbestände. Weil jedoch auch Volkswagen seit ein paar Jahren im rasant steigenden Trend zu historischen Fahrzeugen ein beachtliches Geschäft wittert, hat man kurzerhand "Volkswagen Classic" gegründet und wirbt nun mit so eindrucksvollen Bezeichnungen wie "Classic Parts" oder "Classic Competence Center" für ein bisher schmählich vernachlässigtes Kundenvertrauen. Diese ach so uneigennützige plötzliche Idee kann jedoch kaum über die Versäumnisse der Vergangenheit hinwegtäuschen. So versucht VW zurzeit mühsam durch Teilnahme und Durchführung von Oldtimerveranstaltungen, wenn schon kein brauchbarer Teilepool verfügbar ist, so doch wenigstens ein Klassik-„Wir“-Gefühl zu erzeugen. Doch die Zeit wird hier die Wunden eben nur sehr langsam heilen können. 

Unserer REDSTAR-Restauration hilft das außerdem überhaupt nicht. Doch stattdessen könnten wir ja die neueste Marketing-Kreation des Wolfsburger Autobauers in Anspruch nehmen: speziell für die Erhaltung des automobilen Weltkulturerbes, dem "Bulli", bietet "Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer" eine originalgetreue Werksrestaurierung an. Allerdings möchte ich wirklich nicht wissen, was solch eine Restauration in unserem Maße kosten würde... aber ich kann es mir lebhaft vorstellen. Damit wird klarer denn je, warum VW seinen Kunden neuerdings hilfsbereit und auffallend freundlich unter die Arme (und in die Taschen) greifen möchte.

Die "schlimme Ecke"  ist herausgetrennt...

... und durch eine intakte Ecke vom Schrott ersetzt.

Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an!

Wir müssen daher mangels monetärer Masse diesen Finanzfluss durch eigenen Einsatz umgehen. So werden demzufolge ab Herbst 2012 rostige Karosserieteile mit der Flex herausgetrennt und mit einem Schutzgasschweissgerät durch Reparaturbleche wieder ersetzt. Vorher werden alle blanken Blechteile durch qualitativ hochwertiges Zinkspray geschützt – auch wenn diese Vorgehensweise das eigentliche Schweißen oftmals erschwert.

Die durch Hitzeverzug wellig gewordenen Reparaturstellen treiben außerdem später Lackierfreund Ralf beim Spachteln in den Wahnsinn. Seiner Ausdauer, seinen handwerklichen Fähigkeiten und seinem schon fast künstlerischen Geschick, ist das spätere Resultat geschuldet. Aufgrund der großen, nahezu senkrechten Flächen des MULTIVAN und der immer nur an Wochenenden möglichen Einsätze, zieht sich diese staubige Arbeit über Monate hin.

Aber auch dank des extra für diese Unternehmung in der Werkstatt installierten Holzofens kann unsere Lackiervorbereitung über den gesamten Winter 2012/2013 vorankommen.

Trotzdem muss noch ein weiteres dreiviertel Jahr vergehen, bis die Lackiererei zum farbgebenden Einsatz kommen kann.
Rostiger Fensterrahmen gegenüber der Schiebetür: herausgetrennt...

... und rostfreies Teil vom Schrott eingeschweißt
Spachteln am Windschutzscheibenrahmen

Einschweißen eines Reparaturblechs
Spachteln des durch das Schweißen hitzeverzogene Seitenteil
... und immer wieder schleifen, schleifen, schleifen
Nun geht nichts mehr - ab in die Lackiererei!

Neuer Auspuff und Oxikat
Oberer Querlenker und seine beiden Buchsen
Neue Bremsen
Roter Tank

Glänzendes Tornadorot

REDSTAR in the sun

Perfekte Spiegelung im Seitenteil

Makelloses Lackierergebnis

Im Herbst 2013 krönt die Lackiererei schließlich unsere Vorarbeiten am MULTIVAN mit einem originalen Tornadorot. Und dieses Ergebnis kann sich sehen lassen. Selbst der Lackierer mutmaßt, dass sicher kein Transporter je in einem solchen Glanz das Werk in Hannover beziehungsweise Graz verlassen haben mag.

Meine Freizeit der bereits angebrochenen Wintermonate 2013/2014 verbringe ich erneut in der geheizten Garagenwerkstatt. Diesmal gilt es, das große Tausend-Teile-Puzzle unseres MULTIVAN akkurat und fehlerfrei wieder zusammenzufügen.

Ein überaus wichtiges Augenmerk lege ich dabei auf die Konservierung der Karosserie. So kommt nicht nur herkömmlicher Hohlraumwachs zum Einsatz. In vielen Internetforen las ich über speziell entwickelte Substanzen, die meinen Kampf gegen den Rost nun auch an unserem Objekt wirksam unterstützen werden. Speziell eine Masse, die sich seit Jahren im Schiffsbau beim Beschichten von Innenwänden von Ballastwassertanks bewährt, findet hier Einsatz am Unterboden, den Radhäusern und sämtlichen Hohlräumen.

Parallel zur Karosserie lege ich natürlich auch Wert auf einen soliden technischen Zustand des Bulli. Schrittweise erhält er einen neuen Turbolader, ich ersetze den Oxikat inklusive Auspuff, die Vorderachse bekommt neue obere Querlenkerbuchsen, komplett neue vordere Bremsen (Scheiben und Beläge) und hinten neue Handbremszüge. Der Antrieb wird mit einer neuen Ölkühleranlage (… vorsorglich, wegen angeblich thermischer Motor-Probleme des auch in unserem T3 verbauten JX-Motors) ausgestattet.

Auf Anraten und mit Hilfe unseres befreundeten Serviceleiters einer namhaften rheinland-pfälzischen VW-Autohauskette erstehe ich sogar einen Ersatzmotor mit wenig Laufleistung. Sollte die alte Maschine, die bereits über 250.000 Kilometer hinter sich hat, also irgendwann den Geist aufgeben, wäre deren Nachfolge somit auch schon gelöst.
Frühlingssonne auf REDSTAR

Während die ersten wärmenden Frühlingssonnenstrahlen vom Märzhimmel scheinen, wird die MULTIVAN-Vorderachse neu bereift, die Achsgeometrie von einem Fachbetrieb vermessen und eingestellt, sowie die letzten technischen Probleme beseitigt. Zu guter Letzt fehlt nur noch der Ritterschlag durch die HU-Plakette einer Prüforganisation. Seine letzte Hauptuntersuchung hätte der REDSTAR im August 2009 über sich ergehen lassen müssen – wurde aber stattdessen am 31.8.2009 außerbetriebgesetzt.
Zur großen Prüfung in die Werkstatt: Hauptuntersuchung

Nun, gut fünf Jahre nach seiner Abmeldung, soll dieses Fahrzeug also wieder den Segen des TÜV erhalten - nein, falsch... die Prüforganisation wird auch in diesem Falle NICHT TÜV heißen. Ein Sachverständiger dieser Organisation zwang mich nämlich mal vor vielen Jahren, Alufelgen trotz ABE in die Papiere meines T4 eintragen zu lassen. Obwohl ich mit diesen Felgen schon seit acht Jahren fuhr (hatte damit natürlich auch schon einige Hauptuntersuchungen ohne jegliche Beanstandungen überstanden), verweigerte der Ingenieur stur die Plakette. Ich musste die Felgen tatsächlich für viel Geld eintragen lassen. Viel später erfuhr ich jedoch von einer anderen Prüforganisation, dass dieses Unterfangen vollkommen überflüssig war. Somit schwor ich, den TÜV nie wieder an meine Fahrzeuge zu lassen. Ironie des Schicksals: als Fahrlehrer muss ich ständig mit dem TÜV zusammenarbeiten... aber... *räusper* ich schweife ab!
Das wohl wichtigste Dokument dieser Tage

Legendäre Schritte


Happy End


Vom positiven Ergebnis der Hauptuntersuchung erfahre ich blöderweise während der Arbeit, am Telefon. Allerdings vermisse der Prüfer wohl die E-Prüfzeichen auf den klaren Rückleuchten. Komisch, ich bin mir ganz sicher, dass sie freigegeben sind. Dem Prüfer muss nun hoch und heilig versprochen werden, dass die Sache ordnungsgemäß erledigt wird. Somit erteilt er die Plakette! Noch am Abend ordere ich neue Rückleuchten MIT E-Nummern. Wie sich letztendlich jedoch herausstellt, hätte ich mir das sparen können. Natürlich haben die Rückleuchten E-Nummern - der Prüfer hat sie wohl nur nicht gefunden.

Wenige Tage später prangen schließlich amtliche Saisonkennzeichen am MULTIVAN. Er ist somit endlich zurück auf der Straße. Das war von Anfang an das Ziel dieser langwierigen, anstrengenden und sehr penibel durchgeführten Restauration. Unser REDSTAR soll nun in acht Jahren gut gepflegt in den Oldtimer-Status übergehen. Bis dahin wird dieses besondere Exemplar uns sicher noch an viele fremde Orte und in schöne Urlaube begleiten. Das wiederum birgt gewiss Stoff für weitere interessante Bulli-Geschichten vom Bullitypen.
Und... ZACK!!! Dran sind die neuen Kennzeichen!

Rückblick und Gegenwart zugleich: 
ausgetauschtes rostiges Blech zur
Anschauung nochmal ausgelegt  

Stolzes Resultat nach eineinhalb Jahren Arbeit

Startbereit für neue Abenteuer








Unsere "REDSTAR-Story" in knapp sieben Minuten


5 Kommentare:

  1. Anonym31.3.14

    Hey El,

    ein wunderbares Ergebnis zu einer wunderbaren Restaurierung :-). Auf den Bulli kannst du stolz sein.

    Ich wünsche euch viel Erfolg bei den folgenden Touren - und immer genug Sprit im Tank! :D

    Schöne Grüße von der Nordsee
    Lars

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  2. Anonym31.3.14

    Gratulation!

    Der sieht ja wirklich toll aus - fehlt nur noch ein gewisses Bulli-Kissen (voller Decken) ;-)

    Gabî

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  3. Anonym1.4.14

    Toll gemacht, dann könnt Ihr uns ja mal besuchen!

    Schöne Grüße
    Ulla & Wolfgang

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  4. Anonym1.4.14

    P E R F E K T - (schließe mich Gabis Hinweis selbstverständlich an). Schön, dass Du diesem Bulli ein neues Leben einhauchen und ihn somit vor dem sicheren Rost-Siechtum bewahren konntest.
    Wünsche Euch viel Spass damit...

    L.G. Birgit

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  5. Anonym5.6.14

    Gratuliere zum Redstar!
    Ein wunderschönes Fahrzeug! Ich arbeite seid 20 Jahren in diesen Werk wo dein T3 gebaut wurde!
    Bin ebenfalls ein T5 und T4 California Fahrer.
    Liebe Grüsse aus Graz.
    Werner

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