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Sonntag, 26. Juni 2016

Meine DJ-Biografie - Kapitel 20: FINSTERE MOMENTE













Ich lege hier wirklich keinen gesteigerten Wert darauf zu jammern. Doch in den fünfundzwanzig SOUNDBOX-Jahren konnte natürlich nicht nur ständig „die Sonne scheinen“.
Schließlich wartete in dieser Zeit auch mein ganz normales Leben mit seinen unterschiedlichsten Alltagssituationen, Stimmungsschwankungen oder Krankheiten und manchmal sogar noch Schlimmerem auf. Obwohl ich stets versuchte, mein Wesen davon nicht beeinflussen zu lassen, blieben Auswirkungen auf mein Befinden leider nicht aus. Und ich glaube, das ist wohl auch durchaus menschlich.

Andererseits möchte ich mich aber mit meinen „Auftritten unter widrigen Umständen“ nicht brüsten. Deshalb fühle ich mich nämlich nicht gleich als Held. Es lässt jedoch hoffentlich erkennen, welch moralischen Anspruch ich als Dienstleister generell an Versprechen und Verlässlichkeit im Umgang mit meinen Kunden pfleg(t)e.

Eine dieser düsteren Zeiten in meinem DJ-Leben durchschritt ich anlässlich des Todes meiner Schwiegermutter. Sie war in Folge einer Lungenkrebserkrankung verstorben. Es fiel mir damals sehr schwer, hinter den Turntables am Mikrofon der SOUNDBOX zu stehen und die Gäste locker und flockig die ganze Nacht hindurch zu bespaßen. Andererseits brachte mich diese Beschäftigung auf andere Gedanken – was mir wiederum auch gut tat.


Etwas später zog ich mir beim Bau meiner Garage einen schweren Bandscheibenvorfall zu. Trotz nahezu unerträglicher Schmerzen und einem tauben linken Fuß, schleppte ich die komplette SOUNDBOX-PA in den ersten Stock eines historischen Restaurants. Anschließend feierte dort oben die Belegschaft einer Bank. Währenddessen hielt ich mich mit den heftigsten Geschützen unter den Schmerzmedikamenten recht mühsam aufrecht und klammerte mich krampfhaft an meiner Anlage fest.

Riskant war auch der folgende Einsatz: damals musste ich eigentlich wegen einer Lungenentzündung das Bett hüten. Genau dort erreichte mich dann jedoch der telefonische Hilferuf eines Kunden.

Da ein DJ-Kollege ausgefallen war, benötigte der Gastgeber händeringend Ersatz. Möge man darüber denken, was man will: ich sagte zu und war wenige Stunden später mit der SOUNDBOX für die ausgelassene Stimmung auf der Silbernen Hochzeit verantwortlich. 
Bedingt durch meine Lungenentzündung schwitzte ich zwar wie in einer Sauna - der Schweiß floss wirklich in Strömen. Ich hielt mich aber stets warm und mied Durchzug. Am Ende war der ahnungslose Gastgeber höchst zufrieden – somit hatte sich mein Einsatz also durchaus gelohnt.

Doch trotz alledem war ich mit meiner Einstellung nicht solide auf jeden Tiefschlag vorbereitet. Wenn man es nämlich ganz genau nimmt, ist die SOUNDBOX letztendlich sogar infolge der gravierendsten Veränderung meiner Lebensumstände zugrunde gegangen… aber darüber erzähle ich unter anderem später im Kapitel „Abschied ist ein scharfes Schwert“.

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