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Freitag, 11. November 2011

Gott in Frankreich zu Junior's Geburtstag

Wahrzeichen der Leipziger Messe

Die "AMITEC" ist eine Paralellmesse für Werkstatt, Teile, Service.
WIR besuchen hier allerdings die "AMI"
Wir schlendern am 4. April 2009 durch die Hallen der Leipziger Messe. Alle zwei Jahre findet hier die AUTO MOBIL INTERNATIONAL (AMI), Deutschlands zweitgrößte internationale PKW-Messe, statt.
Jugendliche im Opel GT - eine Sitzprobe, die für mich nichtmal mit Schuhlöffel möglich ist. 

Lukas und Marcel sind 
natürlich autointeressiert
Wir, das sind mein Stiefsohn Marcel, mein Sohn Lukas und ich - die Frauen wollen lieber in Leipzig shoppen.

Einmal neben einem Riesen stehen!
Meine Körpergröße von 2-Meter-5 scheint am Audi-Stand eine kleine Sensation zu sein. Eine freundliche Audi-Messehostess möchte sich unbedingt neben mir ablichten lassen.

Hinterher verabreden wir, dass ich ihr das Foto als Mail-Anhang schicke – sie selbst hat aber gerade keine Visitenkarte mit ihrer eMail-Adresse dabei – so hilft ihr ebenfalls netter Kollege mit seiner Karte aus, er verspricht, mein Foto später weiterzuleiten.
C6 in Tradition der großen Citroën-Limousinen DS, CX und XM
Im Laufe des Messe-Rundgangs stehe ich irgendwann vor dem Messestand der Firma Citroën. Lukas wuselt in und um einen schwarzen C6 herum, immer wieder höre ich „Papa, guck mal hier“ oder „Papa, das musst du dir mal ansehen“ und „Papa, Papa, der hat sogar....“ 

Ich setze mich zu ihm auf den Beifahrersitz. Der 16-Jährige hat vor wenigen Tagen seine Führerscheinprüfung bestanden, darf aber noch nicht selbst fahren, weil er erst in drei Wochen 17 wird – danach fährt er erstmal ein Jahr in Begleitung.
...wenn der Sohn um den C6 wuselt
Natürlich begeistert ihn am C6 der Tacho, einem typischen „Mäusekino“, wie es die Franzosen überall gern einbauen. Aber auch der „Info-Hügel“, Navi und Fahrerinformationssystem, auf der Mitte des Armaturenbretts sowie die Kommandozentrale für Sound, Klima und weitere Funktionen beeindrucken den jugendlichen Betrachter.

Nach den - meines Geschmackes nach pottenhäßlichen - C5 und Xsara und Xsara Picasso der letzten Jahre, ist das Spitzenmodell allerdings irgendwie endlich mal wieder ein Hingucker. Durch eine hydropneumatische Federung versucht Citroën eigentlich immer wieder, seine Fahrzeugen mit einem uralten technischen Highlight ganz nach vorn zu bringen. Anhand einer elektronisch geregelten Abstimmung und Dämpfung demonstrieren sie beim C6, dass auch das Fahren auf Wolken wohl noch ausbaufähig sein kann.
Einmal Konsole bei Raumschiff Entenscheiss sein?

Plötzlich steht ein Herr in schickem Anzug neben dem Auto. „Möchten sie DEN mal Probe fahren?“ fragt der offensichtlich zum Citroën-Stand gehörige Messeberater. Zunächst liegt mir ein lapidares „Nein!“ auf der Zunge. Als ich jedoch in Lukas' Gesicht blicke, behalte ich die Ablehnung lieber für mich, denn ich habe eine spontane Idee. „Was meinst du, wollen wir mal einen C6 an deinem Geburtstag fahren?“. Logisch, das meinem Sohn die Idee gefällt. „Ich kann ihnen gleich von hier einen Probefahrttermin bei einem Händler ihres Vertrauens vermitteln“ hilft Herr Citroën bei der Entscheidung und wedelt mit etwas herum, das wie ein iPhone (oder so) aussieht. „Okay“, sagt Lukas „wenn das geht...“.
Dieses Angebot lassen wir uns nicht entgehen. Das iPhone gibt seine Informationen an einen Citroën-Händler ins nur 13 Kilometer von zuhause entfernten Lohne weiter. „Citroën wird sich schriftlich bei ihnen melden“, verspricht der nette Herr, der eigentlich Student ist und hier sein BAFÖG aufbessert. Gebürtig ist er übrigens aus Twistringen – Tststs... die Welt ist klein, Twistringen liegt nur 25 Kilometer von zuhause entfernt... lustig, dass wir uns hier, über 300 Kilometer von dort, über den Weg laufen.
Futuristische Anmutung
Eine Woche vor Lukas' Geburtstag steht der Termin mit dem C6 beim Händler in Lohne. Alles hat so geklappt, wie es auf der Messe versprochen wurde.

Lukas' Geburtstag fällt auf einen Samstag. Die Besatzung der TÜV-Station Vechta, die für die Aushändigung seiner Prüfbescheinigung zuständig ist, hat mit versprochen, dass wir den Schein hier sogar an diesem Wochenende abholen können – was dann auch tatsächlich klappt.
C6-Detail

Eine halbe Stunde später stehen wir dann am Tresen der Citroën-Vertretung in Lohne und erhalten ohne große Umschweife einen schwarzen C6-Vorführwagen mit naturfarbenem Lederinterieur. Ungefragt stellt uns der Autohausbesitzer auch gleich noch einen schon fast unanständig großzügigen Nachlass beim Kauf eines neuen C6 in Aussicht – das mutet etwas seltsam an, ganz so, als ob er uns das Fahrzeug quasi gern „nachschmeissen“ möchte. Außerdem lässt dieses Verhalten durchblicken, dass sich ein C6 als 3-Liter-V6 Hdi, 241 PS/177 kW mit ansprechender Ausstattung hierzulande bei über 54.000,- Euro (inkl. MwSt.) Listenpreis offensichtlich schwer verkaufen lässt. Somit ist das wohl eine eher laissez-faire französische Verkaufsstrategie, die uns zudem wohl auch nicht von der heutigen Probefahrt abhalten soll.
Geschmacksache: "Alezan"-Leder

Wir lassen uns im C6 auf weichem „Alezan“-Leder nieder und schließen die rahmenlosen Türen. Die Sitze lassen sich mehrfach elektronisch in die passende Stellung (auch für Langgewachsene) bringen. Das citroentypisch designte und ergonomisch geformte elegante Cockpit schmeichelt das Auge und vermittelt einen harmonischen Gesamteindruck. Die großflächigen Fenster verstärken diesen hellen und geräumigen Eindruck.
Das Geburtstagskind hinterm Steuer


Als der doppelt aufgeladene Sechszylinder (übrigens bei FORD in London-Dagenham produziert und ebenfalls in Jaguar XF und XJ verbaut) geweckt wird, gibt nur der Drehzahlmesser eine Reaktion des Fahrzeugs wieder – zu hören ist der Dieselmotor eigentlich kaum.

Langsam rollt der 4,91m lange, 2,08m breite und 1,46 hohe Franzose vom Hof der Citroën-Vertretung. Den Absatz vom dabei zu überfahrenden Bürgersteig spüren die Insassen nicht – das hervorragende Hydractive Fahrwerk schluckt diese Einflüsse klaglos.
Der Traum vom C6?
Lukas möchte einen Kumpel mit dem C6 besuchen – kein Problem... dieses ist sein Auftritt. Und der Kumpel scheint beeindruckt, zumal er selbst noch kein Auto fahren darf, nur Traktor.

Anschließend steht Mc Donalds auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin versuche ich als Beifahrer die hydropneumatische Federung per Knopfdruck zu einem Tiefflug zu bewegen. Leider verweigert das Fahrzeug aber das flunderflache Fahren, verwirrt uns sogar durch die Information „hydractive defect" in seinem Display. Ehm...???... haben wir das Highlight dieses Autos schon „kaputt gespielt“? Wir müssen obendrein erstaunt feststellen, dass der Wagen nun plötzlich über keinerlei Federungskomfort mehr verfügt – er ist hart wie Beton, lediglich die luftbefüllten Reifen liefern offensichtlich noch ihr Minimum an Federung. Das gibt’s doch nicht! Höher stellen läßt sich die Fuhre auch nicht wieder – komisch. Wir hoppeln bei Mekkes auf den Parkplatz und steigen durchgerüttelt und verdutzt aus. Zwischen Wagenboden und Straße passt mal gerade noch eine Hand. „Vielleicht besinnt sich die Technik ja, während wir uns einen Burger unter die Nase schieben“, beschließen wir schließlich und streben dem Eingang des Schnellrestaurants entgegen.
Ghostbusters: Das hydraktive Fahrwerk spielt verrückt
Während ich die Tür öffne, fällt noch eben mein fahriger Blick aus den Augenwinkeln auf den störrischen C6... und augenblicklich gerate ich ins Prusten. Aus welchem Grund auch immer: er parkt dort jetzt in der höchstmöglichen Stellung, die sein modernes hydraktives Fahrwerk zu bieten hat. Wer bitte hat ihm das jetzt befohlen? Nur im Film „Herbie“ habe ich mal ein Auto mit Seele und eigenem Willen gesehen. „Mann, sieht das Scheisse aus“, entfährt es mir mit Lachtränen in den Augen und auch die anderen finden den Anblick äußerst lustig. „Lasst uns schnell reingehen, damit bloß keiner sieht, dass WIR mit diesem Auto gekommen sind.“ Nach dem Restaurant-Besuch erwartet uns Monsieur C6 ganz so, als ob nichts gewesen wäre... und wir brauchen glücklicherweise weder Fußbank noch Leiter zum Einsteigen.
Lukas freut sich über dieses Geburtstagsgeschenk




Nur nicht ängstlich sein

Lukas gelüstet es nun fast-food-gesättigt nach einer Autobahnhatz. Da das Befahren der A1 sich aufgrund regelmäßig zu hohen Verkehrsaufkommens dazu weniger eignet – tagsüber ist hier meistenteils eh nur 120 km/h erlaubt - ist unser Ziel die wenig frequentierte A29 ab dem Dreieck Ahlhorner Heide in Richtung Oldenburg. Weich federnd schwebt der Fahranfänger mit dem 1,8-Tonner mutig mit 200 km/h über die Betonpiste. Kurz vor Wardenburg verlassen wir den Highway um einerseits in die entgegengesetzte Richtung zurück zu fahren und andererseits um vorher ein paar Erinnerungsfotos zu schießen.
Voiture pompeuse
Foto-Session
Schließlich fährt das Geburtstagskind den „Traumwagen-for-one-day“ wieder auf den Parkplatz vor der Citroën-Vertretung. 

Der Händler hat mittlerweile Wochenende – und daher schon geschlossen. Wir hatten vor unserer Tour ausgemacht, dass wir den Schlüssel durch den Briefschlitz wieder in die Sicherheit des Verkaufsraums zurückgleiten lassen.
Lukas auf der Haube
Unser gemeinsames Fazit ist eingefärbt vom seltsamen Ausfall der Hydropneumatik und vom angezeigten Durchschnittverbrauchswert im Fahrerinformationssystem des C6. Zum Einen sind wir uns einig darüber, dass ausgerechnet das technische Highlight dieses teuren Franzosen nicht einfach so herumzicken darf. Und 9,9 Liter Diesel/100 km unterbieten locker alle Modelle deutscher Marken – es ist inzwischen auch in entsprechenden Veröffentlichungen nachzulesen, dass unter anderem der zu gewaltige Durst den C6 einen Erfolg kostet.
Lukas bleibt mit seinem Polo doch lieber bei "Made in Germany"

Trotzdem war es mal sehr interessant, dieses Juwel französischer Autobaukunst kennen gelernt zu haben. 

... Lukas fährt übrigens inzwischen (zwei Jahre später) einen VW Polo III (6N2).

1 Kommentar:

  1. jetzt hab ich mir schon fast überlegt, so einen C6 auf die Wunschliste zu setzen. Danke für Eure Warnung :-)
    Dann vielleicht doch ein Park Avenue, der schluckt auch nicht mehr. (super)

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