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Montag, 14. Februar 2011

K 70-Werft – 3. Teil

Folienscheibe und Folienmotorhaube
Ich hatte mir die allergrößte Mühe gegeben, den „braunen Feind aus meinem Auto“ zu verbannen. Immerhin gelang es dem fiesen Eisenbeißer, allein bei der Modellreihe VW K 70 (werksintern Typ 48), eine nahezu komplette Population von einstmals 211.127 Einheiten innerhalb von geschätzten zehn Jahren, quasi schrotthum, für neue Rostfraß-Gelage nach baldiger Wiedergeburt in Hochöfen vorzubereiten. Auch eine Auskunft vom Kraftfahrbundesamt in Flensburg spricht hier eine deutliche Sprache: im Heimatland dieses durchaus geschichtsträchtigen Automobils kann man die deutlich unter 500 zugelassenen Fahrzeuge nur noch zu einer „vom Aussterben bedrohten Masse“ und meine Garage zu einem der seltenen K 70-Reservate und somit zur K 70-Schutzzone erklären.
Lackierer Ralf bei der Arbeit
Nach einem umfangreichen Metallgemetzel stand mein „Baby“ nun also wieder stabil in der Garage. Allerdings bis auf „unten rum“ – da hatte ich alles, was noch immer rostig war, umgewandelt, vorgesorgt, geschützt… und in Wagenfarbe „sonnengelb“ lackiert – war die Karosserie also eher nackt und unbehandelt.
Hütte unter Dampf!

Die Kosten für eine Lackierung, unabhängig davon, ob für ein altes oder ein neues Fahrzeug, werden immer durch ihre Vorbereitungen in die Höhe getrieben. Der Auftrag der edel glänzenden Farbschichten fällt dabei meist weniger ins Gewicht. Da Ralf gelernter Lackierer ist, versprach er mir, meinen Kasi „lackierfertig“ zu machen. Dieses Wort liest sich schnell, doch die Arbeit, die dahinter steckt ist mühsam, staubig, dreckig und dauert vor allem richtig lange. Zumindest, wenn es sich um mein Projekt handelt, bei dem das Fahrzeug nicht in wenigen Wochen schon wieder am normalen Straßenverkehr teilnehmen muss. Genauer gesagt hat die Vorbereitung zur Lackierung fast zwei Jahre gedauert.

Zauberei mit der Spritzpistole

Da wir aufgrund des anfallenden Staubes und der besseren Lichtverhältnisse möglichst meistens draußen vor der Garage arbeiteten (…komisch – die Bilder sind alle von drinnen), mieden wir Kälte und schlechtes Wetter. Abgesehen davon, waren bei der Verarbeitung von Spachtel, Füller etc. auch gewisse Temperaturvorgaben einzuhalten. Damit Lust und Laune nicht unter die Räder kamen – es handelt sich ja schließlich um ein Hobby – wurde nicht jedes Wochenende in Staubwolken gehüllt! So wurschtelten wir langsam ums Auto herum. An einem Wochenende die Kofferraumklappe, drei Wochenenden später ein hinteres Seitenteil, zwei Wochen später nochmal das gleiche Seitenteil usw.
K 70-Türen an der Decke = bequeme Arbeitshöhe
Lackierer Ralf machte oftmals dicke Backen: die für meinen Kasi benötigten Mengen an Spachtelmasse würden normalerweise für einen Bus reichen. Der Hitzeverzug beim Schweißen hatte das Blech an vielen Stellen „wellaform“ gemacht. Häufig stand er gebückt am Fahrzeug, fühlte mit der flachen Hand über das eben gespachtelte und dann plan geschliffene, staubige Blech, rollte mit den Augen, lief rot an und fluchte „da sind immer noch Beulen“. Wenn ich Laie mich dann in gleicher Weise über die Wellen im Blech informieren wollte, fühlte ich nur… Blech, sonst nichts. Wahnsinn, wieviel Gespür ein Lackierer in den Händen hat! „Pass auf – ich zeig’ dir, dass da wirklich noch Macken drin sind!“ schulte er mich und verteilte mit einem Schwamm Wasser auf der Stelle. Im Licht brach sich der Glanz tatsächlich und die eben noch imaginären Unebenheiten waren ganz deutlich zu erkennen. Zauberei!
Motorhaube und Kofferraumdeckel
So zogen sich die Arbeiten über Monate hin. Nebenher durfte ich meine „Fuchsfelgen“ schleifen. Von Hand!!! Sandstrahl wäre erstens eine Riesensauerei geworden und zweitens, laut Fachmann, zu grob und zu aggressiv für das Alu-Material. Mein Ehrgeiz sorgte dafür, dass ich für alle vier Räder auch vier Wochenenden benötigte. Allerdings – der Aufwand der Handarbeit lohnte sich: nachdem die Felgen lackiert waren – Ralf durfte sie damals in der alten Lackiererei seines Arbeitgebers „Karmann“ in Osnabrück professionell lackieren – sahen sie besser aus als neu!
K70 Popo frisch gepudert!
Irgendwann war die letzte Lunke an der Karosserie beseitigt, das letzte Schleifpapier verbraucht. Das Werk stand kurz vor seiner Vollendung. An einigen Stellen war das Blech natürlich bis auf das blanke Metall heruntergeschliffen. Deshalb trug der Lackprofi mit seiner Farbsprühpistole eine Schicht Füller auf die gesamte Karosserie auf. Damit war mein Rohbau auch diesseits bestens vor Rost geschützt. Für den letzten Arbeitsgang, das Auftragen der ersten Farbschicht muss das ganze Fahrzeug jetzt nur noch einmal naß und mit sehr feinem Schleifpapier abgeschliffen werden. Doch wie gut, dass die Zeit jetzt ohne Schäden am Wagen vorbeigehen kann.
... und es wartet auf ein Zeichen
... das Projekt im Februar 2011
Im Zuge von Trennung und Scheidung von meiner damaligen Gemahlin, die meine “K 70-Mania” eh nicht mochte, ist viel Geld und Zeit verflossen. Zwischenzeitlich stand, glücklicherweise nur kurzfristig, sogar der Verkauf des unfertigen Restaurationsobjektes zur Debatte.
Steht eigentlich auf K 70

... sitzt aber die Lackierung des Rohbaus aus!
Inzwischen schlummert das Fahrzeug schon das 13. Jahr in meiner Garage. Langsam wird`s Zeit, oder? Mittlerweile bin ich schon im sechsten Jahr glücklich wiederverheiratet. Und glücklicherweise mag meine neue Frau meine K 70-Aktivitäten. Die abschließende Ausführung der Restauration kommt immer häufiger ins Gespräch. Es fehlt zur Zeit allein das Geld für die Lackierung…

Es wird!– da bin ich… sind wir uns sicher! Und dann gibt es auch einen 4. Teil aus der K 70-Werft.

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