Es war am letzten Wochenende, als mich eine Schraubereinladung durch Markus Retz erreichte. Er sei Mittwoch und Donnerstag im VW K 70 Kompetenzzentrum. Ob ich nicht zum Schrauben an meinem gelben K 70 LS Lust hätte. Nachfrage bei meinem Freund Peter (ihm gehört die Halle, in der mein K 70 momentan steht): er kann mich nicht unterstützen, weil er beruflich eingebunden ist, hat aber keine Einwände gegen meine Schraubereien in seiner Halle. Also habe ich kurz überlegt, zugesagt und mich Mittwochmorgen mit dem REDSTAR auf den Weg in den Westerwald gemacht.
Zunächst bin ich auf der A1 bis zum Westhofener Kreuz, dann die A45 bis zur Abfahrt Haiger-Burbach. Das sind ziemlich genau 250 Kilometer Autobahn. Und war ein bisschen überrascht: bei uns in der dörflichen Gegend spürt man das ausgedünnte Leben durch die Corona-Maßnahmen recht deutlich... es ist teilweise auffallend ruhiger. Auf der Autobahn jedoch scheint der LKW-Verkehr unverändert, gefühlt sogar massiver. Je weiter ich südlich unterwegs war, desto dichter wurde das LKW-Aufkommen. Ab der Autobahnabfahrt Haiger-Burbach geht es dann für etwa 70 Kilometer per Bundesstraße quer durch den Westerwald. Offenbar für die "ruhige" Corona-Zeit haben sich die Behörden einfallen lassen, Straßen zu sperren und zu erneuern. Es war ein ordentliches Gekurbele über die ganzen Umleitungen, das mich wahrscheinlich fast eine Stunde kostete.
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REDSTAR vor dem VW K 70 Kompetenzzentrum Westerwald... in der Halle ist der Gelbe zu erkennen! |
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Endlich an der Halle angekommen ist Markus beim Kupplungswechsel an seinem alten BMW. Mit Peter hatte ich vereinbart, dass ich bei seiner Mutter die Schlüsselbox abholen könne. Es müssen Fahrzeuge in der Halle bewegt werden, damit ich meinen K 70 z.B. auf die Hebebühne bekomme. Also starte ich eben zur Fahrt zu "Mutter Ilse", sie wohnt nur dreieinhalb Kilometer von der Halle in Höhr-Grenzhausen. Als ich den Motor starten will... ist die Batterie leer. Nach 350 Kilometer Fahrt? Wie kann das denn sein? Die originale VW-Batterie ist gerademal ein Jahr alt. Markus ist ja vom Fach, misst die Batterie durch, seine Diagnose ist erschütternd... die Batterie ist wohl im Eimer. Na toll! Glücklicherweise habe ich eine volle Batterie dabei - weil wir eventuell den Motor meines gelben K 70 starten wollen. Diese Batterie landet also im REDSTAR... und er startet auch wieder wie gewünscht.
Bei "Mutter Ilse" gibt's erstmal Kaffee und Berliner. Sie drückt mir auch noch vier gekühlte Dosen Cola-Zero in die Hand. Die landen erstmal im Kühlschrank des REDSTAR. So geht es zurück zur Halle. Ich ziehe mich um und erhalte von Markus Instruktionen, was nun zu tun sei. Ich soll den Kabelbaum im Motorraum ordnen. Zum Vergleichen steht in Peters Halle ebenfalls ein 74er LS... so kann ich die originale Lage der Kabel erkennen. Bestimmte Kabel müssen ersetzt oder neu isoliert werden. Dann kommt Markus mit Gummischläuchen und Schlauchschellen. Der Motor hat zuletzt 1998 gelaufen, seitdem steht er. Die Gummischläuche sind zumeist verhärtet, rissig, porös oder gar eingerissen. Sie werden alle ersetzt. Das hört sich leicht an, ist es aber nicht in jedem Falle. An manche Stellen kommt man sehr schlecht ran. Das ist dann übelstes Gefummel.
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Strippen ziehen |
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Die originale Vorlage |
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Ordnung schaffen |
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Schon fast ein Kunstwerk, oder? Kühlwasserschläuche |
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Markus nimmt den Vergaser auseinander, reinigt und dichtet ihn mit Hilfe des von mir mitgebrachten Dichtungssatzes ab. Bevor er jetzt eingebaut wird, müssen noch die Vergaserflansche mit einer speziellen Dichtmasse versehen und an die entsprechenden Stellen gebracht werden. Irgendwann muss sich Markus auf den Weg nach Hause machen - er braucht etwa eine Stunde. Also erledige ich meine letzten Dinge allein und entscheide mich dann, als es langsam dunkel wird ebenfalls für den Feierabend.
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Ready for Backseatsession? |
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Neulich versprach ich meinem Spezl Jens Tanz etwas: er gibt von Zeit zu Zeit während der Corona-Zeit auf Facebook "Backseatsession"-Konzerte mit neuer alter Musik vom blauen Verlourrücksitz seiner im Garten stehenden 1986er W 126 S-Klasse. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass mein 1974er K 70 auch mit blauen Velour-Sitzmöbeln ausgestattet ist. Daraufhin bat er mich um ein kleines Konzert vom Rücksitz meines K 70.
Also ergreife ich jetzt die einzigartige Gelegenheit, dieses kleine Konzert abzuhalten. Vorsichtshalber hatte ich schonmal meine Gitarre in den REDSTAR gepackt und für die Tradition des dabei Whiskey-Verköstigens eine Flasche Jim Beam dabei. Es war mir nur nicht klar, was genau ich bei diesem Anlaß vortragen soll... na, irgendwas wird mir schon einfallen.
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So, das Handy habe ich mit einem Kabelbinder am Innenspiegel befestigt und ausgerichtet... und los geht's. Immerhin habe ich ein mehr schlechtes als rechtes Video zusammengebracht. Danach alles schnell zusammengepackt, als ich aus der Halle komme, ist die Sonne bereits untergegangen... ab zu "Mutter Ilse". Bei ihr auf dem Grundstück werde ich im REDSTAR die Nacht verbringen.
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Die Nacht bricht herein über dem VW K 70 Kompetenzzentrum Westerwald
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Am nächsten Morgen geht es in der Halle am K 70 weiter. Der komplette Auspuffstrang wird montiert. Markus steuert professionelles Befestigungsmaterial bei. Auspuffmuttern sollen nicht festbrennen, deshalb nimmt man Kupfermuttern. Ein neuer Dichtkegel zwischen Hosenrohr und Mittelschalldämpfer kommt zum Einsatz, der Endschalldämpfer kommt wieder an Ort und Stelle. Die Schläuche am Tank müssen erneuert werden - aufgrund der Einbaulage wieder ein ewiges Gefrickel, das Markus aber irgendwann erfolgreich beenden kann. Dann geht es an die Antriebswellen. Die Achsmanschetten sind zu alt und porös - auch sie werden erneuert. Anschließend werden sie an die Räder bzw. die Bremsscheiben am Achsantrieb (der K 70 hat innenliegende Bremsscheiben) geschraubt.
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Stehend unterm K 70 |
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Der Blick entlang des Abgas-
Hosenrohrs von unten, hinten
nach vorn oben zum Krümmer (links der Motor)
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Der Krümmer wird mit neuen
Kupferschrauben am Block
befestigt
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Der Auspuffkrümmer, links das Hosenrohr
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Nach 22 Jahren endlich wieder ein
vollständiger Abgasstrang
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Das Schiff von seitlich unten |
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Wieder montierte Antriebswelle |
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Keine Angst: die Gummimanschette ist nagelneu und das Gelenk ist nicht defekt. Das Rad hängt halt nur in der Luft |
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Außengelenk und Achsschenkel rechts |
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Linke Seite |
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Sieht komisch aus - ist aber okay |
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Weiter im Programm: nun werden die hinteren Bremstrommeln entfernt. Auch darunter muss alles neu... es ist nach 22 Jahren Standzeit alles vergammelt = verrostet. Die Bremszylinder sind fest - Markus besorgt demnächst neue. Heute ersetzt er noch alle Bremsschläuche der Hinterachse.
Zwischendurch hole ich mir eine Dose von "Mutter Ilse's" Cola-Zero aus dem REDSTAR-Kühlschrank: ich glaube, das Gerät funktioniert wirklich gut. Die Cola war tiefgefroren.
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Wenn eine Cola-Dose so aus dem Kühlschrank kommt, ein Problem du hast! |
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Weiter im Programm: nun werden die hinteren Bremstrommeln entfernt. Auch darunter muss alles neu... es ist nach 22 Jahren Standzeit alles vergammelt = verrostet. Die Bremszylinder sind fest - Markus besorgt demnächst neue. Heute ersetzt er noch alle Bremsschläuche der Hinterachse.
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22 Jahre haben Spuren hinterlassen
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Ein Lebensraum des braunen Eisenbeissers
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Das eigentliche Ziel, den Motor heute laufen zu lassen, erreichen wir leider nicht. Dazu fehlen sämtliche Zündkabel. Wenigstens befüllen wir die Anlage mit G13 Kühlwasser. Für heute machen wir Feierabend. Überschlägig sind wir durch diese zwei Schraubertage entscheidende Schritte vorangekommen. Danke Markus, danke Corona.
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So langsam wird er wieder komplett...
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Am Ende dieses Tages liefere ich die Schlüsselbox wieder bei "Mutter Ilse" ab - Peter kommt auch noch vorbei. Wir trinken noch ein Bier... und dann begebe ich mich gegen 19:00 Uhr auf die Heimreise - kurz vor Mitternacht steht der REDSTAR wieder in seiner Garage. Kurz nach Mitternacht liege auch ich im Bett. Ich habe trotz Corona zwei tolle Schraubertage hinter mir.
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Gute Nacht, REDSTAR |
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