Montag, 31. August 2020

Urlaubs - Trilogie 2020 - Phase 3: Zum ersten Mal in Polen - Pogorzelica

Nachdem wir auf Rügen unverwarnt bestraft wurden, weil man angeblich in Mecklenburg-Vorpommern nirgendwo - außer natürlich auf einem Campingplatz - im Auto schlafen darf, haben wir beschlossen, uns aus diesem Bundesland zurückzuziehen. 

Unsere Wahl des alternativen Urlaubsziels fällt auf Polen. Erstens sind wir dort noch nie gewesen, zweitens haben wir gehört, dass es an der polnischen Ostseeküste sehr schön sein soll. Das sind für uns Gründe genug für eine kleine Reise dorthin.

Enttäuscht verlassen wir also Rügen über die L296 neben der Rügendammbrücke, drehen Richtung Süden auf die B96 ab und wechseln an der Auffahrt Stralsund auf die A20 Richtung Osten. Kurz hinter der Querung über die Peene verlassen wir die A20 an der Abfahrt Jamen Richtung Anklam. Von dort kommen wir über die Zecheriner Brücke auf die Insel Usedom.

Tausende Urlauber stehen im Heimreiseverkehr mit ihren Fahrzeugen in der Gegenrichtung im Stau. Es ist davon auszugehen, dass auf Usedom ein ähnliches Tourismusgedränge herrscht, wie auf Rügen. Da wir in der entgegengesetzten Richtung unterwegs sind, bleibt uns dieser Stau erspart. Wir durchfahren den Ort Usedom, dann geht es weiter auf der B110 bis zur polnischen Grenze.


♫♪♪♫♪ Ich war noch niemals in New York ♫♪♪♫♪ ... in Polen allerdings auch nicht... fangen wir doch hier erstmal an!
Kurz nach dem unspektakulären Grenzübertritt erreichen wir Swinemünde. Dort müssen wir mit einer Fähre über die Swina... die Fähre befördert jedoch keine Fahrzeuge mit deutschem Kennzeichen. Wir werden weggeschickt. Sollte dies das Gefühl von Rassismus sein? Nein - wir werden zu einer anderen Fähre gebeten. Nach etwas Suchen kommen wir zur Fähre Świnoujście - Karsibór und sind sehr überrascht, denn die Fahrt über die Swina ist kostenlos.

Auf der anderen Seite fahren wir bis Lubiewo und biegen dann nach Osten Richtung Misdroy ab. Vorher geht Olivia in einen NETTO-Markt und kauft ein. Es gibt hier auch LIDL-, PENNY-, und ALDI Märkte. Betrachte ich die Sachen, die Olivia eingekauft hat, bin ich ziemlich ratlos: mit der polnischen Sprache und Schrift habe ich die allergrößten Probleme. SZ-, CZ-, ZY-, XY-Buchstabenkombinationen lassen deutsche Zungen verknoten und brechen. Der Sinn der Worte ist damit allerdings noch nicht erschlossen. Ich glaube Polnisch ist schwer zu lernen! Wir nehmen das einfach mal so hin. Wenigstens ist so ein Einkauf günstiger als in Deutschland!

Wir streifen weiter entlang der Ostseeküste kilometerlang durch Laubbaumwälder, immer kaum ein Kilometer von der Ostsee entfernt. Auch hier gibt es natürlich Tourismus, bei den größeren Ortschaften hat man das Gefühl, man würde direkt durch eine Kirmes fahren. Fahrgeschäfte (Geisterbahnen, Autoscooter, Achterbahnen, Karussels), Dönerbuden, Strandutensilien (Schwimmreifen, Gummiboote, Taucherbrillen, Strandtücher, Sonnenhüte, Liegestühle), Restaurants, Hotels... und viele, viele Menschen - vor allem Familien... leider alles so ähnlich wie auf Rügen.

Aber wir müssen ja hier nicht anhalten. Nach einigen Kilometern halten wir Ausschau nach Campingplätzen. Auf Strom für den Kühlschrank, eine Toilette und eine warme Dusche wollen wir nun nicht mehr verzichten. Eine direkte Anbindung an einen Ostseestrand wäre auch nicht schlecht. Soetwas findet Olivia als Navigator per Google-Maps in Pogorzelica und leitet uns dort hin. Wir biegen ab von einer Kirmesstraße und stehen in einem Kiefernwald vor der Rezeption des Wohnwagenparks "Cora" die sich in einem Wohnwagen befindet.


Hier geht`s rein!

Der Besitzer des Campingplatzes radebricht auf Polnisch-Englisch-Deutsch (in der Reihenfolge). Er berechnet für vier Tage 44.- Euro, eigentlich ja polnische Sloti - wir rechnen um und geben ihm 50,- Euro. In diesem Preis ist Platzmiete, Strom und Dusche enthalten. Was uns jedoch am meisten entzückt ist, dass wir uns aussuchen dürfen, wo wir stehen wollen. "Ich habe genug Platz - ihr könnt stehen, wo ihr wollt!"

Wir fahren ein bisschen auf dem Platz herum. Tatsächlich - es gibt reichlich Platz, auch wenn wir unter den alten Kiefern kaum einen wirklich ebenen Standplatz finden. Am Ende wählen wir eine mit Betonplatten ausgelegte, etwas abfällige Fläche. Ich finde ein paar Pflastersteine und schichte sie zu zwei kleinen Rampen auf - so stehen wir einigermaßen eben. Als ich den Motor ausstelle, vernehme ich sofort das Meeresrauschen. Nur ca. 50 Meter von unserem Stellplatz entfernt, hinter der baumbestandenen Düne, spült die Ostsee an den Strand. Optimal!


Piekfeiner Ostseestrand




Schöne Gegend

Gewisse Ähnlichkeit mit "unserem" Strand auf Sizilien

Latarnia Morska Niechorze


 

Was will uns das Schild sagen? Ich nix verstehn!

Jetzt zur Kehrseite der Medaille: der Zustand des Platzes erinnert mich verschärft an meine beiden ersten Urlaube in Yugoslawien Mitte der 1980er Jahre. Internet-Rezensionen wie "kommunistischer Charme, der Ort habe in der polnischen Volksrepublik Halt gemacht, es sei ein Ort für Anspruchslose, die Atmosphäre des Ortes sei liebenswert, es gebe dort Ruhe und Frieden, die Zeit sei dort stehen geblieben", sorgen insgesamt für vier Sterne von möglichen fünf. Die letzte Restaurierung der Gebäude dürfte tatsächlich lange her sein. Die Elektroanschlüsse für die Stellplätze erfordern teilweise Kabellängen von über 40 Metern Länge. Toiletten und Duschen dürften auch bereits kommunistische Zeiten gesehen haben... aber das alles ist bei nur 11.- Euro/Tag absolut erträglich.


Erinnert mich einfach an Yugoslawien 1984


Man trennt hier Müll... die Flaschendeckel getrennt von den Flaschen


Toiletten und Dusch-Häuschen


... nicht die modernsten Anlagen... aber funktional


Unser Platz... abgelegen und ruhig


... hinter den Kiefern folgt die Düne, dahinter der Strand


Wir haben es uns gemütlich gemacht


In den nächsten Tagen lernen wir diesen Platz noch besser zu schätzen. Er ist sehr ruhig, dicht am Wasser und es gibt IMMER ausreichend warmes Wasser zum Duschen - mehr brauchen wir einfach nicht! Schade, dass wir unsere Zeit auf Rügen vertrödelt haben. Schade, dass wir uns dort so haben ärgern lassen müssen. Beim nächsten Mal fahren wir direkt nach Polen. Dann hätten wir auch das Wetter besser ausnutzen können - jetzt wird es nämlich schon wesentlich kühler, ungemütlicher und regnerischer.

Bevor wir abreisen, wollen wir allerdings noch in einem polnischen Restaurant speisen. In fußläufig erreichbarer Entfernung finden wir ein solches Lokal. Nachdem wir an einem Tisch mit Schildchen "Zdezynfekowano" (desinfiziert) Platz genommen haben, erhalten wir von der Bedienung eine Speisekarte... natürlich auf Polnisch. Spaghetti Carbonara und Insalata lassen mich hier nicht verhungern. Selbst die Pepsi Max schmeckt, hinterher gibt's noch einen Eisbecher. Wir zahlen für alles zusammen umgerechnet gerademal 30,- Euro. Schön, dass der polnische Preis nicht dem rüganer Trend der letzten Tage entspricht.


Ostblock-Architektur


Kirmes links und rechts und überall


Kann das mal jemand vorlesen?


Ach so schreibt man Friseur


Nein: es bedeutet nicht "reserviert" sondern "desinfiziert"

Gut, dass nicht alles so (schriftlich) entstellt ist!

Unser Fazit für diesen kleinen Trip nach Polen fällt durchaus positiv aus. Den dafür ausschlaggebenden Teil hat Campingplatz "Cora" mit seinem sensationellen Preis und seiner Strandnähe - das war sicherlich nicht unser letzter Aufenthalt dort. Die Preise für Lebensmittel sind obendrein absolut okay. Und der Strand kommt qualitativ an "unseren" sizilianischen Strand heran - wenngleich das Mittelmeer deutlich wärmer sein dürfte als die Ostsee.


Wir brechen wieder auf Richtung Deutschland. Wieder per kostenloser Fähre nach Swinemünde, über Usedom und Anklam zur A20, vorbei an Greifswald (in Grimmen Diesel getankt für sensationelle 94 Cent/Liter). Vorbei an Rostock nach Wismar zu Freunden.


Warten vor der Fähre


Die Fahrt ist kostenlos!



... unterwegs in Anklam:


Fledermaus-Refugium in einer Ruine


Wann gab es das letztmalig?

Der Betrag ist tatsächlich kleiner als die Abgabemenge!

Am nächsten Tag geht's wieder nach Kiel zu Jens Tanz - wir müssen ja den K 70 wieder abholen. Außerdem unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug an den Leuchtturm Bülk bei Strande. Anschließend fahren wir über die Halbinsel Dänischer Wohld in den malerischen Eckernförder Hafen zum Fischbrötchen essen. 


Die Kieler Bucht bei Sande (ganz links der Leuchtturm Bülk)


Irgendwie fällt er auf


Im Hafen von Eckernförde


Gallionsfigur


MAHLZEIT! Seit wann futtern Möwen Pommes?



Am nächsten Tag begeben wir uns mit beiden Autos auf die Heimreise. Einen Zwischenstopp für einen Kurzbesuch machen wir noch in Itzehoe bei Richard Rossbach. Ihn habe ich vor 17 Jahren während meiner Zeit in der Bürogemeinschaft bei Olberding Media Service kennen gelernt. Richard ist Musiker, genauer Komponist und Produzent. Er führt ein Studio in Itzehoe und weiß immer spannende Geschichten aus der Welt der Musik zu erzählen. 


Zu Gast in Itzehoe... 


... im IMHOUSE-Studio  


Noch nie hat Richard an einem VW K 70 gelümmelt...
 
 
 
Schon fast wieder zuhause... nur noch Warten vor dem Elbtunnel... und dann 200 Kilometer

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