Freitag, 26. Februar 2016

Meine DJ-Biografie - Kapitel 16: SCHNAPS IST SCHNAPS - DIENST IST DIENST











Mal abgesehen davon, dass ich bereits seit eh und je den Verlust der Kontrolle über mich selbst infolge Alkoholkonsums verabscheue, gab es während meiner fünfundzwanzig SOUNDBOX-Jahre definitiv keine einzige Feier, bei der ich in "benebeltem" Zustand auftrat.
Erstens: Gelegenheit macht Diebe! Hätte ich während all meiner DJ-Jahre eine andere Einstellung zum Genuss von Alkohol gehabt, wäre ich heute wahrscheinlich nach dem Zeug mehr als süchtig. Zumindest wäre der stete Konsum "geistiger Getränke" meiner Gesundheit sicherlich alles andere als zuträglich gewesen.

Zweitens: ich habe mich als Discjockey stets als Dienstleister gesehen. Dazu gehörte für mich immer auch eine gewisse preußische Disziplin. Und nach eben diesem persönlichen Ehrenkodex war es daher streng gesehen während der Arbeit gar nicht möglich, sich – mal vornehm ausgedrückt - an alkoholischen Getränken zu berauschen. Ein (1!) Glas Bier oder Wein zum Essen war dabei jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen. 

Dass aber beispielsweise ein Discjockey bereits um 23.00 Uhr sturztrunken mit seiner kompletten Anlage den Gästen vor die Füße kippt, kann wohl nicht im Sinne des Erfinders sein. Auch soll es ja durchaus vorgekommen sein, dass ein „nudeldicker Herr Kapellmeister“ zur eigenen Musik mit bloßem Oberkörper allein vor den Lautsprechern seiner Anlage abrockte… leider aber nicht mal mehr checkte, dass die Gäste seinem Treiben relativ nüchtern aber sichtlich entsetzt und nur noch aus sicherer Entfernung beiwohnten. Wie unglaublich peinlich!

Drittens: war ich immer allein für An- und Abtransport sowie Auf- und Abbau der SOUNDBOX verantwortlich. Es gab nur sehr wenige Termine, bei denen ich die Anlage nicht unmittelbar nach der Feier wieder mit nach Hause nahm. Technik und Tonträger sind schließlich das Wertvollste und Wichtigste eines DJs – deshalb sollte er diese Sachen so sorgfältig wie seine Augäpfel hüten. Wie hätte ich jedoch den Abtransport vornehmen sollen, wenn ich betrunken gewesen wäre?

Und schließlich viertens: bei meinen Auftritten mit der SOUNDBOX haben mich im Laufe der Zeit unglaublich viele Menschen gesehen – und auch (kritisch) beobachtet. Ihr wohlwollendes Urteil nach einer solchen Begegnung war letztendlich entscheidend für meinen Ruf, für weitere zukünftige Aufträge – somit also auch für mein Geschäft. Alkohol hätte der SOUNDBOX ganz sicher geschadet.


Mein stetes Nüchternsein bewahrte mich aber manchmal auch vor Schlimmerem. Zum Beispiel, als mich ziemlich am Ende meiner DJ-Kariere zu früher Morgenstunde mal ein eifriger Jungpolizist auf dem Heimweg durch die Pampa anhielt. Er hatte wohl mein Auto und den Anhänger vor der Gaststätte beobachtet, in der ich die letzte Nacht aufgespielt hatte. Nun hoffte der dienstbeflissene Polizist offensichtlich, mit mir fette Beute gemacht zu haben.

So bestand er unbedingt darauf, dass ich ihn anhauchen sollte. Leider war ich etwas erkältet, spürte auch ein wenig Halsschmerzen und Heiserkeit – mein Atem war sicherlich alles andere als morgenfrisch. Ich bot ihm an, stattdessen lieber seine Kollegen auf der Wache anzurufen – die kannten mich nämlich von einigen Auftritten (ich hingegen wusste selten, dass Polizisten unter den Gästen waren – das erfuhr ich meistens erst wesentlich später oder nie) … sie hätten ihm sicherlich erklären können, dass ich definitiv nicht zu den typischen Trunkenheitsfahrern gehöre.

Er hielt diesen Tipp jedoch offensichtlich für eine faule Ausrede… und musste dann wohl in den sauren Apfel beißen. Sorry, so ähnlich muss es wohl bei der Raubtiernummer im Zirkus riechen, wenn der Dompteur seinen Kopf in das offene Maul des Löwen legt. Na ja – ich hatte ihn ja gewarnt. Auch ein Jungpolizist muss wohl so seine eigenen Erfahrungen machen.

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