Donnerstag, 26. November 2015

Meine DJ-Biografie - Kapitel 13: PARTY FATA MORGANA











Mit der telefonischen Auftragsannahme eines mobilen Discjockeys ist das ja nicht unbedingt eine einfache Angelegenheit. Und so war es natürlich auch bei der SOUNDBOX. Mir oftmals wildfremde Menschen riefen halt einfach an, um für das musikalische Rahmenprogramm ihrer Feier zu sorgen. 

Also wurde stets am Telefon besprochen, was und wo gefeiert werden sollte, wieviele Personen voraussichtlich teilnehmen würden, welche Musik gespielt werden sollte und viel Anderes mehr. Wichtig waren für beide Seiten logischerweise immer die Zahlungsmodalitäten - bei mir erfuhr der Auftraggeber daher generell schon bei der telefonischen Auftragserteilung, was am Ende der Feier bezüglich eines SOUNDBOX-Auftritts finanziell auf ihn zukam und wie dieses zu entrichten war. Auf diese Weise gab es von vornherein klare Absprachen.

Für mich zählte dieses Vorgehen stets zu transparenten und vor allem ehrlichen, fairen und sauberen Geschäftsbedingungen. Denn rein rechtlich gesehen ist so eine Auftragsvergabe und -annahme am Telefon schließlich ein rechtsverbindliches Geschäft. Gerade im ländlichen Bereich kauft man ja auf Märkten auch heute noch Schweine, Kühe, Pferde und anderes Getier per Handschlag. Und bei einer Auktion kann man mit einem bloßen Kopfnicken beispielsweise sogar teure Autos ersteigern.

Der Verbindlichkeit eines so entstandenen Vertrags sind sich allerdings längst nicht alle Menschen bewusst. Oder sagen wir mal, sie wissen es schon, ignorieren es jedoch geflissentlich mal, wenn es grad irgendwie nicht passt. Um sich eventuellen Ärger dieser Art zu ersparen, verschick(t)en einige meiner DJ-Kollegen Auftragsbestätigungen per Post oder Fax. So habe ich es anfangs auch eine Zeit lang praktiziert – unterm Strich bindet es den Kunden allerdings weder rechtlich noch moralisch ENGER an den geschlossenen Vertrag, als eben "nur" eine telefonische Absprache, ein Handschlag oder ein bloßes Kopfnicken.

Auf den Leim gegangen


Ein besonderes Erlebnis der Art „Nach Anruf Party“ war mir zum Zeitpunkt des eigentlichen Geschehens damals ziemlich peinlich. Irgendwann vorher bekam ich jedenfalls einen dieser beschriebenen, üblichen Anrufe. In einem Ort, gut fünfzig Kilometer entfernt, wurde die SOUNDBOX für eine Feier mitten in der Woche gebucht. Da ja bekanntlich nichts unmöglich ist, erweckte dieser Fakt bei mir keinen außergewöhnlichen Argwohn.

Für den besagten Tag nahm ich mir dann tatsächlich sogar extra Urlaub. Morgens hängte ich den Anhänger mit der PA-Anlage hinter mein Auto und knapp eine Stunde später erreichte ich das vorgegebene Ziel. Dort fand ich zwar die angegebene Adresse, doch von einer anstehenden Feier war weit und breit nichts zu sehen. Auch öffnete niemand die Haustür. Jetzt (endlich!) schwante mir langsam Böses. Letzte Klarheit brachte dann das Gespräch mit einem Nachbarn – die Familie, bei der die SOUNDBOX an diesem Tag angeblich auftreten sollte, lebte hier offensichtlich hart am Rande der Gesellschaft und war bereits mehrfach wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs, häufigen Streits und Schlägereien sowie Arbeitslosigkeit und regelmäßigen Polizeibesuchen einschlägig in Erscheinung getreten. Irgend jemand wollte dieser Familie wohl nun einen üblen Streich spielen und hatte, natürlich ohne deren Wissen, die SOUNDBOX bestellt. Es sollte augenscheinlich unbedingt Ärger geben.


Angesichts dessen schien mir eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei tatsächlich fällig zu sein. Die Beamten rieten mir jedoch davon ab. Die bereits polizeilich bekannte Familie und ihr soziales Umfeld ließen einfach keine sinnvolle Strafverfolgung erwarten – "die Herrschaften bewegen sich eh auf einem sehr seichten geistigen Niveau“ (zu Deutsch: in diesem Fall waren sowohl alle potentiellen Täter als auch die Opfer, also die Familie, der hier offenbar ein Streich gespielt wurde, außergewöhnlich unterbelichtet). Daher sei eben leider rein gar nichts zu erwarten. 
Man empfahl mir einfach, meine Reise schlicht als „Ärgernis“ zu verbuchen und es dabei bewenden zu lassen.

Na gut! Ein bisschen beschämt entschloss ich mich deshalb zum unverzüglichen Rückzug – eine Stunde später war ich also um eine Erfahrung reicher und ein paar Liter Diesel ärmer. Meine Leichtgläubig- und Gutmütigkeit, eine blöde Eigenheit, die leider seit eh und je an meiner Person haftet, kostete mich in diesem Fall unterm Strich glücklicherweise nicht allzuviel.



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