Donnerstag, 18. Juni 2015

Diesel statt Benzin - ich mach's wieder gut!

Seit letztem Oktober ging gar nichts mehr... unter der glänzenden roten Motorhaube des Polo Fox Coupés!

An einem jener Tage hatte ich nämlich nicht aufgepasst. Abgelenkt durch ein Telefongespräch per Bluetooth-Headset füllte ich den Tank meines tornadoroten Polo randvoll mit Diesel. Erst beim üblichen Notieren der Tankdaten fiel mir der günstigere Kraftstoffpreis auf. Blöderweise war ich auch noch unter Zeitdruck - einen sehr wichtigen Termin durfte ich keineswegs verpassen. Doch mir war sehr bewusst, dass ich mit dieser Tankfüllung nicht weit kommen würde... aber ich musste so weit wie möglich kommen! Verdammter Mist!

Kurz vor dem Fauxpas

Also ließ ich das Unabwendbare geschehen - nahm mit dem Auto kräftig Anlauf, ließ es einfach nur noch rollen als der Motor ruckelnd abstarb. Einige Meter weiter war diese Fahrt vorüber. Immerhin hatte ich wenigstens gut einen Kilometer geschafft. Äußerst unglücklich schob ich das Coupé nun auf den Parkplatz vor einer Bank. Den Rest, etwa einen weiteren Kilometer, musste ich noch laufen. Dann konnte ich zuhause in mein Ersatzfahrzeug, meinen K 70, steigen. Mein Terminproblem ging somit glücklicherweise gut aus.

Später bat ich meine Familie von der Arbeit aus per Telefon, den Havaristen zu bergen und nach Hause zu schleppen. Als Olivia und Marcel das Fahrzeug vor dem Finanzunternehmen abholen wollten, bot sich gleich einer der Angestellten an. "Setzen sie sich ruhig rein - ich schieb`sie an... der läuft bestimmt gleich wieder!" "Soll er garnicht", entgegnete Olivia, "der hat nämlich den falschen Sprit im Tank!" Und Marcel fühlte sich gezwungen, dem Davoneilenden hinterher zu rufen, dass die Beiden nicht für die Fehlbetankung verantwortlich seien. 

Ja, ja... wer einen Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen - ICH war ja grad nicht vor Ort und konnte mich somit auch nicht wehren! Außerdem: Recht hat er ja! Peinlich war das Alles ohnehin reichlich - und das mir, als Fahrlehrer!

Als ich abends nach Hause kam, schaute mich der Polo traurig aus seinen großen runden Scheinwerfern an. Sorry, Kleiner... ich mach das wieder gut! In den nächsten Tagen ließ ich den Dieselkraftstoff ab. Fast dreißig Liter verließen den Tank durch den gelösten Schlauch am Boden. Auch der letzte Rest musste aus der Leitung. Das System spülte ich mit frischem Benzin. Nach einigem Georgel tuckerte der Motor schließlich wieder los... und qualmte die ganze Hofeinfahrt dicht. Doch er lief. Und je länger er lief, desto mehr stabilisierte sich sein Lauf. Die anschließende Probefahrt glich allerdings mehr dem Reiten. Der Motor hustete und röchelte, verschluckte sich, stotterte wieder, nieste, pupste, setzte aus, drehte wieder... aber es wurde spürbar besser. Ich entschied, am nächsten Tag wieder mit dem kleinen Polo zur Arbeit zu fahren.

Drei oder vier Tage lang versah er wieder seinen Dienst. Zwar schniefte und hustete er noch manchmal, aber er lief. Doch auf dem letzten Heimweg starb er plötzlich aus ganz normaler Fahrt einfach ab... blieb auf einem Parkplatz einer Kreisstraße mitten im Moor einfach liegen. Was war los? Ich öffnete die Motorhaube. Mir fiel sofort der rotglühende Kat auf. Oh oh... das schien gar nicht gut zu sein! Nach einer viertel Stunde startete ich den Motor wieder. Im Leerlauf lief er ganz normal. Beim Beschleunigen hörte er sich jedoch wie eine Dampflok an, immer begleitet von einem seltsamen Zischen. So, als ob jemand den Auspuff zuhielt.

Langsam schleppten wir uns gen Heimat - doch etwa drei Kilometer vor zuhause streikte der Polo vollends. Olivia schleppte uns mit ihrem Audi A2 heim. Wochenendliche Reparaturversuche brachten die Einsicht, dass der Kat verendet war. Also räumte ich ihn leer, baute den Abgasstrang wieder zusammen und stellte schließlich fest, dass der Motor immer noch zischte und nicht über Leerlaufdrehzahlen hinweg zu drehen war. Meines Erachtens nach, hatte ich den kleinen Motor wohl ruiniert. Armer kleiner Polo!

Inhalt eines Katalysators

Doch ich entschied mich, nach einem Ersatzmotor Ausschau zu halten. Für weniger als 50,- EUR fand sich ein Exemplar bei eBay-Kleinanzeigen. Wenige Tage später lieferte eine Spedition die Maschine auf einer kleinen Holzpalette an. Die Lieferung verschwand den Winter über erstmal in der Garage.

Winterschlaf

Im Frühjahr nahmen wir mit unserem REDSTAR an einer großen Fotoproduktion der AUTOBILD Klassik bzw. AUTOBILD Reisemobil teil (Story folgt demnächst!). Dabei deutete ich den Journalisten auch an, dass ich ein unverbasteltes, originales 87er VW Polo Fox Coupé besitze. Und das Fahrzeug weckte sofort Interesse, möglicherweise könne man den Polo bald mal gut gebrauchen.

Von dem platten Motor hab´ ich allerdings nichts gesagt! Wenn der Polo demnächst auf den Catwalk soll, muss er laufen. Glücklicherweise hatte mir K 70-Club-Kamerad Peter Rodenberg schon vor einiger Zeit seine Hilfe zugesagt. Peter ist zudem Serviceleiter einer VW-Autohaus-Gruppe in Rheinland-Pfalz... und was alte Autos betrifft, ein ebenso Durchgeknallter wie ich. Wir vereinbarten ein ganz bestimmtes Wochenende für die Motortransplantation, als Bonbon sollte schließlich ein Besuch des Oldtimermarkts in Bockhorn dienen. Vorher stand sogar noch die Reparatur des defekten K 70-Radlagers auf der Liste. Dieses Programm versprach viel Schrauberei und reichlich ölige Finger.

Um meinen Schraubergast nicht allzu sehr zu vereinnahmen, bereitete ich die Reparaturen vor. Der Polo wurde seiner Motorhaube entledigt, Kühler und Auspuff entfernt. Der "neue" Motor wurde entrostet und mit schwarzem Hammerite schick gemacht. Einige Kühlwasserschläuche verpflanzte ich schon mal. Der Auspuff wurde äußerlich vom Rost befreit und mit Zinkspray versehen. Außerdem mussten neue Auspuffgummis und ein frischer Ölfilter her. Den alten Kat trennte ich aus dem voderen Hosenrohr heraus und schweißte ein neues Teil ein. Nun konnte es los gehen!

Bald nachdem Peter eintraf, löste er sämtliche Schläuche, Leitungen, Bowdenzüge, Schaltgestänge sowie die Antriebswellen und Motorstützen.


Keine Stunde später baumelte die alte Maschine am Kettenzug über dem Motorraum. Marcel und Peter transplantierten das Getriebe und die Kupplung, den Anlasser und die Lichtmaschine. Anschließend versenkten wir den "neuen" Motor wieder an den dafür vorgesehenen Platz im Polo-Vorderwagen und schlossen alles wieder an. Vier Stunden nach Beginn dieser Schraubersession forderte Peter mich auf, den Motor zu starten. Und der lief! Allerdings noch ohne Öl... man hatte wohl sämtliches Schmiermittel zum Versand des Motors abgelassen. Nachdem gut drei Liter frisches Öl in den Motor gegluckert waren, lief er etwas leiser. Doch in höheren Drehzahlen verließ ihn stets die Leistung. 


Der alte Motor raus...

Was war da los? Peter stellte Zündung und Zündzeitpunkt mittels einer Stroboskoplampe ein, leider jedoch ohne den gewünschten Erfolg.

Etwas ratlos mutmaßten wir, dass vielleicht auch das Verpflanzen des alten Vergasers auf den "neuen" Motor Erfolg bringen könnte. Oder eine nochmalige Reinigung des Tank- und Vergasertrakts. Seltsam war jedenfalls auch, dass der Motor bei höheren Drehzahlen offensichtlich Abgase durch die geöffnete Drosselklappe blies. Wir beschlossen, die Reparatur am nächsten Tag zu vollenden. So hatten wir auch noch Zeit, uns über die Sache Gedanken zu machen.
...und der neue Motor wieder rein!

Nach einem ausgiebigen Frühstück beschlossen wir, den Auspuffstrang nochmal zu lösen. Es könnte doch sein, dass der alte, zerstörte Katalysator mit seinen aufgelösten Einzelteilen die Abgasanlage verstopft und somit der Motor gar nicht richtig "ausatmen" kann. Nachdem ich den Auspuff also direkt hinter dem Katalysator entfernt hatte, lief der Motor zwar mit einem ohrenbetäubenden Krach... zeigte aber keine Leistungsverluste in höheren Drehzahlen mehr. Das Problem war somit endlich gelöst - es musste nur noch ein neuer Auspuff her.

Der liegt bereit und muss jetzt nur noch eingebaut werden. Die Episode Diesel statt Benzin dürfte damit zum Glück erledigt sein. Irgendwann werde ich den "alten" Motor mal auseinander nehmen - mich interessiert, was mit ihm passiert ist. Vielleicht ist er ja doch noch nicht ganz hin.

Ein ganz dickes Dankeschön geht an Maschinist Peter! Hoffentlich kann ich DAS mal wieder gutmachen!
Und auch Marcel hat mit seiner Hilfe zum Gelingen beigetragen.

Peter fand dieses Wochenende übrigens sehr entspannend! :-)




******AKTUALISIERUNG***** ... eine Woche später:

2 Kommentare:

  1. Und wen der erste Motor auch wieder gelaufen wäre wenn nur es Auspuff frei gewesen wäre ?

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    1. Hallo Christoph,

      ... dann hat sich der Motorumbau trotzdem gelohnt:

      1. habe ich bei dieser Gelegenheit Motorraum und Motor picobello entrostet, gereinigt und frisch gestrichen.
      2. läuft der jetzige Motor wesentlich besser, als der alte
      3. habe ich dann jetzt noch einen Motor zum Ersatz
      und 4. haben wir schick geübt, einen Motor raus und wieder rein zu bauen - was macht man nicht alles für ein Hobby? :-)

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