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Freitag, 1. Oktober 2010

El Gigantes kantiger K 70 Kult

Ist der K 70 gesund, freut sich der Mensch
Meine ersten Erfahrungen am Steuer eines Automobils machte ich auf Feldwegen im Moor am Volant des VW K 70 meines Vaters (siehe “Irgendwann fängt alles einmal an”). Auch die ausgedehnten Deutschland-, Österreich- und Italientouren gemeinsam mit meinen Eltern, der Großmutter und den beiden Schwestern führten schließlich dazu, dass ich mich mit diesem Auto infizierte und identifizierte. Irgendwann kam jedoch, wie es im Leben eines Autos immer kommen kann: der betagte Familienwagen wurde zugunsten eines neueren, anderen Fahrzeugs ausgemustert und verkauft.


Opfer des Gemeinen Braunen Eisenbeissers, mein roter Erster
Dennoch verlor ich den K 70 nie aus den Augen. Immer eine mögliche Restauration im Hinterkopf, hielt ich mir „heimlich“ einen anderen alten K 70 in einer windschiefen Scheune. Dieser Wagen war jedoch so vom Rost befallen, dass es eines Tages, Anfangs der 80er Jahre, nur noch zu einem großen „Schlachtfest“ reichte und die dabei „gewonnenen“ Teile eingelagert wurden. Wenig später fiel mir ein sonnengelbes K 70-Sondermodell mit schwarzen Rallystreifen in die Hände. Auch dieses fristete anschließend jahrelang eine triste Existenz unter einer großen Kunststoffplane in einer Scheune.

Gelbes Sondermodell – ist leider auch ein Opfer des Zahns der Zeit geworden...
zur Person: ja, ja, ich weiss! Schon mit 23 Jahren hätte ich den Namen El Gigante tragen können. 2 Meter 5 meets K 70 :-)
Mitte der 90er trug ich, der mittlerweile Familienvater Gewordene, mich mit Hausbauabsichten. So entstand neben dem neuen Einfamilienhaus in weiser Voraussicht eine nahezu ebenso große Garage, die fortan eine geräumige Werkstatt und genügend Abstellfläche für die anstehende Restauration und die angesammelten K 70-Teile bereithielt. Doch für das gelbe Sondermodell aus der Scheune kam es wieder anders.
VW K 70 LS in Sonnengelb, wartet in meiner Garage auf die Lackierung nach der Restauration... und frisst da zum Glück kein Brot
Durch den ersten Kontakt zum 1. Internationalen K 70-Club eröffnete sich mir die Möglichkeit, ein noch besseres (ebenso sonnengelbes) Fahrzeug zu erwerben. Dieses wurde in den darauffolgenden Jahren dann in der eigenen Garage aufwendig bearbeitet. Durch in Ausbildung, Beruf und Freizeit angeeignete Fähig- und Fertigkeiten in der Metallbearbeitung, konnte ich als K 70-Retter die meisten Arbeiten selbst erledigen. Dennoch braucht gut Ding auch Weile – und finanzielle Zuwendung – und so wartet er zur Zeit noch immer auf seine Lackierung und natürlich die anschließende Montage.

Mein Kasi legt sich mächtig ins Zeug
2002 fand sich dann durch das Internet zufällig ein nahezu fahrfertiges Objekt in einem Hühnerstall in der Nähe von Bremen. Dieser marathonmetallic (hellblau) - farbene K 70 bereichert seitdem den Fuhrpark der Familie und nimmt zudem an heimischen Oldtimertreffen oder Clubtreffen in den Niederlanden, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder Hessen teil.
El Gigante steht… äh… sitzt auf K 70
Von ahnungslosen Betrachtern werde ich gelegentlich gefragt, warum es denn ausgerechnet ein VW K 70 sein musste. Die Antwort darauf lautet: Das Fahrzeug muss irgendwann im Leben eine Rolle gespielt haben. Und sei es nur, dass ich es mir sehnlichst wünschte, als ich 17 war. Mit dem fertigen Auto muss sich unbedingt ein Traum erfüllen, dann stimmt die Richtung. Es ist also ein Irrtum, dass der Spaß bei einem Bugatti, Maybach oder Mercedes SSK größer als groß ist. Ein Bugatti zum Beispiel hat nie in meinem Leben irgendeine Rolle gespielt.

Historische Ansichten, die ganze Fuhre vor
Rittergut Falkenhard
Aber der VW K 70 von 1973, nur 75 PS stark, war das Auto meiner Kindheit. Mein Vater besaß ihn und meine Familie machte damals mit ihm herrliche Reisen, von Niedersachsen bis nach Tirol zum Beispiel. Dieses Auto kann niemand kaufen, auch nicht im Tausch, Zug um Zug gegen einen Bugatti – ihr könnt mich auf die Probe stellen.
Was hat mein A2 mit dem K 70 zu tun? Ganz einfach:
es ist 
Verwandtschaft! 
Über 30 Jahre nach der Entwicklung des 
K 70 im
damaligen NSU-Werk Neckarsulm, wurde mein 
Alltagsfahrzeug, der Audi A2, im gleichen, heutigen 
Audi-Werk gebaut.
 
Das ganz große Herzklopfen stellt sich nicht beim Anblick der Staatskarosse des Audi A 8 ein, den Altkanzler Gerhard Schröder fuhr, auch nicht, wenn man vor dem BMW 750 iL von Pierce Brosnan als James Bond steht, sondern dann, wenn man „sein“ Auto wieder sieht. Das kann ein Fiesta sein, ein Golf oder ein billiger Corsa oder gar nur ein Daihatsu oder eben ein VW K 70. 

Man sollte also nicht nach einem Oldtimer suchen, der gerade „in“ ist, sondern nach dem, der in einem drin ist.

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